Algerien Reisevorbereitungen
Kurzreisen benötigen wenig Vorbereitung, die Orte sind touristische Highlights und die wichtigen Monumente und Sehenswürdigkeiten finden sich auch ohne Reiseführer und einmal mitten im Geschehen hilft auch google & Co. gerne weiter.
Anders
ist es, wenn ich eine, sagen wir, Studienreise unternehme. Da gibt es
eine grössere und längere Planung, vor allem, wenn es auf die
Spuren von Albert Camus geht, der 1913 geboren wurde, also vor
110 Jahren und das heutige Alger und Oran sicher nicht mehr so sind,
wie er die Orte in seinen Büchern "Die Pest", "Der
Fremde"und vor allem in "Der erste Mensch"
beschreibt. Zu viel Zeit ist vergangen, zu viel Geschichte musste das
nordafrikanische Land erleben, um noch so zu sein, wie es der junge
Camus erleben durfte und als pie-noir leben musste.
Nach über 130
Jahren Kolonialmacht Frankreichs waren die ersten Jahre der Freiheit
nicht einfach. Die Berber in der Grossen Kabylei begehrten gegen die
Arabisierung auf. Der seit der Unabhängigkeit bestehende, vom Islam
geprägte Sozialismus wurde aufgegeben. Reformen sollten die
Privatisierungen in der Landwirtschaft vorantreiben. Bereits im
Oktober 1988 brachen wilde Streiks und Unruhen aus. Die islamische
Partei FIS wurde legalisiert. Mit ihren Kämpfen gegen die
europäischen Einflüsse findet sie einen starken Zulauf vor allem
von Jugendlichen und Studenten. Nach blutigen Unruhen anfangs der
1990er-Jahre wurde die Partei wieder verboten und die erste
demokratische Verfassung wurde eingeführt. In den folgenden Jahren
des letzten Jahrhunderts liessen Terror, die Antwort des Militärs
und der Polizei und die Korruption das Land nicht zu Ruhe kommen und
hemmte eine wirtschaftliche Entwicklung.
Während meiner letzten Besuche in Algerien war Präsident Abdelazis Bouteflika im Amt. Sein Ziel war, den inneren Frieden wieder herzustellen. Meine Reise im Mai 2007 führte mich nach der Tourismus Messe in Alger nach Ghardaia. Eine andere Geschichte. Über 15 Jahre sind seither vergangen, viel wird sich getan haben. Ich bin gespannt, was für ein Algerien ich vorfinden werde!
Nicht
nur Spuren von Albert Camus werde ich versuchen zu finden, sondern
auch eines spanischen Reiseschriftstellers, Javier
Reverte,
dessen Bücher mich immer faszinierten und leider nicht auf Deutsch
erhältlich sind. Zu seiner Trilogie zu Afrika finden sich "El
sueño
de Africa", "Vagabundo en Africa"
und "Los
caminos perdidos de Africa".
Uebersetzt, die Träume Afrikas, Landstreicher Afrikas und Verlorene
Wege Afrikas. Unter anderem schrieb er auch "El
médico de Ifni", eine
Geschichte aus dem südlichen Protektorats Spaniens im heutigen
Marokko und "La
cancion de Mbana", eine
Geschichte als Äquatorial-Guinea eine von den Portugiesen geerbte
spanische Kolonie war.
Als
eines seiner letzten Werke vor seinem Tod im Jahre 2020 gilt sein
Werk "El hombre
de las dos Patrias", eine
Reisebeschreibung aus dem Jahre 2013,
als
Javier Reverte mit der Fähre von Alicante nach Oran reiste, um auf
den Spuren von Albert Camus zu wandeln.
Somit
ist mein Ziel, nicht nur die Orte und Gegebenheiten zu entdecken, die
Camus in seinen Büchern beschreibt, nein, ich habe hier die Hilfe
von Reverte (nicht mit dem bekannteren Arturo Perez-Reverte zu
verwechseln), der nur vor 10 Jahren die Schauplätze in Oran und
Algier aufsuchte.
Weder
Camus noch Reverte haben sich viel um die Stadt Tlemcen,
rund 200 km vom Mittelmeer entfernt, befasst. Da ich auf meinen
früheren Reisen durch Algerien den Süden und den Osten kennenlernen
und entdecken durfte, fehlt mir auf meiner persönlichen Weltkarte
der Nordwesten, der nun mit dieser Reise abgedeckt wird.
Tlemcen
nennt man das "Granada" Nordafrikas. Als Ende des 15., anfangs
des 16. Jahrhunderts die Mauren jüdischen und muslimischen Glaubens
von den Katholischen Königen Ferdinand und Isabel vertrieben wurden,
haben sie hier in Tlemcen ein neues Granada aufgebaut. Die Stadt war
schon früher neben Fez, Marrakech und Kairouan eine der wichtigsten
Städte Nordafrikas. Das Minarett der Hauptmoschee wurde unter dem
gleichen Herrscher gebaut wie die Giralda in Sevilla und die
Koutoubia in Marrakech.
Algerien war und ist kein grosses
touristische Reiseziel, viel ist über Tlemcen nicht bekannt, daher
freue ich mich, auch diese Stadt zu besuchen und zu entdecken.
Algerien
hat aber touristisch sehr viel zu bieten. Nicht nur die langen
Sandstrände, sondern vor allem die zahlreichen Überreste aus der
römischen Zeit, siehe Algerien
- römische Kornkammer, sind eine Reise
wert.
Als ich vor 15 Jahren noch als Berater für touristische
Unternehmen und u.a. auch für das Tourismus-Ministerium für
Algerien tätig war, wiesen wir Fachleute immer darauf hin, dass
Algerien bitte für Touristen mit einem Aufenthalt von bis zu 15
Tagen doch die Visapflicht abschaffen solle. Damals leider ohne
Erfolg und auch heute besteht die Pflicht weiter. Der Reisende
beantragt ein entsprechendes Visum bei der konsularischen algerischen
Niederlassung in seinem Wohnland. Ausser den üblichen Unterlagen wie
Reisepass, Fotos, Fotokopien und Antragsformular werden die
Bestätigungen der Buchungen der Unterkünfte und eine
Reiseversicherung verlangt. Eine Flugbuchung muss bei der Beantragung
nicht vorgelegt werden. Flüge gibt es von Air Algerie von der
Schweiz ab Basel (sonntags, mittwochs) und ab Genf. Der Flugpreis
liegt bei rund 250 chf, hin und zurück. Mein Hinflug ist kommenden
Sonntag, 8. Januar 2023, Abflug 14 Uhr 40. Der Flug dauert 2 Stunden
und 10 Minuten.
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