Algerien Reisevorbereitungen

06.01.2023

Kurzreisen benötigen wenig Vorbereitung, die Orte sind touristische Highlights und die wichtigen Monumente und Sehenswürdigkeiten finden sich auch ohne Reiseführer und einmal mitten im Geschehen hilft auch google & Co. gerne weiter.

Anders ist es, wenn ich eine, sagen wir, Studienreise unternehme. Da gibt es eine grössere und längere Planung, vor allem, wenn es auf die Spuren von Albert Camus geht, der 1913 geboren wurde, also vor 110 Jahren und das heutige Alger und Oran sicher nicht mehr so sind, wie er die Orte in seinen Büchern "Die Pest", "Der Fremde"und vor allem in "Der erste Mensch" beschreibt. Zu viel Zeit ist vergangen, zu viel Geschichte musste das nordafrikanische Land erleben, um noch so zu sein, wie es der junge Camus erleben durfte und als pie-noir leben musste.
Nach über 130 Jahren Kolonialmacht Frankreichs waren die ersten Jahre der Freiheit nicht einfach. Die Berber in der Grossen Kabylei begehrten gegen die Arabisierung auf. Der seit der Unabhängigkeit bestehende, vom Islam geprägte Sozialismus wurde aufgegeben. Reformen sollten die Privatisierungen in der Landwirtschaft vorantreiben. Bereits im Oktober 1988 brachen wilde Streiks und Unruhen aus. Die islamische Partei FIS wurde legalisiert. Mit ihren Kämpfen gegen die europäischen Einflüsse findet sie einen starken Zulauf vor allem von Jugendlichen und Studenten. Nach blutigen Unruhen anfangs der 1990er-Jahre wurde die Partei wieder verboten und die erste demokratische Verfassung wurde eingeführt. In den folgenden Jahren des letzten Jahrhunderts liessen Terror, die Antwort des Militärs und der Polizei und die Korruption das Land nicht zu Ruhe kommen und hemmte eine wirtschaftliche Entwicklung.

Während meiner letzten Besuche in Algerien war Präsident Abdelazis Bouteflika im Amt. Sein Ziel war, den inneren Frieden wieder herzustellen. Meine Reise im Mai 2007 führte mich nach der Tourismus Messe in Alger nach Ghardaia. Eine andere Geschichte. Über 15 Jahre sind seither vergangen, viel wird sich getan haben. Ich bin gespannt, was für ein Algerien ich vorfinden werde!

Nicht nur Spuren von Albert Camus werde ich versuchen zu finden, sondern auch eines spanischen Reiseschriftstellers, Javier Reverte, dessen Bücher mich immer faszinierten und leider nicht auf Deutsch erhältlich sind. Zu seiner Trilogie zu Afrika finden sich "El sueño de Africa", "Vagabundo en Africa" und "Los caminos perdidos de Africa". Uebersetzt, die Träume Afrikas, Landstreicher Afrikas und Verlorene Wege Afrikas. Unter anderem schrieb er auch "El médico de Ifni", eine Geschichte aus dem südlichen Protektorats Spaniens im heutigen Marokko und "La cancion de Mbana", eine Geschichte als Äquatorial-Guinea eine von den Portugiesen geerbte spanische Kolonie war.
Als eines seiner letzten Werke vor seinem Tod im Jahre 2020 gilt sein Werk "El hombre de las dos Patrias", eine Reisebeschreibung aus dem Jahre 2013, als Javier Reverte mit der Fähre von Alicante nach Oran reiste, um auf den Spuren von Albert Camus zu wandeln.
Somit ist mein Ziel, nicht nur die Orte und Gegebenheiten zu entdecken, die Camus in seinen Büchern beschreibt, nein, ich habe hier die Hilfe von Reverte (nicht mit dem bekannteren Arturo Perez-Reverte zu verwechseln), der nur vor 10 Jahren die Schauplätze in Oran und Algier aufsuchte.

Weder Camus noch Reverte haben sich viel um die Stadt Tlemcen, rund 200 km vom Mittelmeer entfernt, befasst. Da ich auf meinen früheren Reisen durch Algerien den Süden und den Osten kennenlernen und entdecken durfte, fehlt mir auf meiner persönlichen Weltkarte der Nordwesten, der nun mit dieser Reise abgedeckt wird.
Tlemcen nennt man das "Granada" Nordafrikas. Als Ende des 15., anfangs des 16. Jahrhunderts die Mauren jüdischen und muslimischen Glaubens von den Katholischen Königen Ferdinand und Isabel vertrieben wurden, haben sie hier in Tlemcen ein neues Granada aufgebaut. Die Stadt war schon früher neben Fez, Marrakech und Kairouan eine der wichtigsten Städte Nordafrikas. Das Minarett der Hauptmoschee wurde unter dem gleichen Herrscher gebaut wie die Giralda in Sevilla und die Koutoubia in Marrakech.
Algerien war und ist kein grosses touristische Reiseziel, viel ist über Tlemcen nicht bekannt, daher freue ich mich, auch diese Stadt zu besuchen und zu entdecken.

Algerien hat aber touristisch sehr viel zu bieten. Nicht nur die langen Sandstrände, sondern vor allem die zahlreichen Überreste aus der römischen Zeit, siehe Algerien - römische Kornkammer, sind eine Reise wert.

Als ich vor 15 Jahren noch als Berater für touristische Unternehmen und u.a. auch für das Tourismus-Ministerium für Algerien tätig war, wiesen wir Fachleute immer darauf hin, dass Algerien bitte für Touristen mit einem Aufenthalt von bis zu 15 Tagen doch die Visapflicht abschaffen solle. Damals leider ohne Erfolg und auch heute besteht die Pflicht weiter. Der Reisende beantragt ein entsprechendes Visum bei der konsularischen algerischen Niederlassung in seinem Wohnland. Ausser den üblichen Unterlagen wie Reisepass, Fotos, Fotokopien und Antragsformular werden die Bestätigungen der Buchungen der Unterkünfte und eine Reiseversicherung verlangt. Eine Flugbuchung muss bei der Beantragung nicht vorgelegt werden. Flüge gibt es von Air Algerie von der Schweiz ab Basel (sonntags, mittwochs) und ab Genf. Der Flugpreis liegt bei rund 250 chf, hin und zurück. Mein Hinflug ist kommenden Sonntag, 8. Januar 2023, Abflug 14 Uhr 40. Der Flug dauert 2 Stunden und 10 Minuten.
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