Almeria Zentrum

10.03.2024

Ich darf mich als Kenner Andalusiens bezeichnen, da ich fast zwanzig Jahre in Granada gelebt habe. Vor zwanzig Jahren aber habe ich Spanien verlassen und meine Zelte wieder in Mitteleuropa aufgeschlagen. Von den 8 andalusischen Provinzen kannte ich vor allem Granada, Málaga, Córdoba, Sevilla, Cádiz und Jaén gut bis sehr gut. Dies aufgrund meiner Tätigkeit im internationalen Tourismus. Die beiden Randregionen Huelva und Almeria kamen auf den Kulturrouten durch Südspanien zu kurz. Ab und zu lief ein Kreuzfahrtschiff den Hafen von Almeria an. Wir brachten die Touristen dann nach Granada zur Alhambra. Inzwischen fuhr das Schiff weiter nach Málaga, wo die Gäste am späten Abend wieder an Bord gingen und weiter nach Afrika schipperten. Damit sind meine Erinnerungen an Almeria verblasst. Das ist auch der Grund, warum ich die Stadt am Alboran-Meer zu meinem persönlichen Hafen für die nächsten Monate auserkoren habe. Das Leben geht immer weiter, und in Granada die Zelte aufzuschlagen, wäre ein Zurück gewesen und ein wieder Eintauchen in ein Leben das einmal war.

Über booking.com mieteten wir eine kleine, hübsche Wohnung im Stadtteil Zapillo. Zu diesem ehemaligen Fischerviertel gehört der gleichnamige, über 4 km lange Strand. Sand, Kiesel und Steine dominieren das Ufer. Die Infrastruktur ist sehr gut mit Liegestuhlverleih, öffentlichen Toiletten und Duschen, Geschäften und vielen Cafés und Bars. Zu Fuss ist man in weniger als einer halben Stunde in Puerto Deportivo, von wo aus die Hauptstrassen ins Stadtzentrum führen. Die eigentliche Hauptstrasse N 340, der Paseo Linarejos, führt bis zum stillgelegten Bahnhof von Madrid. Das eindrucksvolle Hauptgebäude wurde 1915 von Narciso Clavería Palacios entworfen und vereint Elemente des Neomudéjar und des Modernisme. Die Form des Gebäudes erinnert an einen umgedrehten Eisenbahnwaggon. Besonders auffällig sind die vier deckelartigen Bauelemente, die an die Speichenräder eines Eisenbahnwaggons erinnern. Für den Bau des Gebäudes wurden Steine verwendet, und zwar Ziegel in zwei verschiedenen Farbtönen, die sich in ihrer horizontalen Schichtung abwechseln. Derzeit ist der Bahnhof geschlossen. Eine neue Bahnlinie ist im Bau.

Direkt vom Hafen führt die Calle Belen mit ihren Wasserspielen und Grünflächen ins Zentrum. Bald führt der Paseo de Almeria, eine der Hauptschlagadern der Einkaufsstraßen, hinauf zur Puerta de Purchena, dem Herzen der Stadt. Links liegen die Altstadt und das ehemalige Judenviertel. Die Calle Belen geht in die fast drei Kilometer lange Avenida Federico Garcia Lorca über, eine der Hauptverkehrsadern der Stadt, von den Einheimischen Rambla genannt.

Federico García Lorca wurde 1898 in Fuentevaqueros, Provinz Granada, geboren und lernte schon früh von seiner Mutter, einer Lehrerin, lesen. Später besuchte er die Schule seines Lehrers und Privatlehrers Antonio Rodríguez Espinosa in Fuentevaqueros.
Antonio Rodríguez zog 1906 nach Almería und Federico García Lorca verbrachte das Schuljahr 1907/1908 sowie die Monate Juli und August desselben Jahres bei ihm. In diesem Jahr legte er die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium ab und studierte dort im Studienjahr 1908/1909, das er jedoch nicht abschloss. Er blieb dort nur sechs Monate, da er an einer Mundkrankheit litt. Diese Krankheit veranlasste ihn, nach Granada umzuziehen, wo er ab 1909 an der Universität studierte. In Almería war Federico García Lorca zwischen 1906 und 1909 im Alter von 10 bis 13 Jahren. Seine Reise und seine Erinnerungen an Almería und die Ereignisse im Cortijo del Fraile inspirierten ihn zu seinem Werk Bluthochzeit.
Auf der Plaza Maestro Rodríguez Espinosa und vor dem Haus, in dem er mit seinem Lehrer wohnte, ehrt die Stadt Almería den Dichter mit einer Büste, die Platz beherrscht.
Der berühmte Dichter und Dramatiker der Generation von 1927 starb 1936, erschossen im Spanischen Bürgerkrieg.

Die Puerta de Purchena ist es ein Platz im Zentrum der Altstadt. Hier befand sich das wichtigste Eingangstor zur damaligen Stadt: das Pechina-Tor. Sein Name wurde jedoch nach der Eroberung durch die Katholischen Könige geändert, die Pechina mit Purchena verwechselten. Das Tor verschwand nach dem Abriss der Mauer im Jahr 1855, wodurch damals ein Platz entstand. Seit der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts und dem Beginn des XX. Jahrhunderts, mit dem Bergbauboom, den die Provinz erlebte, vermehrten sich sowohl auf dem Platz selbst als auch in seiner Umgebung alle Arten von Bürger- und Palasthäusern. Der Platz wurde 1991 zum historisch-künstlerischen Denkmal erklärt.