Aral See - Usbekistan / Kasastan

25.04.2023

Auf über 10'000 Meter Höhe sehe ich aus dem Flieger auf Spuren von Strassen, spärlichen Linien, die sich ins nirgendwo verlieren. In einigen Buchten, Kratern und Vertiefungen hatte sich während der letzten Regen Wasser gesammelt. Das kostbare Nass liegt wie Schwarze Augen (Issyk Kul See, Kirgistan) in den verschieden geformten Tümpeln. Wo Wasser ist, ist auch Vegetation, wo Vegetation, da ist auch Leben. Der Sand und Hügel zeichnen Linien im Unendlichen. Dazwischen seit Jahren ausgetrocknete Baumwollfelder. Geblieben sind die Schutzmauern. Die Hügel wechseln in flache Wüste, von hier ist jegliches Leben geflohen. Wo sind die Nomadenzelte geblieben? Wo sind die berittenen Hirte und ihre unzähligen Schafe, Ziegen, Rinder, Kamele und Pferde?
Angesichts der endlosen Wüste zweifelte ich an der Realität, zweifelte an der Vergangenheit, dem Unwissen der Herrscher. Die Wüste gibt ein Gefühl der Entfernung.
Wieso glauben wir nur immer an das heute, das es nicht gibt?
Wann zieht sich wieder einmal ein Gewitter in dieser trostlosen Wüste auf?
Wann kommen die Fahnen braunes Staubes über die von der Sonne rot geformten Wände des Dunstes?
Ist diese heute trostlose Gegend für immer verloren oder wird sich im Wandel der Zeit sich der Aralsee wieder füllen und seinen Ufern auf über Hunderten von Metern neues Leben schenken. Die Wüste soll als ungeborene Welt neu auferstehen.

Bilder:
Flug TK 353, Flughöhe 10'973 Meter über Meer, 745 km/h Bodengeschwindigkeit