Autos vor 2000

14.02.2024

So katastrophal der Strassenverkehr in einigen der Länder ist, die ich bereits bereist habe, so sehr freue ich mich immer wieder über Oldtimer, die noch aktiv im Strassenverkehr unterwegs sind. So auch in Algerien. In der Hauptstadt selbst sind Oldtimer seltener. In den anderen Städten und Ortschaften sind sie dagegen an der Tagesordnung. So zum Beispiel in Tlemcen im Nordwesten des Landes. Hier findet man, wie bereits in einem anderen Artikel beschrieben, sehr viele Peugeot 404 bachée. Ich konnte die Limousine und den Familiale sehen, hatte aber keine Zeit, diese beiden Typen zu fotografieren. Es dauert immer etwas zu lange, bis das Handy bereit ist, Fotos zu machen. Bei den Überlandtaxis findet man die Familiale der Baureihen 504 und 505 mit bis zu 7 Sitzplätzen. Als Lieferwagen den J9, der früher als Minibus beliebt war, jetzt aber von seinem türkischen Nachfolger, dem Karsan, abgelöst wurde. Einen J7 ohne Rücklichter und ohne Blinker fuhr an mir vorbei. 

Vor einigen Tagen habe ich einen 204 gesehen. Das Fahrzeug wurde bei seiner Vorstellung von der Fachpresse zerrissen, vor allem wegen des hohen Kaufpreises.

Nun, nachdem Peugeot die Katze sozusagen stückweise aus dem Sack liess, ist er da und zeigt sich besser geraten, als man zu erwarten hoffte. Er ist in der Tat ein im besten Sinne modernes Auto. Dessen Vorteile aber wollen bezahlt sein. Genauso stolz, wie das Werk auf ihn sein kann, ist sein Preis. Mindestens 7350,— Mark muss man für dieses Auto mit wenig mehr als 1100 ccm zahlen. Selbst Ausstattung und Erscheinungsbild des Wagens rechtfertigen den Preis kaum. Äusserlich weder schön noch hässlich zu nennen, zeitlos aber ohne die Züge einer starken automobilen Persönlichkeit, gibt sich der Peugeot 204 betont bescheiden, ja fast ein wenig schüchtern. Darinnen schwelgt man kaum in Luxus. Die Ausstattung ist schlicht und ausreichend, nie aber beeindruckend. Ansonsten aber ist die Karosserie ein typischer Vertreter der französischen Linie der Vernunft. Die Grundfläche ist ausgezeichnet genutzt, vier Personen finden bequem Platz und Türen ausreichender Grösse. Der Kofferraum ist, gemessen am Format des Wagens, selbst sehr gross und überdies glattflächig.

Interessanterweise sind nur wenige Citröen unterwegs. Die eine oder andere Ente, ein Ami 6, das war es dann auch schon. Auch deutsche Automarken, in anderen afrikanischen Ländern so beliebt wie Mercedes, sind hier kaum zu finden. Interessant ist, dass zum Beispiel in der Nachbarstadt Remchi viele Mazdas die Waren zum Wochenmarkt fahren. Ein polnischer Zastava ist auch noch fertreten.

Dagegen ist die französische Automarke Renault gut vertreten. Vom R4 über R6 bis R12 und den R16 findet sich alles in den Ausführungen Kombi, Limousinen und Lieferwagen. Besondere Merkmale des R6 wurden in der damaligen Fachpresse wie folgt hervorgehoben:

Getrennte Schlüssel für Türen und Zündung, Zündschloss gut in Reichweite. Handbremse (Krücke unter Armaturenbrett) tief, aber auch für Fahrer mit Gurt nicht allzu tief. Schiebeschalthebel sehr gut zur Hand, narrensicheres schalten, Schaltschema jetzt nach üblicher Norm, gute Getriebestufung. Pedale einwandfrei angelegt, nicht zu viel Pedalkraft, gut angelegte Armaturen. Lobenswert auch die günstige Heizungs- und Lüftungsbetätigung.
Starke Karosserieneigung in der Kurve, aber die Bodenhaftung der Räder bleibt auch auf schlechtester Fahrbahn erhalten, ein wichtiger Punkt für sichere Spurhaltung. Sehr gute Lenkeigenschaften: Sicheres Rangieren ohne viel Kurbelei (3,3 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag), kein besonderer Kraftaufwand beim Rangieren, straffe Geradeausführung ohne Nachteil für die Wendigkeit.