Badajoz
Gestern, knapp vor Sonnenuntergang fand ich ein nettes Plätzchen zwischen Weinbergen am Ufer des Guadiana nur zwei Kilometer von Badajoz entfernt. Endlich herrschte ein etwas kühlerer Wind und gegen morgen musste ich sogar mein Leinentuch suchen. Heute Morgen verzichtete ich auf ein eigenes Frühstück, ich wollte mal wieder ein Café con leche, zumo de naranja natural y una tostada de tomate y aceite de oliva.
Gegen
9 Uhr fuhr ich in Badajoz ein. Weite Strassen, wenig Verkehr, alles
sehr ruhig. Parkplatzsuche in der Innenstadt sind immer schwierig,
ich sollte je nach Möglichkeit auch keine seitliche Parklücke
finden, sondern gerade parken. Auch in Badajoz war es schwierig, doch
irgendwie habe ich immer Glück und etwas zu Fuss tut immer gut. Die
Terrassen der Cafés sind alle sehr gut besetzt. Es scheint hier
Tradition zu sein, vor der Arbeit seinen Morgenkaffee in der Bar mit
Freunden zu trinken. Dazu das traditionelle Toastbrot mit
verschiedensten Auflagen. Die Geschäfte waren noch alle zu, sie
öffnen erst um 10 Uhr, wenn überhaupt. Der Leerstand an
Geschäftslokalen ist riesig. Nur wenige der lokalen Geschäfte haben
wohl die Krise überlebt.
Da ich noch nie in Badajoz war, also
erst einmal ins Tourismus Büro gleich bei der Plaza de España.
Sehr freundliche Mitarbeiterin zeigt mir auf dem Stadtplan die
wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Die Gassen wurden wohl heute Morgen
bewässert, damit es für den Besucher etwas kühler ist. Auch hängen
über den Strassen schattenspendende Toldos. Als Erstes schlendere
ich zur Alcazar mit seinen Überresten aus maurischer Zeit und den
Gartenanlagen. Herrliche Blicke auf die unter mir liegende Stadt und
den Guadiana Fluss. Zurück führt der Weg über den Plaza de Soledad
mit dem Gebäude Giralda, einst Sitz der spanischen
Telefongesellschaft, heute steht das Haus zum Verkauf. Von hier ist
es nicht mehr weit bis zur Plaza de los Reyes Catolicos und zur
historischen autofreien Brücke de Palmas. Auf der rechten Seite des
Guadiana ist die Stadt gewachsen. Neue Wohnviertel und
Einkaufszentren sind entstanden. Ist vielleicht daher die Altstadt so
leer und arm an Geschäften?
Badajoz in der Provinz Extremadura liegt nahe an der Grenze zu Portugal. Die Stadt hat in seiner Geschichte so manchen Wechsel mitmachen müssen und ist auch heute noch in ständiger Veränderung. Wohnhäuser aus verschiedenen Epochen ragen in den Himmel. Die Sehenswürdigkeiten sind vielfältig und nicht nur einer Kultur zuzuordnen. Die Mauern der unterschiedlichen Kloster reflektieren das Sonnenlicht. Die Plätze und Cafés sind voller Leben, aber für eine spanische Stadt sehr ruhig. Gegen Mittag kaufe ich mir gekühlte Getränke und mache mich auf weiter Richtung Norden bis zum Grenzort Valencia de Alcantara.
Einmal aus der Stadt raus führt die Landstrasse durch öde Landschaften, wenn es Flach ist und Wasser in der Nähe, säumen Obstplantagen die Strasse. Später sind es Olivenbäume, dann wieder Eichenbäume. Dazwischen riesige trockene Flächen mit Kuhherden. Unter den Bäumen tummeln sich Schafe und Ziegen. Die landestypischen iberischen Schweine habe ich noch keine gesehen. Die wären nicht an der Strasse, sondern weiter weg zu finden, wird mir erklärt. Vor mir ein schwarzer Stier. Nein, nicht die Werbetafel von Osborne, ein echter, lebender Stier und nicht einer alleine, eine ganze Herde. Von der Grösse her sicher nicht so beeindruckend wie der Osborne Stier, aber auf dieser verbrannten Erde doch mächtig genug um nicht anzuhalten.
Unterwegs sticht der Ort Alburquerque hervor. Hoch oben auf dem Hügel thront die Festung Castillo de Luna. Wohl auf einer maurischen Anlage im XIII. Jahrhundert von Alvaro de Luna erbaut und als Grenzfestung durch den Santiago Ritterorden zwischen den Königreichen Kastilien und Portugal als wichtiger Grenzort gesehen. Unter der Festung trotzen die christlichen Kirchen und Klöster. Die Altstadt steht unter Denkmalschutz.
In Valencia de Alcantara ist Feiertag. Tag des Schutzpatrons und somit die Innenstadt mit Kirmes Attraktionen belegt. Dank den Feiertagen wird nur von 10 Uhr bis 13 Uhr gearbeitet und heute nicht einmal das. Um 13 Uhr verlässt die Prozession die mit Besuchern bis zum letzten Platz gefüllte Kirche. Begleitet wird die Prozession durch die Musikkapelle und die Gläubigen. Im Hintergrund hört man die Lautsprecher mit der Werbung für den Stierkampf von heute Abend: "Endlich wieder Stierkampf in Valencia de Alcantara! Sind auch Sie heute ab 20 Uhr dabei!"
Die Teilnehmer der Prozession nehmen ab, je mehr an Bars und Restaurants vorbei marschiert wird. Die Lokale füllen sich. Ein kühles Bier, ein Glas Wein lässt die Hitze vergessen und der Feiertag wird feierlich begonnen.
Auf der Fahrt zur Grenze zu Portugal überraschen die zahlreichen Dolmen, Grossteingräber. Die Gegend war bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Die Römer und Westgoten waren hier. Aus der Maurenzeit gibt es fast keine Zeugen, wurde die Gegend doch bereits Ende des XII. Jahrhunderts von den christlichen Calatrava-Ritterorden erobert und die vorhandenen Festungen ausgebaut und verstärkt.
Gestärkt
fahre ich ein paar Kilometer Richtung Portugal und mache unter dem
Schatten von Pinien eine kurze Siesta. Mein nächstes Ziel sind die
kühlen Wasser des Flusses Tajo. Ich finde einen herrlichen Platz zum
Verweilen. Doch habe ich drei Probleme, keine frischen Getränke,
nichts zum Essen und kein Internetempfang. So verlasse ich den
paradiesischen Ort rund 6 Kilometer südlich von Nisa und mein
nächster halt ist der Stausee Santa Agueda, gespiesen vom Rio Ocreza
in der Nähe von Castelo Branco.