Barcena Mayor

26.09.2023

Hinter Santander und hinter der Kantabrischen Küste erstrecken sich grüne Täler ins Landesinnere Richtung Burgos. Wenige Kilometer von der Hauptstrasse N 634 zweigen Nationalstrassen in die verschiedenen Täler zu beliebten Ausflugszielen während den Wochenenden. Die verschiedenen Dörfer werden aber auch gerne unter der Woche von inländischen und ausländischen Touristengruppen besucht und so ein kleines Dorf ist dann gleich einmal voll. Eines der bekanntesten ist sicher der Ort der drei Lügen, Santillana del Mar, welches ich bereits von früheren Reisen kenne. Wieso der drei Lügen? Es liegt nicht am Meer (Mar), ist nicht flach (llana), sondern hügelig und hat nichts mit einem Heiligen (Santi) zu tun.

Die heutige Reise führt mich zuerst nach Cabezon de la Sal (Salzkopf) wo eine der Strassen in Richtung des Valle de Cabuérniga. Dichte Wälder mit Buchen und Eichen führen bis zum Gebirgspass Puerto de Palomera. An der Strasse liegen mehrere kleinere sehenswerte Dörfer. Auf den Wiesen weiden Braunvieh und Tudanca Rinder. Nach rund 20 Kilometer zweigt man links ab in ein Seitental des Saja Reservates. Knapp 500 Meter vor dem Ort heisst es ,auf dem grossen Parkplatz das Fahrzeug abstellen und die restlichen Meter zu Fuss ins Dorf zu spazieren. Traditionelle Steinhäuser mit Holzbalkonen drängen sich um die schlichte Kirche aus Stein und entlang der mit Steinen gepflasterten Gassen. Das Dorf fällt leicht gegen den Fluss Argonza ab, der über eine ältere Steinbrücke überquert werden kann. Ausser einem Spaziergang durch das Dorf lohnt sich entweder der Weg dem Fluss entlang oder direkt hinter dem Dorf den Wanderweg zu nehmen, der steil in die Höhe führt. Herrliche Blicke auf das Tal und das Dorf lohnen den rund halbstündigen Aufstieg.

Bàrcena gehört zu den schönsten Dörfern in Kantabrien, denn der traditionelle Charakter blieb bis in die heutige Zeit erhalten. Die vier Restaurants im Dorf bieten den Cocido mantenés, ein deftiger Eintopf mit weissen Bohnen, Blattkohl und verschiedenen Würsten. Schmecken wird er wohl überall, auch die Preise sind fast alle gleich, eher wird der Entscheid gefällt, wo bekomme ich noch einen Platz.

Vega de Pas
Wenige Luftkilometer von gestern findet sich ein total anderes Tal, Nicht, was die Vegetation betrifft, denn auch hier ist alles Grün. Sondern der Art der Menschen und vor allem deren Wohnstätten. Ich fahre ins Tal der Villas Pasiegas. Auf den Feldern weiden Ziegen, Schafe, Esel und Maultiere. Die Weiden sind getrennt durch Steinmauern. Weiter finden sich die verschiedensten Rassen von Pferden und Kühen. Auch diese untereinander und nach Altersgruppen getrennt. Mütter mit ihren Kälbern respektive Fohlen auf der einen Weide, die ausgewachsenen Tiere auf einer anderen und die Jungtiere in der Nähe vom Stall. Stolz sind die Einwohner auf ihre verschiedenen Käseprodukte und auf die Sobaos pasiegos, übersetzt Ölteig aus Butter, Mehl und Eiern hergestellt. Einheimischen Produkte, welche in den verschiedenen Tälern gewonnen werden. Einen einmaligen Überblick über die Landschaft verschafft der Mirador Braguia. Bei der Auffahrt zum Pass sind mir auf der Hauptstrasse eine Herde Kühe begegnet, welche zwei Frauen von einer höheren Weide tiefer ins Tal brachten. Ich bin dann einfach stehen geblieben und die Kühe und die beiden Frauen haben mich komisch angeglotzt.

Mein Zwischenhalt gilt der Gemeinde Vega de Pas. Gemäss den Tafeln des Fremdenverkehrsamtes sind die Einwohner stolz auf ihre Geschichte, welche sich bis ins XI. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, wenn auch die zahlreichen Kirchen und Kapellen erst vier Jahrhunderte später erbaut wurden und somit die ersten Dörfer und Weiler entstanden. Ihre Häuser und deren Bauweise sind zweifellos das Hauptzeichen und Identität der Gegend. Die Häuser sind rustikale Konstruktionen mit Schieferdach, auf der einen Seite Wohnhaus, auf der anderen Seite Stall für das Vieh. Dem Wohnhaus ist immer eine Terrasse vorgelagert. Auf dem Hauptplatz befindet sich die einfache Pfarrkirche aus dem XVII. Jahrhundert und einige Herrenhäuser. Das eigentliche und ursprüngliche Dorf befindet sich hinter der Kirche entlang der Strasse Calle de Abajo.

Ich verlasse das Tal über den 760 Meter hohen Puerto de la Bragui und fahre knapp 30 Kilometer Richtung Santander zu den Dünen Pinares de Liencres, einem Naturpark oberhalb des Atlantiks. Der Nationalpark reicht bis zu den Klippen des wilden Strandes. Die riesigen Parkplätze zeigen, dass es hier in der Hochsaison voll wird. Santander liegt nur ein paar Kilometer östlich. Auch heute stehen vor allem Camper aus Deutschland mit ihren Surfbrett auf dem Parkplatz an der prallen Sonne. Ich ziehe den stillen Parkplatz unter Pinien und Eukalyptusbäumen vor und wandere die eineinhalb Kilometer bis zum Strand.