Buchara - Usbekistan
Eine
Nachtfahrt im Liegewagen bringt uns durch weite Steppen, vorbei an
ländlichen Siedlungen nach Buchara, eine weitere Stadt des Reiches
der Timuriden an der Seidenstrasse. Bei Tageslicht sehen wir
Eselskarren, Schafherden und Hirte mit jeweils zwei Kühen auf dem
Weg zum Stall. Nicht nur die riesigen Baumwollfelder sind die Ursache
für den Wassermangel in dieser weiten Gegend.
In
Buchara sind Alt- und Neustadt klar getrennt. So liegt auch der
Bahnhof rund 15 Kilometer von der Altstadt entfernt, den Grundstein
haben die Russen damals gebaut und diese mischten sich nicht mit der
einheimischen Bevölkerung.
Der Astronom Ulug Bek, Enkel von
Timur, ist verantwortlich für architektonische Blüte der Stadt,
welche er zu einem wichtigen Zentrum der Wissenschaften seiner Zeit
machte. Bis heute finden die Besucher eine aktive Koranschule, die
Miri-Arab-Medresse. Nicht Muslimen ist der Zugang untersagt. Hier sei
bemerkt, dass sonst alle Medressen und Moscheen ausserhalb der
Gebetszeiten und entsprechend bekleidet besichtigt und fotografiert
werden können. Und solche gibt es in Buchara unzählige. Auch alte
Karawansereien, die Geschichten aus verschiedenen Epochen erzählen
könnten, lassen uns auf dem gemütlichen Spaziergang durch die
Altstadt in ein längst vergangenes orientalisches Märchen
eintauchen.
Die
Oasenstadt Buchara liegt im Westen Usbekistans. Das historische
Stadtzentrum ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbe. Weilt man in der
Stadt spürt der Gast nicht viel von einer Oase, aber heute lag Sand
zwischen der Sonne und der Erde, was einen besonderen farblichen
Effekt erzeugt und so erst wurde ich wieder daran erinnert, ich bin
in einer Oase. Die engen, verwinkelten Gassen, welche sich auf
luftige Plätze öffnen, werden von sandfarbenen Gebäuden umgeben.
Basare unter Kuppeldächern wechseln sich ab mit Ständen unter
freiem Himmel. Die blauen und smaragdgrünen Mosaike und Kuppeln der
Medresen und Karawansereien versetzen mich in eine vergangene Zeit.
Über 2500 Jahre Geschichte umgeben mich.
Wenn auch die Basare nur noch für Touristen gedacht sind, zeigen sie Teil der reichen Geschichte und Bedeutung der Stadt. Auch die russische und sowjetische Herrschaft vermochte diesen Glanz nicht zu löschen.
Der
Name Buchara bedeutet übrigens Kloster. In der Stadt findet der
Besucher heute noch über 350 Moscheen und über 100 Koranschulen.
Einige werden noch genutzt, andere sind heute Hotels, Geschäfte und
werden anderweitig genutzt. Ich
will hier weder von der Moschee Kalyan, den Medresen Mir-i Arb und
Amir Allimkhan erzählen, noch die Geschichte des Minarett, das
eigentlich im Ursprung ein Signalturm für die Karawanen war,
sondern, es regnet!
In
einer Stadt zu sein, die sich mit 300 Sonnentagen im Jahr rühmt, ist
ein Gewitter sicher ein Zeichen Allahs! Die Einwohner freuen sich
über den nassen Segen, dafür bleibt aber der Platz Larbi Hauz heute
leer. Keine Touristen, keine Einheimischen. Denn hier unter freiem
Himmel treffen sich alle zum Spazieren, zum Flanieren, zum Essen.
Gleich neben meinem Hotel befindet sich die älteste Moschee, Magoki Attori. Buchara war das religiöse heilige Zentrum Zentralasiens. Dank der günstigen geografischen Lage an der Kreuzung von Handelswegen wie der Seidenstrasse kam die Stadt nicht nur zu materiellem Reichtum. Sie lockte viele Gelehrte, Wissenschaftler, Dichter und Schriftsteller an. So, um nur einen zu erwähnen, Avicenna. Hier in Buchara geboren, in Cordoba Andalusien gelehrt und in Hamadan, Iran, gestorben.
Wichtig für Buchara sind auch die Störche. Wegen Wassermangel sind sie aber die letzten Jahrzehnte nicht mehr in die Gegend nisten gekommen. Die Nester sind leer, die Vögel werden durch Attrappen ersetzt denn ein Tourist möchte bitte schön ein Storch auf seinen Erinnerungsbildern.
Ich fragte mich, wie die Stadtverwaltung es sich leisten kann, die unzähligen Monumente zu erhalten.
Die Antwort ist so einfach wie die
Lösung des finanziellen Problems. Die verschiedenen Monumente wurden
mit der Auflage zum Unterhalt und zur Restauration vermietet. Diese
Geschäftsleute vermieten Teile des anvertrauten Monuments weiter an
Händler, welche ihren Verkaufsladen in den verschiedenen Ecken
aufbauen. So werden nicht nur die einzelnen Gebäude belebt, sondern
auch unterhalten und viele Familien finden im Verkauf ihren
Lebensunterhalt. Vielmals ist es etwas befremdend, wenn in einer
alten Moschee Seidenprodukte angeboten werden und in der Koranschule
sich mehrere Händler eingenistet haben. Doch ist der eingeschlagene
Weg sicher eine gute Lösung und im ehemaligen Judenviertel sind so
herrliche kleine Hotels entstanden, welche auf den Gast einen
besonderen Reiz ausüben und so Buchara wieder zu einem Ziel für
heutige Gelehrte, Dichter, Schriftsteller und Künstler macht.