Buchara - Usbekistan

14.04.2023

Eine Nachtfahrt im Liegewagen bringt uns durch weite Steppen, vorbei an ländlichen Siedlungen nach Buchara, eine weitere Stadt des Reiches der Timuriden an der Seidenstrasse. Bei Tageslicht sehen wir Eselskarren, Schafherden und Hirte mit jeweils zwei Kühen auf dem Weg zum Stall. Nicht nur die riesigen Baumwollfelder sind die Ursache für den Wassermangel in dieser weiten Gegend.

In Buchara sind Alt- und Neustadt klar getrennt. So liegt auch der Bahnhof rund 15 Kilometer von der Altstadt entfernt, den Grundstein haben die Russen damals gebaut und diese mischten sich nicht mit der einheimischen Bevölkerung.
Der Astronom Ulug Bek, Enkel von Timur, ist verantwortlich für architektonische Blüte der Stadt, welche er zu einem wichtigen Zentrum der Wissenschaften seiner Zeit machte. Bis heute finden die Besucher eine aktive Koranschule, die Miri-Arab-Medresse. Nicht Muslimen ist der Zugang untersagt. Hier sei bemerkt, dass sonst alle Medressen und Moscheen ausserhalb der Gebetszeiten und entsprechend bekleidet besichtigt und fotografiert werden können. Und solche gibt es in Buchara unzählige. Auch alte Karawansereien, die Geschichten aus verschiedenen Epochen erzählen könnten, lassen uns auf dem gemütlichen Spaziergang durch die Altstadt in ein längst vergangenes orientalisches Märchen eintauchen.

Die Oasenstadt Buchara liegt im Westen Usbekistans. Das historische Stadtzentrum ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbe. Weilt man in der Stadt spürt der Gast nicht viel von einer Oase, aber heute lag Sand zwischen der Sonne und der Erde, was einen besonderen farblichen Effekt erzeugt und so erst wurde ich wieder daran erinnert, ich bin in einer Oase. Die engen, verwinkelten Gassen, welche sich auf luftige Plätze öffnen, werden von sandfarbenen Gebäuden umgeben. Basare unter Kuppeldächern wechseln sich ab mit Ständen unter freiem Himmel. Die blauen und smaragdgrünen Mosaike und Kuppeln der Medresen und Karawansereien versetzen mich in eine vergangene Zeit. Über 2500 Jahre Geschichte umgeben mich.

Wenn auch die Basare nur noch für Touristen gedacht sind, zeigen sie Teil der reichen Geschichte und Bedeutung der Stadt. Auch die russische und sowjetische Herrschaft vermochte diesen Glanz nicht zu löschen.

Der Name Buchara bedeutet übrigens Kloster. In der Stadt findet der Besucher heute noch über 350 Moscheen und über 100 Koranschulen. Einige werden noch genutzt, andere sind heute Hotels, Geschäfte und werden anderweitig genutzt. Ich will hier weder von der Moschee Kalyan, den Medresen Mir-i Arb und Amir Allimkhan erzählen, noch die Geschichte des Minarett, das eigentlich im Ursprung ein Signalturm für die Karawanen war, sondern, es regnet!
In einer Stadt zu sein, die sich mit 300 Sonnentagen im Jahr rühmt, ist ein Gewitter sicher ein Zeichen Allahs! Die Einwohner freuen sich über den nassen Segen, dafür bleibt aber der Platz Larbi Hauz heute leer. Keine Touristen, keine Einheimischen. Denn hier unter freiem Himmel treffen sich alle zum Spazieren, zum Flanieren, zum Essen.

Gleich neben meinem Hotel befindet sich die älteste Moschee, Magoki Attori. Buchara war das religiöse heilige Zentrum Zentralasiens. Dank der günstigen geografischen Lage an der Kreuzung von Handelswegen wie der Seidenstrasse kam die Stadt nicht nur zu materiellem Reichtum. Sie lockte viele Gelehrte, Wissenschaftler, Dichter und Schriftsteller an. So, um nur einen zu erwähnen, Avicenna. Hier in Buchara geboren, in Cordoba Andalusien gelehrt und in Hamadan, Iran, gestorben.

Wichtig für Buchara sind auch die Störche. Wegen Wassermangel sind sie aber die letzten Jahrzehnte nicht mehr in die Gegend nisten gekommen. Die Nester sind leer, die Vögel werden durch Attrappen ersetzt denn ein Tourist möchte bitte schön ein Storch auf seinen Erinnerungsbildern.

Ich fragte mich, wie die Stadtverwaltung es sich leisten kann, die unzähligen Monumente zu erhalten.

Die Antwort ist so einfach wie die Lösung des finanziellen Problems. Die verschiedenen Monumente wurden mit der Auflage zum Unterhalt und zur Restauration vermietet. Diese Geschäftsleute vermieten Teile des anvertrauten Monuments weiter an Händler, welche ihren Verkaufsladen in den verschiedenen Ecken aufbauen. So werden nicht nur die einzelnen Gebäude belebt, sondern auch unterhalten und viele Familien finden im Verkauf ihren Lebensunterhalt. Vielmals ist es etwas befremdend, wenn in einer alten Moschee Seidenprodukte angeboten werden und in der Koranschule sich mehrere Händler eingenistet haben. Doch ist der eingeschlagene Weg sicher eine gute Lösung und im ehemaligen Judenviertel sind so herrliche kleine Hotels entstanden, welche auf den Gast einen besonderen Reiz ausüben und so Buchara wieder zu einem Ziel für heutige Gelehrte, Dichter, Schriftsteller und Künstler macht.