Champions League
Ich bin kein grosser Fussballfan und eigentlich genügt mir am Spieltag das Endresultat der Schweizer Liga und ich freue mich, wenn der FCL gewinnt und bin keinen Franken ärmer, wenn er verliert. International verfolge ich das Geschehen um das runde Leder in Spanien und Deutschland. International wird es in der Champions League immer ab dem Viertelfinale interessant, so auch gestern im Halbfinale zwischen Milan und der Mannschaft aus Barcelona. So ein Spiel kann ich mir aber nicht alleine zu Hause vor dem Fernseher anschauen, dazu braucht es ein entsprechendes Umfeld. Bei einem Spiel mit südländischen Mannschaften ist die Spannung im Lokal vorprogrammiert und in Basel ist es einfach, eine Bar zu finden, wo sich nicht nur Italiener und Spanier treffen.
Mein Favorit, mit dem ich mitgefiebert und mitgelitten habe, ist der FC Barcelona. Ich habe diese Mannschaft immer als einen der menschlichsten Vereine im oberen Segment empfunden, trotz der wirtschaftlichen Ränkespiele. Auch dort verdienen einige Spieler jeden Monat Unsummen. Aber aus der eigenen Fussballschule kommen immer wieder grosse Talente wie jetzt der erst 17-jährige Lamin Yamal. Auch in diesem Spiel zeigte er vor allem in der zweiten Halbzeit und in der Verlängerung sein grosses Talent, traf aber zuerst nur den Pfosten und dann einen doppelt so alten Lehrmeister, den Mailänder Torhüter Yann Sommer. Als Schweizer ist man natürlich stolz, wenn man in einem solchen Spiel einen Schweizer zum besten Spieler des Tages kürt.
Am Sonntag wird die spanische Meisterschaft im Klassiker zwischen Real Madrid und Barcelona entschieden. Bei Real steht kein Schweizer im Kader, also Visca el Barca!
Neben mir an der Theke sass ein Mann mit dem T-Shirt eines bekannten Paket Lieferanten. In der Pause wurde diskutiert, dass es unzumutbar sei, dass die armen Spieler in so wenigen Tagen und mit so kurzen Pausen spielen müssen. Das sollte die UEFA verbieten! Ich konnte mich nicht zurückhalten und fragte den Mann mit dem gelb-roten Trikot, ob er für die Firma arbeitet oder nur zum Spass so ein Trikot trägt. Er bestätigte, dass er als Zusteller tätig sei und mindestens 10 Stunden am Tag und bis zu 6 Tage in der Woche arbeiten würde. So komme er auf bis zu 60 Stunden. Ob er im Monat so viel verdiene wie der am schlechtesten bezahlte Spieler des FC Barcelona? Das musste er verneinen. Ich glaube, er hat verstanden, worauf ich hinaus will. Ich weiss übrigens nicht, ob ein Spieler mit der Klasse eines Champions-League-Teilnehmers mit Training auf eine 60-Stunden-Woche kommt.
