Erker
Ich
liege im Bett. Ich kann nicht schlafen. Meine Gedanken kommen und
gehen. Ich versuche, sie festzuhalten. Doch keine ist gut genug, um
dafür aufzustehen, mich an den Computer zu setzen und einen Artikel
zu schreiben.
Ich sehe mich in einem Erker sitzen. Ich schaue auf
die Strasse unter mir. Ich beobachte die vorbeiziehenden Menschen.
Ich beobachte die Autos beim Parken. Der Himmel ist grau und leichter
Regen fällt auf die schwarzen Strassen. Grün und bunt zeichnet sich
der gegenüberliegende Park vom dunklen Himmel ab.
Die
Juden wollten keinen eigenen Staat. Israel wurde im 19. Jahrhundert
vom Zionismus geschaffen.
Zu dieser Zeit schufen mehrere Staaten ihre
eigene Geschichte oder liessen sie umschreiben. So auch in Basel, wo
eine Gruppe um Herzl einen eigenen jüdischen Staat wollte. Der Zionismus strebt die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina. Doch Jude sein heisst nicht, einen
israelischen Pass besitzen zu wollen. Ein Jude ist seinem Gott treu
und befolgt seine Gesetze.
In diesen Tagen feiern die Gläubigen des Islams eines ihrer grossen Feste. Sie folgen Abraham und schlachten zu Ehren Gottes ein Schaf. Doch die Preise für Schafe sind in die Höhe gestiegen und liegen schnell bei 400 bis 500 €, während das monatliche Einkommen unter diesem Preis liegt. Wer soll das bezahlen, wer kann sich ein eigenes Schaf leisten, ohne sich zu verschulden? Wer kein Schaf schlachten kann, sündigt vor Gott!
Als
mein Vater Soldat war, kam der Feind aus dem Norden. Als ich Soldat
war, kam der Feind aus dem Osten. Nach dem Fall der Berliner Mauer
und der Wiedervereinigung Deutschlands gab es eine Leere.
Wer war nun
Feind, wer war Freund? Es wurde gesucht und gefunden: der
islamistische Terrorismus. Doch dieses Feindbild hielt nicht lange,
vielleicht, da künstlich vom Westen und der USA erfunden. Nun sind
die Russen in der Person von Putin das Feindbild. Die Russen waren in
der Geschichte schon immer gute und treue Feinde, und allein die
riesige Grösse Russlands auf der Landkarte, auf der Europa im
Mittelpunkt steht, ist furchterregend. Und dazu wird gleich ein Bild
eines Mannes mitgeliefert, da kann das gemeine Volk nicht anders. Der
ist unser Feind!
Nach
Jahren habe ich mir gestern zufällig die Nachrichten im ZDF
angesehen. Zunächst irritierte mich die schriftliche Zusammenfassung
der Nachrichten. Schwarzer Balken mit weissen Buchstaben – für
wen?
Für diejenigen, die nicht verstehen, aber Kurznachrichten noch
lesen können?
Ausserdem war ich über den sehr freundlichen Ton
erstaunt. Die Zuschauer sind wohl alles Kleinkinder,
mit denen man
lieb, aber trotzdem ernst reden soll. Es ist kein böses Wort
gefallen und alle Nachrichten aus Deutschland waren positiv. Die
Kölner nehmen Bombenfunde aus früheren Kriegen gelassen, die
Fussballer führen zur Pause und selbst die Wetterkarte zeigte sich
in grünen Tönen. Und für die grosse Mehrheit der Bevölkerung
wurde auch freundlich und voller Ehrfurcht auf den Beginn der
islamischen Pilgerreise hingewiesen.
Der Berg kommt. Die Berge leben, es sind keine toten Massen, wie wohl viele glauben. Nein, er lebt und meldet sich täglich. Doch im Lötschental hatte man Glück im Unglück. Der Berg wurde überwacht, so wie das ganze Land und seine Menschen ständig überwacht werden. Man will schliesslich kein zweites Goldau, bei dem Menschen und Tiere unter Felsbrocken begraben wurden. Aber nicht alles lässt sich überwachen, und das ist auch gut so.
Dieser
Tage wurde meine erste grosse, einseitige und platonische Liebe 75
Jahre alt. Suzi Quatro war der erste weibliche Rockstar, und ihre
Bravo-Poster hingen nicht nur in meinem Zimmer an der Wand. Suzi im
engen Lederkostüm verschönerte so manchen Traum unserer Zeit. Can
the can!
Gleichzeitig lehrte sie mich auch die Eifersucht kennen.
Im Duett mit Chris Norman sang sie in "Stumblin' In" neben dem
falschen Mann. Wie gerne hätte ich 1978 mit Suzi im Duett gesungen!
Suzi Quatro war der allererste weibliche Rockstar, der Bass spielte
und eine Band voller Männer anführte.
Vor
150 Jahren wurde Thomas Mann geboren, einer der grössten
deutschsprachigen Schriftsteller. Wer hat sich nicht vom "Zauberberg"
in Nostalgie mitnehmen lassen, jener Zeit vor dem Ersten Weltkrieg?
In einer Zeit, in der jedes europäische Land danach strebte,
Kolonien zu besitzen. Jeder vermeidbare weisse Fleck in Afrika, jede
freie Südseeinsel wurde besetzt. Thomas Mann, Sohn einer
alteingesessenen Kaufmannsfamilie aus Lübeck, schilderte in
"Buddenbrooks" den Zerfall seiner Familie. Auch nach dem Umzug
nach München legte er seine bürgerliche Herkunft nicht ab und hielt
sich die ersten Jahre aus dem politischen Leben heraus. Sein erster
Roman war bereits ein kommerzieller Erfolg, wenngleich sein Verleger
Samuel Fischer damals der Meinung war, er solle das über 700 Seiten
starke Buch auf die Hälfte kürzen. Mit dem Krieg wurde auch Thomas
Mann politisch. Er begrüsste noch den ersten der beiden Kriege und
erklärte, warum die Deutschen keine Demokratie, sondern eine
autoritäre Demokratie wünschten. Doch all dies galt eines Tages
nicht mehr und er wurde Demokrat und Republikaner sowie später
erbitterter Feind der Nazis.
