Erker

06.06.2025

Ich liege im Bett. Ich kann nicht schlafen. Meine Gedanken kommen und gehen. Ich versuche, sie festzuhalten. Doch keine ist gut genug, um dafür aufzustehen, mich an den Computer zu setzen und einen Artikel zu schreiben.
Ich sehe mich in einem Erker sitzen. Ich schaue auf die Strasse unter mir. Ich beobachte die vorbeiziehenden Menschen. Ich beobachte die Autos beim Parken. Der Himmel ist grau und leichter Regen fällt auf die schwarzen Strassen. Grün und bunt zeichnet sich der gegenüberliegende Park vom dunklen Himmel ab.

Die Juden wollten keinen eigenen Staat. Israel wurde im 19. Jahrhundert vom Zionismus geschaffen.
Zu dieser Zeit schufen mehrere Staaten ihre eigene Geschichte oder liessen sie umschreiben. So auch in Basel, wo eine Gruppe um Herzl einen eigenen jüdischen Staat wollte. Der Zionismus strebt die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina. Doch Jude sein heisst nicht, einen israelischen Pass besitzen zu wollen. Ein Jude ist seinem Gott treu und befolgt seine Gesetze.

In diesen Tagen feiern die Gläubigen des Islams eines ihrer grossen Feste. Sie folgen Abraham und schlachten zu Ehren Gottes ein Schaf. Doch die Preise für Schafe sind in die Höhe gestiegen und liegen schnell bei 400 bis 500 €, während das monatliche Einkommen unter diesem Preis liegt. Wer soll das bezahlen, wer kann sich ein eigenes Schaf leisten, ohne sich zu verschulden? Wer kein Schaf schlachten kann, sündigt vor Gott!

Als mein Vater Soldat war, kam der Feind aus dem Norden. Als ich Soldat war, kam der Feind aus dem Osten. Nach dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung Deutschlands gab es eine Leere.
Wer war nun Feind, wer war Freund? Es wurde gesucht und gefunden: der islamistische Terrorismus. Doch dieses Feindbild hielt nicht lange, vielleicht, da künstlich vom Westen und der USA erfunden. Nun sind die Russen in der Person von Putin das Feindbild. Die Russen waren in der Geschichte schon immer gute und treue Feinde, und allein die riesige Grösse Russlands auf der Landkarte, auf der Europa im Mittelpunkt steht, ist furchterregend. Und dazu wird gleich ein Bild eines Mannes mitgeliefert, da kann das gemeine Volk nicht anders. Der ist unser Feind!

Nach Jahren habe ich mir gestern zufällig die Nachrichten im ZDF angesehen. Zunächst irritierte mich die schriftliche Zusammenfassung der Nachrichten. Schwarzer Balken mit weissen Buchstaben – für wen?
Für diejenigen, die nicht verstehen, aber Kurznachrichten noch lesen können?
Ausserdem war ich über den sehr freundlichen Ton erstaunt. Die Zuschauer sind wohl alles Kleinkinder,
mit denen man lieb, aber trotzdem ernst reden soll. Es ist kein böses Wort gefallen und alle Nachrichten aus Deutschland waren positiv. Die Kölner nehmen Bombenfunde aus früheren Kriegen gelassen, die Fussballer führen zur Pause und selbst die Wetterkarte zeigte sich in grünen Tönen. Und für die grosse Mehrheit der Bevölkerung wurde auch freundlich und voller Ehrfurcht auf den Beginn der islamischen Pilgerreise hingewiesen.

Der Berg kommt. Die Berge leben, es sind keine toten Massen, wie wohl viele glauben. Nein, er lebt und meldet sich täglich. Doch im Lötschental hatte man Glück im Unglück. Der Berg wurde überwacht, so wie das ganze Land und seine Menschen ständig überwacht werden. Man will schliesslich kein zweites Goldau, bei dem Menschen und Tiere unter Felsbrocken begraben wurden. Aber nicht alles lässt sich überwachen, und das ist auch gut so.

Dieser Tage wurde meine erste grosse, einseitige und platonische Liebe 75 Jahre alt. Suzi Quatro war der erste weibliche Rockstar, und ihre Bravo-Poster hingen nicht nur in meinem Zimmer an der Wand. Suzi im engen Lederkostüm verschönerte so manchen Traum unserer Zeit. Can the can!
Gleichzeitig lehrte sie mich auch die Eifersucht kennen. Im Duett mit Chris Norman sang sie in "Stumblin' In" neben dem falschen Mann. Wie gerne hätte ich 1978 mit Suzi im Duett gesungen! Suzi Quatro war der allererste weibliche Rockstar, der Bass spielte und eine Band voller Männer anführte.

Vor 150 Jahren wurde Thomas Mann geboren, einer der grössten deutschsprachigen Schriftsteller. Wer hat sich nicht vom "Zauberberg" in Nostalgie mitnehmen lassen, jener Zeit vor dem Ersten Weltkrieg?
In einer Zeit, in der jedes europäische Land danach strebte, Kolonien zu besitzen. Jeder vermeidbare weisse Fleck in Afrika, jede freie Südseeinsel wurde besetzt. Thomas Mann, Sohn einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie aus Lübeck, schilderte in "Buddenbrooks" den Zerfall seiner Familie. Auch nach dem Umzug nach München legte er seine bürgerliche Herkunft nicht ab und hielt sich die ersten Jahre aus dem politischen Leben heraus. Sein erster Roman war bereits ein kommerzieller Erfolg, wenngleich sein Verleger Samuel Fischer damals der Meinung war, er solle das über 700 Seiten starke Buch auf die Hälfte kürzen. Mit dem Krieg wurde auch Thomas Mann politisch. Er begrüsste noch den ersten der beiden Kriege und erklärte, warum die Deutschen keine Demokratie, sondern eine autoritäre Demokratie wünschten. Doch all dies galt eines Tages nicht mehr und er wurde Demokrat und Republikaner sowie später erbitterter Feind der Nazis.