Gast in Algerien

15.12.2024

Mit Toleranz und Verständnis lernt man in jeder fremden Gegend Land und Leute besser kennen und verstehen. Respekt, Freundlichkeit und Zurückhaltung sind immer angebracht. Die Moralvorstellungen der Bevölkerung sind nicht europäisch. Erwidern Sie auch den Gruss von Fremden, ob mit Alikum Salam oder auf Deutsch spielt weniger eine Rolle als die Freundlichkeit. Wenn Sie nach dem Weg oder einem Gebäude fragen wollen, fragen Sie einen Mann, keine Frau. Frauen sollen aber genau das Gegenteil machen, als Frau fragen sie eine Frau, nie einen Mann, ausser es ist ein Polizist. Geben Sie als Mann Frauen nicht die Hand, schauen Sie ihnen nicht in die Augen. Die Algerier sind sehr freundliche Menschen und nicht wie in den Nachbarländern an Touristen gewöhnt. Man hat das Gefühl, dass die Preise für Ausländer die gleichen sind wie für Einheimische. Und das sind sie auch!

In Algerien ist der Freitag der offizielle Ruhetag. Die Behörden schliessen daher inoffiziell bereits am Donnerstagmittag, sind aber am Sonntag geöffnet. Am Samstag sind alle Geschäfte geöffnet ausser die Banken und die Verwaltungen.

Moscheen sollten auch von innen besichtigt werden. Dabei sind einige Verhaltensregeln zu beachten. Die Moschee nicht einfach während der Gebetszeit betreten. Besser davor oder danach. Nach dem Wächter fragen und um Erlaubnis bitten. Schuhe am Eingang ausziehen. Angemessene Kleidung wie lange Hosen, bedeckte Beine und Arme, Kopftuch für Frauen. Bitte auch um Erlaubnis zum Fotografieren fragen. Meistens wird ihr Wunsch gerne erfüllt. Auf die Frage, ob Sie Muslim sind, können Sie dies gerne verneinen, aber nicht erwähnen, dass Sie Atheist sind. Andersgläubige werden bemitleidet, aber verstanden.
Sehenswert sind auch die Koranschulen. Auch hier sollte man den Lehrer um Erlaubnis fragen.

Während des Fastenmonats Ramadan (im Jahr 2025 fast der gesamte Monat März) wird tagsüber nicht gegessen und getrunken. Cafés und Restaurants sind geschlossen. Der Alltag verläuft ruhiger und passiver. Nur vor dem Fastenbrechen herrscht eine gewisse Hektik. Als Reisender und/oder Nichtmuslim ist ihnen das Essen und Trinken erlaubt. Aber bitte nicht in der Öffentlichkeit, sondern abseits oder im Wohnmobil, wo es niemand sieht. Während des Fastenmonats und einen Monat davor sind die wenigen Geschäfte, die offiziell alkoholische Getränke verkaufen, geschlossen.

Das Fotografieren ist auch in Algerien dank der Mobiltelefone populär geworden. Fotoausrüstungen wirken vor allem beim Zoll bei der Einreise professionell und Journalisten sind nicht gern gesehen und benötigen sogar ein spezielles Visum. Daher den Wert einer Fotoausrüstung herunterspielen und nicht damit angeben. Drohnen mitzuführen ist verboten. Menschen fotografieren, immer um Erlaubnis fragen. Vor allem ältere Menschen haben Angst, fotografiert zu werden. Grenzübergänge, Flughäfen, Häfen, militärische Einrichtungen und uniformierte Personen nicht fotografieren.

Algerier sind sehr religiös oder religiös beeinflusst. Daher wird Religion immer ein Thema in einem Gespräch sein. Ausserdem ist der Algerier sehr stolz auf sein Land und seine Geschichte. Er schätzt seinen Präsidenten sehr und findet alles gut, was von der Regierung kommt. Diskussionen zu diesen Themen sollte man daher vermeiden.

Algerien hat eine sehr reiche und interessante Geschichte. Überreste aus der Zeit der Phönizier, Römer und Byzantiner sind teilweise sehr gut erhalten. Die grossartig angelegten Städte und Bauwerke aus der Römerzeit in Algerien sind einzigartig und überraschen positiv. Wichtig für die heutigen Bewohner ist die Zeit der Araber und damit die Eroberung durch den islamischen Glauben. Die Algerier sehen sich als Araber, obwohl die grosse Mehrheit nachweislich von den Berbern abstammen. Die Geschichte der Berber ist faszinierend und ereignisreich. Nach der spanischen Reconquista im XV. Jahrhundert flohen viele Muslime aus Spanien in den Norden Afrikas. Nicht zu vergessen ist die Zeit der Türken. Jahrhunderte lang war der Einfluss der Osmanen bis an die heutige Grenze zu Marokko sehr gross.

In der neueren Geschichte gilt der Einfluss der Kolonialmacht Frankreich zu erwähnen. Algerien gehörte zu Frankreich und Alger war während des 2. Weltkrieges die Hauptstadt des freien Frankreich. Die Periode Franzosen begann 1830 und endete erst 1962 mit der Unabhängigkeit. Der Kampf um die Unabhängigkeit war nicht ohne Blutvergiessen und auch danach mussten viele innere Unruhen überwunden werden.

Vor allem im dicht besiedelten Norden hat der Besucher den Eindruck eines totalen Umbruchs. Überall wird gebaut. Neue Vorstädte und Wohnviertel entstehen. Nicht immer fügen sie sich in die noch ländliche Umgebung ein. Auf den Strassen herrscht reger Verkehr. Aus den Schulen strömen Scharen fröhlicher Kinder. In den Cafés sitzen Männer vor einem Glas Kaffee oder Tee.

Algerien ist nach wie vor ein Agrarland, auch wenn nur ein Fünftel der Fläche landwirtschaftlich genutzt wird. Frisches Gemüse und Fleisch sind dennoch relativ teuer. Brot dagegen ist staatlich subventioniert und sehr billig.

Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts begann man systematisch und mit grossem Erfolg nach Bodenschätzen zu suchen. Eisenerzvorkommen bei Tindouf und Ouenza, Kohle bei Béchar, Phosphat bei Tebessa, Zink-, Blei- und Manganerze im Ahaggar-Gebirge. Die wichtigsten Bodenschätze sind aber zweifellos Erdöl und Erdgas aus der Sahara. Gefördert wird unter anderem ein schwefelfreies Leichtöl, das als Diesel verkauft wird. Erdgas wird zu 90 Prozent exportiert. Algerien ist der drittgrösste Lieferant für Europa. Knapp 98 % der Exporteinnahmen stammen aus dem Verkauf von Erdöl und Erdgas. Das Staatsunternehmen Sonatrach ist einer der wichtigsten Arbeitgeber des Landes.

Laut Verfassung ist Hocharabisch Amtssprache, seit über 20 Jahren auch die Berbersprache Tamazight. Französisch war die landesweit verbreitete Handels- und Bildungssprache. Immer weniger Algerier sprechen und wollen Französisch verstehen. Die Jugend wendet sich eher dem Englischen zu oder lernt Spanisch. Deutsch hört man fast nie.

Eine Verallgemeinerung nordafrikanischer Volkscharaktere lautet: Der gesellige Tunesier sieht überall Freunde, der Marokkaner wittert in jedem Touristen ein Geschäft und der Algerier ist Fremden gegenüber zunächst reserviert.