Genève
Als
Reisender auch ausserhalb von Mitteleuropa bin ich immer wieder
dankbar, wenn jemand weiss, dass es eine Schweiz gibt.
Nein, Genf
ist nicht die Hauptstadt der Schweiz, nein, Genf ist auch nicht die
grösste Stadt der Schweiz! Genève ist aber sicher die
internationalste Stadt der kleinen Schweiz. In Genf findet der
Besucher internationale Institutionen, ausländische Banken und
wirtschaftliche Vertretungen, welche es sonst nirgends in der Schweiz
gibt, ich würde behaupten, in Mitteleuropa. Verschiedene politische
Vertretungen sind auch in Genf ansässig und nicht in der Hauptstadt
Bern. Dies spart vor allem Geld, denn so ist die Botschaft
gleichzeitig politische Vertretung vor den internationalen Gremien
wie der UNO, weiteren internationalen Organisationen sowie bei der
Welthandelsorganisation und der Europäischen Freihandels-Assoziation
und natürlich dem helvetischen Staat.
Genève
liegt am Ausfluss der Rhone vom Genfersee im westlichen französisch
sprechenden Teil des Landes. Von hier fahren Direktzüge über Bern
und Zürich bis nach St. Gallen. Weitere Direktverbindungen in die
Zentralschweiz mit Halt in Zofingen, Sursee und Luzern. Von der
Nordwestschweiz wie Basel gilt es umzusteigen, entweder in Biel oder
in Bern. Doch alle Wege sind kurz und in wenigen Fahrtstunden
erreichbar.
Mein
heutiger Besuch in Genf gilt dem Musée d'Art et d'Histoire an der
Rue Charles Galland 2. Die verfügbare Zeit wollte ich die permanente
Ausstellung "Die Berge im Blick" besichtigen. Über Jahrhunderte
wurden die Alpen auf Distanz gehalten, doch seit den ersten
Expeditionen Ende des 18. Jhd. wurden sie nicht nur zum
Studienobjekt, sondern auch zu einem eigenständigen Thema der
Malerei. Die Ausstellung im Musée d'Art et d'Histoire würdigt die
Künstler, deren Ansätze je nach Persönlichkeit und Epoche sehr
variieren und unsere Wahrnehmung der Berge immer wieder neu
bestimmen. Die Bergwelt, die in alle Richtungen durchschritten wird,
kann manchmal unveränderlich und fast ewig sein, manchmal
zerbrechlich und bedrohend. Jeder Künstler zeigt die Landschaft aus
seiner eigenen Perspektive. Die Bergwelt zeigt sich
schwindelerregend, friedlich, manchmal überraschend, immer bewegend.
Die ausgestellten Gemälde, Drucke, Fotografien, Videos und Objekte
sind ikonische oder unerwartete Kunstwerke, die ihre wilde oder
gezähmte Natur hinterfragen. Im aktuellen Kontext der Klimafragen
finden sie wieder zurück in den Mittelpunkt der öffentlichen
Debatte. Heute stellen wir ihre unzerstörbare Natur infrage.
Die
Ausstellung bringt mehrere Werke grosser Landschaftsmaler zusammen
wie Pieter Brueghel l'Ancien, Alexandre Calame, Barthélémy Menn,
Auguste Baud-Bovy, Ferdinand Hodler und Alexandre Perrier. Auch
illustre Karikaturisten, welche die teils gefährlichen Expeditionen
bis zu den hohen Gipfeln der Alpen begleiteten, (Marc-Théodore
Bourrit, Pierre-Guillaume Martel).
Zeitgenössische
Künstlern (Markus Raetz, Balthasar Burkhard, Laurence Bonvin,
Laurence Piaget-Dubuis, Michel Grillet, Peter Fischli et David
Weiss), die wiederum sehr unterschiedliche Darstellungsformen zeigen,
sind auch vertreten.
Es scheint, dass die Künstler die Berge der
Alpenkette in alle Himmelsrichtungen vermessen haben. Mal
unveränderlich und fast ewig, mal zerbrechlich und bedrohend wird
der Berg aus verschiedenen Perspektiven in artistischem Bewusstsein
gezeigt. Berge offenbaren sich schwindelerregend, friedlich, manchmal
überraschend, immer bewegend. Die Ausstellung ist noch bis zum 12.
Februar 2023 frei zu besichtigen. Das Musée d'Art et d'Histoire
erhebt keine Eintritte, Kunst soll für jedermann zugänglich sein,
freiwillige Zahlungen von Eintritten als Spenden werden gerne
entgegengenommen.