Genève

28.01.2023

Als Reisender auch ausserhalb von Mitteleuropa bin ich immer wieder dankbar, wenn jemand weiss, dass es eine Schweiz gibt.
Nein, Genf ist nicht die Hauptstadt der Schweiz, nein, Genf ist auch nicht die grösste Stadt der Schweiz! Genève ist aber sicher die internationalste Stadt der kleinen Schweiz. In Genf findet der Besucher internationale Institutionen, ausländische Banken und wirtschaftliche Vertretungen, welche es sonst nirgends in der Schweiz gibt, ich würde behaupten, in Mitteleuropa. Verschiedene politische Vertretungen sind auch in Genf ansässig und nicht in der Hauptstadt Bern. Dies spart vor allem Geld, denn so ist die Botschaft gleichzeitig politische Vertretung vor den internationalen Gremien wie der UNO, weiteren internationalen Organisationen sowie bei der Welthandelsorganisation und der Europäischen Freihandels-Assoziation und natürlich dem helvetischen Staat.
Genève liegt am Ausfluss der Rhone vom Genfersee im westlichen französisch sprechenden Teil des Landes. Von hier fahren Direktzüge über Bern und Zürich bis nach St. Gallen. Weitere Direktverbindungen in die Zentralschweiz mit Halt in Zofingen, Sursee und Luzern. Von der Nordwestschweiz wie Basel gilt es umzusteigen, entweder in Biel oder in Bern. Doch alle Wege sind kurz und in wenigen Fahrtstunden erreichbar.

Mein heutiger Besuch in Genf gilt dem Musée d'Art et d'Histoire an der Rue Charles Galland 2. Die verfügbare Zeit wollte ich die permanente Ausstellung "Die Berge im Blick" besichtigen. Über Jahrhunderte wurden die Alpen auf Distanz gehalten, doch seit den ersten Expeditionen Ende des 18. Jhd. wurden sie nicht nur zum Studienobjekt, sondern auch zu einem eigenständigen Thema der Malerei. Die Ausstellung im Musée d'Art et d'Histoire würdigt die Künstler, deren Ansätze je nach Persönlichkeit und Epoche sehr variieren und unsere Wahrnehmung der Berge immer wieder neu bestimmen. Die Bergwelt, die in alle Richtungen durchschritten wird, kann manchmal unveränderlich und fast ewig sein, manchmal zerbrechlich und bedrohend. Jeder Künstler zeigt die Landschaft aus seiner eigenen Perspektive. Die Bergwelt zeigt sich schwindelerregend, friedlich, manchmal überraschend, immer bewegend. Die ausgestellten Gemälde, Drucke, Fotografien, Videos und Objekte sind ikonische oder unerwartete Kunstwerke, die ihre wilde oder gezähmte Natur hinterfragen. Im aktuellen Kontext der Klimafragen finden sie wieder zurück in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte. Heute stellen wir ihre unzerstörbare Natur infrage.
Die Ausstellung bringt mehrere Werke grosser Landschaftsmaler zusammen wie Pieter Brueghel l'Ancien, Alexandre Calame, Barthélémy Menn, Auguste Baud-Bovy, Ferdinand Hodler und Alexandre Perrier. Auch illustre Karikaturisten, welche die teils gefährlichen Expeditionen bis zu den hohen Gipfeln der Alpen begleiteten, (Marc-Théodore Bourrit, Pierre-Guillaume Martel).
Zeitgenössische Künstlern (Markus Raetz, Balthasar Burkhard, Laurence Bonvin, Laurence Piaget-Dubuis, Michel Grillet, Peter Fischli et David Weiss), die wiederum sehr unterschiedliche Darstellungsformen zeigen, sind auch vertreten.
Es scheint, dass die Künstler die Berge der Alpenkette in alle Himmelsrichtungen vermessen haben. Mal unveränderlich und fast ewig, mal zerbrechlich und bedrohend wird der Berg aus verschiedenen Perspektiven in artistischem Bewusstsein gezeigt. Berge offenbaren sich schwindelerregend, friedlich, manchmal überraschend, immer bewegend. Die Ausstellung ist noch bis zum 12. Februar 2023 frei zu besichtigen. Das Musée d'Art et d'Histoire erhebt keine Eintritte, Kunst soll für jedermann zugänglich sein, freiwillige Zahlungen von Eintritten als Spenden werden gerne entgegengenommen.