Jean Paul Sartre
Nachdem ich einen Artikel über die Lebensgefährtin Simone de Beauvoir von Jean Paul Sartre geschrieben habe, liegt es auf der Hand, auch etwas über diesen französischen Romancier, Dramatiker, Philosophen, Religionskritiker und Publizisten zu berichten. Er gilt als Vordenker und Hauptvertreter des Existenzialismus sowie als Paradebeispiel der französischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts.
Im Jahr 1939 veröffentlichte er unter anderem fünf Kurzgeschichten unter dem Titel der ersten Erzählung, "Die Mauer". Die letzte Erzählung beschreibt die Kindheit eines späteren Chefs. Lucien hat bereits als Kind Schwierigkeiten, seine eigene Identität zu finden. Er fühlt sich wie in einer Rolle, ebenso wie die übrige Welt. Niemand existiert, die Welt ist ein Schauspiel ohne Schauspieler. Sein Vater, der Fabrikbesitzer, macht seinen einzigen Sohn schon früh auf seine kommende Verantwortung aufmerksam. Durch einen Mitschüler lernt Lucien den Surrealismus und die Freudsche Psychoanalyse kennen. Über diesen Freund lernt er wiederum neue Menschen kennen, darunter den homosexuellen Rimbaud, der ihn in die Liebe einführt. Bis dahin dachte Lucien nur Sex mit Frauen, und zwar bis zum Selbstmord. Als zukünftiger Fabrikbesitzer hat er aber Angst, dass seine Mitmenschen ihn als Schwulen sehen und sucht sich deshalb neue Freundschaften, mit der er auch Arbeitermädchen aufreissen kann – natürlich unter falscher Identität. In seinem neuen Freundeskreis lernt er Antisemiten und Anhänger der Action Française kennen. Es ist eine Welt, die ihm gefällt. Er engagiert sich mit Zustimmung seines Vaters. Er schlägt mit Kollegen einen kommunistischen Ausländer zusammen und lehnt die Gesellschaft eines Juden unter seinen Freunden ab.
Bei der Lektüre dieser Erzählung kam mir der 1919 veröffentlichte Roman Demian von Hermann Hesse in den Sinn. In den Memoiren von Simone de Beauvoir konnte ich jedoch keine Erwähnung von Hesse finden. Aus dieser Quelle kann ich nicht ableiten, ob Sartre "Demian" gelesen hat. Sowohl in dieser Erzählung als auch in Demian werden Phänomene der damaligen Gesellschaft thematisiert, die dazu führten, dass Menschen ihre eigene Existenz infrage stellten und dies in ihren literarischen Werken verarbeiteten. Ob Sartres Existenzialismus in Hesses Werken zu finden ist, lässt sich schwer nachweisen. Doch allein durch den Gedanken, während der Lektüre des einen an die Worte des anderen zu denken, kann für mich ein Zusammenhang hergestellt werden.
Sowohl Hermann Hesse als auch Jean-Paul Sartre beschäftigten sich mit der Frage nach dem Sinn und Zweck des Lebens und der Bedeutung des Individuellen. Beide waren einer rein rationalen Betrachtung der Welt kritisch gegenüber und legten grossen Wert auf persönliche Erfahrungen und subjektives Erleben. Die Werke beider Autoren können somit als Ausdruck einer Suche nach Sinn und als Verarbeitung der Freiheit des Einzelnen in seinem Leben verstanden werden.
