Kaspisches Meer - Kasastan

01.05.2023

Das Kaspische Meer liegt still unter uns, es erscheint festtäglich tiefblau. Die Wellen schlagen auf den rollenden Sand von Quaryq und an abgeschliffene Klippen. Eine Insel ragt aus dem Wasser, ein brauner, öder Strich Land, um das sich das morgendliche Licht flimmernd sammelt.
Über der Mitte hängt ein Wolkenmeer zwischen dem Flieger, einer Boing 737-9 MAX der Turkish Airlines und dem offenen Kaspischen Meer. Dem westlichen Ufer nähernd, verschwinden die Wolken, die Sicht wird wieder klarer. Die nördliche Küste von Aserbaidschan ist deutlich sichtbar. Die Städte Makkachkala und Kaspiysk tauchen auf, bevor sich die Wolkendecke wieder schlisst. Vom Schwarzen Meer sehen wir nichts, erst beim Anflug nach Istanbul sehen wir die Meeresstrasse von Bosporus und die wartenden Frachtschiffe bereits im Mittelmeer.

Einsame Buchten an einem See oder Meer erinnern mich an die eine geschützte Bucht. Sie war der vollkommene Platz, dem Paradies ähnlich. Wir schwammen nackt dem endlosen Himmel entgegen, trockneten uns in der Sonne. Hinter einem Felsen fanden wir Schatten. Auf der knapp zwei Meter breiten Sandbank liebten wir uns auf dem feinen warmen Sand. Wir liessen uns, noch vereint, ins Wasser rollen. Wir tauchten unter. Unsere erhitzten Körper lösten sich voneinander und wir schwammen um die Wette.

Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen, war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. In seinem Roman Petrowitsch erzählt er die Geschichte des jungen, arbeitslosen Lehrers Kolja auf der Suche nach den geheimen Tagebüchern des ukrainischen Vorzeigedichters Tara Schewtschenko. Über das Kaspische Meer fährt er auf einer schwimmenden Fischfabrik. Mit fünf Litern Wasser und einem Vorrat an Fischkonserven versorgt, wird er ein paar Tage später an Land abgesetzt. In der kasachische Wüste kommt er bei einem Sandsturm fast um. Ein alter Kasache und seine beiden Töchter retten ihm das Leben. Und dies ist nur der Anfang einer spannenden über, 440 Seiten dauernden Reise und einer zarten Liebesgeschichte.

Das Kaspische Meer ist mit einer Fläche von etwa 371.000 km² der grösste See der Erde. Der Salzsee ist ein endorheisches Gewässer, das heisst ohne natürliche Verbindung zu den Ozeanen. Das Binnengewässer hat etwa die Grösse Japans und ist viermal so gross wie der Obere See in Nordamerika als zweitgrösster See der Erde. Es wird von 130 Zuflüssen gespeist, von denen allein die Wolga 80 % des Wasserzuflusses beiträgt. Der Salzgehalt beträgt im Durchschnitt rund 1.20 %, also rund ein Drittel des Salzgehaltes der Ozeane.