Medina Sidonia
Ein paar kühle Tage an der Mittelmeer- oder Atlantikküste waren geplant. Doch bereits die Fahrt entlang der Küste von Motril nach Malaga hat mir gezeigt, erstens ist Sommer, zweitens ist Wochenende! Und auf einen für Caravan vorgesehenen Platz, der bereits zu 99 % gefüllt ist, stelle ich mich nicht auch noch dazu. Da es bereits seit Jahren eine Autobahn leicht im Landesinnern gibt und von dort keine freie Sicht auf die Küste gibt, habe ich mich entschlossen, wieder einmal die alte Küstenstrasse zu nehmen, welche durch all die kleinen verträumten Dörfer entlang des Meeres führt. Dass von verträumt keine Spur, habe ich bereits geschrieben, dass es keine kleinen Dörfer mehr sind, kann sich der Leser vorstellen. Nerja habe ich nicht mehr wiedererkannt. Die damals kleinen Fischerdörfer bis Malaga sind alle miteinander durch Häuserblocks verbunden. Die berühmten Schwellen und Rondellen machen einem dazu das Leben schwer. Aber irgendwo musste ich übernachten, irgendwo in einem der Orte einige Kilometer vom Strand entfernt, wo neue Überbauungen entstehen, da findet sich ein Stehplatz für eine kurze Nacht.
Wenn
ich auf so einem verbotenen Parkplatz übernachte, verschwinde ich im
Morgenrot, bevor die Verkehrshüter ihre ersten Runden drehen.
Frühstück gibt es dann irgendwo unterwegs und früh am Morgen
finden sich noch ruhige Strände. Ein kurzes Schwimmen im eiskalten
Wasser. Der Golfstrom funktioniert also doch noch und führt
kühlendes Nass bis ins Mittelmeer. Seine Wirkung zeigt sich dann
auch in Tarifa, wo sich der Atlantik ins Mittelmeer mit
unterwasserliegenden Wasserfällen ergiesst. Nebel zieht vom
Atlantikstrand über die Stadt. Es herrscht ein kühler Wind dazu.
Auf der Nationalstrasse staut es sich und meine Idee, für einen
zweiten Café kurz in Tarifa zu halten wird nichts. Die Stadt ist
voll und auf jedem noch so kleinen freien Platz stehen die Camper der
Surfer.
Von
der Hauptstrasse zu den Stränden stauen sich die Autos. Mein
Entschluss ist schnell gefasst, ab ins Landesinnere, ab in die Gegend
von La Janda.
Die
Comarca de la Janda umfasst rund 1.500 Quadratkilometer und nennt
sich nach der längst verschwundenen Lagune de La Jarda. Acht
Gemeinden haben sich zu diesem Projekt zusammengeschlossen, davon
drei an der Atlantikküste, die weiteren im Landesinnern, darunter
Medina Sidonia.
Eine
steile Strasse führt zum auf einem Hügel liegenden einstmaligen
arabischen Ort Medina Sidonia. Knapp zwei Kilometer vor dem Ort gibt
es einen kleinen Rastplatz, dort finde ich Schatten unter den
zahlreichen Bäumen, esse etwas kleines und halte Siesta, denn die
Temperaturen liegen weit über 40°. Google Maps zeigt mir, dass es
im Ort ein Freibad gibt und da fahre ich später hin. Für einen
Samstag ist das Schwimmbad nicht überlaufen und ich erfrische mich
im kühlen Nass bis um 20 Uhr die Türen geschlossen werden.
Vorausdenkend habe ich Shampoo und Duschgel mitgenommen und geniesse
nach dem Bad eine erfrischende Dusche. Nun lasse ich den Peugeot J9
auf dem öffentlichen Parkplatz stehen und sehe mir zu Fuss das
Städtchen an.
Medina Sidonia hat seinen Namen aus dem arabischen Medina für Stadt, Sidonia war einst der Herrscher dieser Gegend, gelegen zwischen Atlantik und dem nächst wichtigen Ort auf der Route nach Sevilla, Arcos de la Frontera. Wie der Fremdenführer weiss, waren hier bereits Menschen in Prähistorik ansässig, dann kamen die Phönizier, die Römer und seine Wichtigkeit während der islamischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel zeigen bis heute die Festungen, die engen Gassen und Gebäude aus vergangenen Zeiten. Auch für die nachkommenden christlichen Herrscher blieb der Ort ein wichtiger Stützpunkt zwischen Atlantik und dem Landesinnern. Kreuzritter liessen sich hier nieder und im 19. Jahrhundert fanden auch die Truppen von Napoleon den Ort als strategisch wichtig. So erfreut sich der Besucher der zahlreichen Monumente und nach der Besichtigung lohnt sich der Besuch einer der zahlreichen Bars und Restaurants, welche mit kühlen Bieren und Weinen zu leckeren Gerichten aus Fisch und Fleisch aufwarten.