Meine Autos

10.01.2024

Ich mag mich an so vieles erinnern, aber ich bringe nicht alle Namen meiner ehemaligen Freundinnen zusammen. An alle meine Autos mag ich mich erinnern und es tut mir weh, sie nicht alle zusammen in einer Garage zu wissen. Eine Zeit lang hatte ich sie zusammen mit meinen Traumautos in 1:43 in Kisten eingesperrt, aber mit der Loslösung der unnützen Dinge gehören auch diese zur Vergangenheit. Geblieben sind die Fotos und die Erinnerungen an ihre Schönheit.

Meinen Führerschein habe ich gleich mit 18 Jahren gemacht. Das heisst, angefangen mit dem Fahrunterricht bei einer Fahrschule für zukünftige Fahrlehrer. Hier war der Theorieunterricht gratis und die Fahrstunden sehr preiswert. Dazu war ich der Fahrschüler bei der Prüfung meiner Fahrlehrer-Schülerin und, sie hat bestanden, wie ich dann später meine Prüfung am regnerischen Mittwoch, 27. Juni 1979, bestanden habe. Die Prüfung lief wie am Schnürchen, so wie der Song Pop Muzik von M, der in dieser Kalenderwoche auf den Charts den ersten Platz belegte.

Mein erstes eigenes Auto war ein Citroën 2CV, in der Schweiz Döschwo, in Deutschland Ente genannt. Ein braunes Fahrzeug mit runden Scheinwerfern aus zweiter Hand bei der Citroën Garaga Hürzeler in Luzern gekauft. 2'000 Schweizer Franken hat er gekostet, die Hälfte von meinen Eltern gesponsert. Und wie habe ich meine Eltern dazu überreden können? Ganz einfach. Sie kamen von einer Flugreise zurück und ich holte sie mit dem Renault 4 eines Kollegen am Flughafen Kloten in Zürich ab. Auf der Heimreise schwärmte ich von den Vorteilen eines eigenen Autos, denn meine Eltern hatten selber nie ein Auto besessen und keine der beiden besass einen Führerschein.

Mein Döschwo brachte mir die erste grosse Liebe, viele tollen Reisen in der Schweiz, ins Elsass und um den Genfersee bis hin zu einem ausgiebigen Urlaub durch Jugoslawien bis zur albanischen Grenze. Der Döschwo wurde zum Pfödi unbenannt, bekam ein Arsch verpasst, braune Vorhänge, eine Matratze und diente uns Hippies als Camper.
Als wir uns dem allgemeinen Leben anpassten, wurde der arme Kerl gegen einen weissen Citroën GSA umgetauscht. Als wir auf den Hund kamen, gab es dann vom gleichen Modell den Kastenwagen und zu dieser Zeit als Zweitfahrzeug einen Peugeot 404. Da wir das Camperleben vermissten kauften wir uns zudem einen VW T2 Hochdach und bauten ihn zum modernen Camper um. Mit dem Pfödihome unternahmen wir verschiedene Reisen durch Italien, Jugoslawien und Frankreich. Doch war es nie mehr das Gleiche wie mit dem Döschwo, auch wir waren nicht mehr die gleichen und lebten uns auseinander und die Fahrzeuge trennten sich auch von uns.

Ich erfüllte mir einen langersehnten Traum und kaufte mir einen Citroën DS. Die Göttin, ein Traum von Auto, eine Weiterentwicklung des Fahrgefühls aus dem 2CV mit einigem mehr Luxus. Zwischendurch konnte ich preiswert einen Citroën Mehari erstehen, den verkaufte ich aber nach knapp einer Woche zum doppelten Preis, heute wäre er das zehnfache und mehr wert!
Das Leben mit dem DS war ein Leben für sich und die Reisen waren so komfortabel bis die einmalige Federung nicht mehr wollte und ich die Gelegenheit wahrnahm und das Fahrzeug gegen einen Citroën CX Break umtauschte. Das Fahrgefühl des CX war nochmals eine Stufe höher als der DS, wenn auch das gewisse Etwas fehlte. In Frankreich fuhren die Krankenwagen das gleiche Modell und wenn so einer mit Blaulicht Richtung Côte d'Azur vorbei flitzte hängte ich mich hinten dran. Mit diesem Fahrzeug und Bolero dem Hund fuhr ich auch nach Spanien bis nach Granada. Einige Minuten den Wagen abgestellt, war die hintere rechte Schreibe auch schon eingeschlagen und die Langfinger nahmen mit, was sie in der kurzen Zeit erwischen konnten. Die Versicherung zahlte brav, kündigte mir aber im Schadenfall, da sie wussten, dass ich etwas länger in Spanien bleiben werde. Wieder zurück in der Schweiz und mit der definitiven Idee auszuwandern verkaufte ich den CX und erstand einen alten preiswerten Toyota Corolla. Der Toyota war das erste Auto, welches mit allen meinen Habseligkeiten beladen wurde und mich in die Ferne brachte. Kurz vor dem Ziel, auf der alten Hauptstrasse die von Guadix nach Granada führte, verlor er in einer Linkskurve Teile der Auspuffanlage. So donnerten wir glücklich und zufrieden durch Granada. Die Kontrollschilder wurden dem Schweizer Konsulat in Malaga übergeben, der Wagen als Schrott verhökert, denn in Granada, da brauchte ich kein Auto, Parkplätze gab es damals schon nicht genügend.

Mein erstes Auto in Spanien war der orange Renault 5 der Mutter meiner spanischen Freundin und späteren Frau. Die Mutter benötigte das Fahrzeug nicht, die Freundin hatte Angst vor dem Fahren, so bin ich als Gentleman eingesprungen und habe mich um das Fahrzeug gekümmert. Als wir am Mittelmeer wohnend ein Zweitfahrzeug benötigten, kaufte ich meinen zweiten Peugeot 404 für wenig Geld. Ich weiss noch, der 404 war als 4x4 ausgeschrieben! Der Peugeot war mein Fahrzeug den ich für die Arbeit benötigte und in der Gegend bekannter war als sein Halter. Der R5 wurde nach einem Unfall gegen einen neuen Peugeot 205 junior ausgetauscht. Der 404 wollte auch nicht mehr und ich kaufte einen Renault 8 mit Heckmotor und Batterie im Kofferraum vorne. Dieses Detail erwähne ich, da mir ein Hund, so gross wie ein Hirsch, ins Auto lief und nach dem Aufprall ich das Fahrzeug nicht mehr starten konnte. Seit dem weiss ich, wo dieses Modell seine Batterie sitzen hat.

Die Geschäfte liefen, die Familie wurde grösser und ich leaste zum ersten Mal in meinem Leben als Fahrzeughalter ein Auto, einen Renault Espace, Baujahr 1992. Mit dem sind wir dann im Urlaub auch in die Schweiz gefahren. Auf den herrlichen Espace aus erster Generation folgten unpersönliche Fahrzeuge an die ich mich nur an die Marke erinnern mag. Audi A4 und Seat Alhambra. Erst später und wieder einmal als Alleinstehender, fuhr ich ein mir ebenbürtiges Fahrzeug, einen Renault Scenic Rx4.

Dieses Fahrzeug begleitete mich durch ganz Marokko. Von Tanger bis Layoune, von Sidi Ifni bis Figuig und von Oujda wieder zurück nach Tanger. Es ging über das Rif-Gebirge, durch den Mittleren Atlas, durch das Schneegestöber des Hohen Atlas und durch die Steinwüsten des Anti Atlas. Wir überquerten reissende Bäche und Wassergräben, wo das Wasser durch die Türen rann. Er erklimmte die Bergstrassen wie ein Steinbock und durchquerte die Wüste wie ein Kamel. Unermüdlich frass er jeden Kilometer und machte alle möglichen und fast unmöglichen Wege mit. Erst auf der Autobahn zwischen Rabat und Tanger fing er an zu bocken und wollte nicht mehr. Es fehlte ihm die Freiheit der Nebenstrassen, der Schaden am Getriebe war überschaubar. Der Renault diente meiner jungen zweiten Familie auch als Umzugswagen zurück in die Schweiz, dies nach über 20 Jahren in Andalusien und Marokko. In der Schweiz habe ich das Fahrzeug an einen Händler aus dem Libanon verkauft. Ich bin mir sicher, dass er bis heute noch im Nahen Osten oder weiter weg fährt, denn er war unverwüstlich.

In der Schweiz hatte ich lange Zeit kein eigenes Fahrzeug. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Kurzzeitmieten und dies ab wenigen Stunden bis hin zu Tagesmieten. An die einzelnen Fahrzeuge erinnere ich mich nicht mehr. Nur, dass ich für rund ein Jahr einen Kia Sorrento geleast hatte. Wir zogen dann weiter nach Deutschland in die Umgebung von Frankfurt. Auch hier benötigte ich privat kein Auto, geschäftlich standen mir verschiedene Geschäftswagen zur Verfügung und wenn ich im Ausland unterwegs war, wurde mir ein Mietwagen zur Verfügung gestellt. Als ich mich in Deutschland selbstständig machte, leaste ich einen Toyota Land Cruiser, ein herrliches Fahrzeug! Auch wenn ich sehr selten den Allradantrieb brauchte, fühlte ich mich vor allem im Winter sehr sicher im Auto. Er ist sehr stabil gebaut, man sitzt relativ hoch und geniesst eine einmalige Übersicht über das Geschehen auf der Strasse. Mit dem Fahrzeug sind wir auch von Deutschland über Frankreich und Spanien bis nach Marokko gefahren, um die Verwandtschaft zu besuchen. Vor dem Umzug zurück in die Schweiz wurde das Fahrzeug der Finanzgesellschaft zurück gegeben. In der Schweiz hatte ich erst später kleinere ältere Fahrzeuge, welche ich für den Einkauf und Kurzstrecken brauchte. Dies waren ein Opel Astra und später ein Nissan Micra. Kurze Zeit hatte ich auch einen Peugeot J5 preiswert gekauft und mit kleinem Gewinn wiederum in den Libanon weite verkauft.

Während der Covid-Zeit leistete ich mir den Luxus eines alten Traumes, ein Lieferwagen als Camper umzubauen. Gewünscht hätte ich mir einen Citroën HY, aber die Preise für teilweise verschlissene Fahrzeuge war mir zu hoch. Als Alternativen sah ich mir den Renault Estafete an, die Innenmasse, vor allem die Breite, passten mir nicht. Auf der Suche nach einem passenden Fahrzeug mit wenig Elektronik, mit einfacher Mechanik, guter Innenbreite und fast Stehhöhe bin ich auf die Peugeot J7 und J9 gestossen. Für meine Zwecke wurde mir vom älteren und äusserlich schöneren Modell des J7 abgeraten und nach längerem Suchen in Frankreich hatte ich mich für einen J9 Diesel entschlossen, ohne Fenster im Laderaum und mit riesigem Gepäckträger auf dem Dach. Der Lieferwagen war ein Arbeitsfahrzeug einer Klempnerei und wies nur zwei kleinere Rostschäden auf.
Der Lack ist in gutem Zustand und es herrschte nie die Absicht ein Fahrzeug neu zu lackieren, denn ich benötige ja kein Museumsstück, sondern einen treuen Weggefährten, mit dem es Spass macht auf Nebenstrassen durch Europa, Mittelasien und Afrika zu reisen. Zuerst hiess es einmal den ganzen Innenausbau des Klempnerfahrzeuges raus zu reissen, was sehr schnell ging. Nur zwei Schrauben wollten nach über 30 Jahren nicht raus, aber auch die haben wir mit der Zeit geschafft! Dann ging es in eine Waschanlage und der J9 wurde von Innen und Aussen, von Unten und Oben mal so richtig abgespritzt.