Mittelmeer
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, das wussten schon die alten Römer. Ich bin zurzeit noch in Tlemcen, Algerien, muss aber kurz mal auf die andere Seite des Mittelmeers nach Malaga, Spanien. Luftlinie sind es knapp 350 Kilometer, aber erstens gibt es keine direkten Fluglinien, dazu habe ich mein Fahrzeug auf dem Flughafen von Marseille, Frankreich gelassen. Der kürzeste Weg wäre mit der Fähre von Ghazaouet nach Almeria, rund 200 Kilometer, aber die Fähre bedient die Strecke nur Dienstags. Von Almeria wären es dann nochmals 200 Kilometer bis zum Ziel.
Aber da das Auto wie erwähnt in Marseille steht, heisst es für mich zuerst den Flug von Tlemcen nach Marseille zu nehmen. Dies sind rund 1100 Kilometer Flug oder knappe 2 Stunden Flugzeit. Dazu die obligatorischen zwei Stunden früher auf dem Flughafen sein und in Marseille die Passkontrolle, Koffer warten und bis ich im Auto sitze, vergehen dann wohl erneut ein paar Minuten, um nicht Stunden zu sagen. Dann die Strecke dem Mittelmeer entlang auf nicht mautpflichtigen Strassen immer Richtung Süden.
Der Flug hatte schon einmal eine Stunde Verspätung. Doch die Flugdauer wurde um eine halbe Stunde gekürzt und so konnte ich schlussendlich um 22 Uhr 30 in Marseille starten. Auf Umfahrungsstrassen brachte mich das Navi auf die gebührenfreie Autobahn Richtung Montpellier. Es herrsche relativ viel Verkehr, doch waren keine Lastwagen mehr unterwegs und ich fuhr mit meinen 90 Kilometer in der Stunde auf dem rechten Fahrstreifen bei bereits etwas kühleren Temperaturen vor mich hin. Die Autobahn wurde zur Landstrasse, dann wieder zur Schnellstrasse. Sie führte mich durch die dunkle Nacht vorbei an Dörfern und Städten. Eigentlich liebe ich es nicht, nachts zu fahren, aber bei den sommerlichen Temperaturen ist es für das Fahrzeug und auch für den Fahrer angenehmer. Dreimal habe ich kurz angehalten bis ich dann am kommenden Tag um 05.30 Uhr in La Jonquera, also in Spanien war. Die Nacht durchfahren macht müde, aber gleichzeitig finde ich keinen Schlaf. So geht es im Zweistunden-Takt von einer Pause zur nächsten bis kurz nach Tarragona, nach Cambrils. Hier ist eine längere Pause mit Mittagessen und schwimmen im Meer vorgesehen. Zuerst möchte ich etwas Bargeld. Ich liebe zwar die Zahlungen mit Karte, aber dies erst ab einem bestimmten Betrag. Doch die spanischen Grossbanken spielen verrückt. Es soll nicht mehr mit Bargeld gehandelt werden und so verlangen sie bei Barbezug am Automaten gebühren von bis zu 7 Euros! Da suche ich mir lieber eine kleinere Bank oder Sparkasse, da liegen die Gebühren bei knapp 1.80 Euros. Für kommende Spanienurlauber, das sind die Banco Sabadell und die Cajas Rurales.
Gleich neben der Bank finde ich eine nette Tapabar mit Restaurant. Ich suche mir einen Platz an der Theke, bestelle ein erstes Bier und eine Tapa und finde bald Kontakt zu meinen Streitgenossen. Jeder erzählt, jeder weiss etwas und kennt jemanden. Es ist so, wie es immer war, dies ist einer der Gründe, warum ich Spanien liebe. Unkomplizierte Menschen, gute Weine, feine Tapas.
Sobald es etwas kühler wird, geht die Fahrt weiter, doch ich fühle mich sehr müde, halte an und falle für zwei Stunden in einen tiefen Schlaf. Später fahre ich weiter, doch die Müdigkeit ist grösser und eine erneute längere Pause wird eingeschaltet. Dies hat dann zur Folge, dass ich zu spät losfahre und so mit der grossen Hitze die Strecke von Lorca nach Granada unter die Räder nehme. Zwei Stunden wären geplant, sechs Stunden benötige ich, denn diese Gegend ist für seine rauen Winter ebenso bekannt wie für seine flimmernde Hitze von über 40° im Sommer. Dazu kommen die vielen Steigungen und der das Kühlsystem des Peugeot J9 erfolgt durch den Fahrtwind. Das bedeutet, Überhitzung des Motors, mehrere Ruhepausen, Wasser nachfüllen und hoffen, dass ich bald den Puerto de la Mora erreiche, dann geht es nur noch bergabwärts Richtung Granada. Die letzten Kilometer waren das reine Inferno. Gut hatte ich Zeit, keine Verabredung und kenne mein Fahrzeug. Ich war aber froh, endlich in Granada zu sein und das Auto einen Tag ruhen zu lassen.
Mit dem Personenwagen meiner Tochter fuhr ich nach Malaga und holte meinen Sohn ab, der mit der Fähre von Tarifa zu seiner Grossmutter nach Marokko reisen wollte. Bei jeder der zahlreichen Steigungen dachte ich an meinen Peugeot JP und wie er gelitten hätte. Da fuhr es sich mit Klimaanlage und potentem Motor einfacher und der Zeitplan konnte eingehalten werden.
Hätte ich mit meinem J9-Camper in Tarifa auch die Fähre genommen, wäre ich in einer Stunde in Tanger, Marokko gewesen. Ich verwende die Möglichkeitsform, da die Grenzen zwischen den nordafrikanischen Nachbarn Marokko und Algerien wegen des Westsahara-Konfliktes seit 1992 geschlossen sind. Theoretisch hätte ich von Tanger der Mittelmeerküste bis nach Nador fahren können, dort die Fähre nach Almeria nehmen um dort mit einer weiteren Fähre zurück nach Algerien zu kommen. Also für knapp 100 Landkilometer einen Umweg mit mindestens 20 Stunden Fähre in Kauf nehmen. Theoretisch also möglich, finanziell aber sicher fraglich.
Aufgrund politischer Unstimmigkeiten wird es dem Reisenden noch heute schwer gemacht, den einfachen Weg einzuschlagen. Umwege finde ich zwar grundsätzlich interessant, immer wenn die Zeit vorhanden und der Preis stimmt.