Nijar
Nach
der Mittagspause schlägt das Wetter um, das zuvor spiegelglatte Meer
kräuselt sich und der aufkommende Wind wird immer stärker. Die
Fahne am Strand wird von grün auf gelb gewechselt. Wir springen noch
einmal ins kühler gewordene Wasser, packen unsere Sachen und
verlassen den herrlichen Strand Playa Los Escullos im
Naturschutzgebiet Gabo de Gata-Nijar. Es ist Zeit, den gleichnamigen
Ort zu besuchen, der sich knapp 25 Kilometer Luftlinie landeinwärts
am Fusse der Sierra Alhamilla erstreckt.
Nachdem wir das Naturschutzgebiet verlassen haben, fahren wir durch die weiten Plastikfelder von Campohermoso. Ein ehemals kleines Dorf, das sich links und rechts der alten Hauptstrasse von Almeria nach Murcia erstreckt. Die Mittagspause der Landarbeiter ist auch hier vorbei und das flache Gelände eignet sich hervorragend, um mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Die meisten Hilfsarbeiter, denen wir begegnen, stammen aus Ländern südlich der Sahara. Wir überqueren die Brücke über die Autobahn und fahren bergauf in Richtung Nijar, das wir schon von weitem sehen. Es gibt zwei Zugänge zum Dorf, einen von Osten und einen von Westen. Die erste, östliche Zufahrt führt den Besucher direkt auf den grosszügig angelegten Besucherparkplatz, den man auch nutzen sollte, da die engen Gassen des Ortes nicht einfach zu befahren sind und Parkplätze im Ort nur schwer zu finden sind. Ein Spaziergang durch die verwinkelten Gassen, vorbei an wess getünchten Häusern mit bunten Fenster- und Türrahmen, lohnt sich auf jeden Fall. Die Struktur des Ortes erinnert an seine arabischen Ursprünge, ebenso wie der Turm, der über das Dorf wacht. Am Hauptplatz befindet sich das Rathaus mit schön restaurierten Häusern, von denen eines in schlichtem Grau gehalten ist. Die Kirche im Mudejar-Stil steht an der Stelle der ehemaligen Moschee. An der Aussenwand des Kirchturms ist neben der Uhr das Wappen der Habsburger zu sehen.
Der
Bezirk Nijar erstreckt sich von den Bergen bis zum Meer, dem Cabo de
Gata. Er ist der viertgrösste Verwaltungsbezirk Spaniens. Die ersten
Erwähnungen stammen aus dem 9. jahrhundert. Ibn al-Jatib schrieb
über die Tierra blanca, das weisse Land, mit der Tradition des
Töpferhandwerks. Während der Zeit von Al-Andalus war Nijar kein
wichtiger Stützpunkt, sondern lediglich ein Glied in einer
Verteidigungslinie mit Melde-Türmen, die Nachrichten vom Strand ins
Landesinnere übermittelten. Nijar wurde zusammen mit den
Nachbarorten Turrillas und Lucainena im Jahre 1489 von den Christen
erobert. Nach
den Aufständen der Morisken im Jahr 1570 blieben die Dörfer bis ins
18. Jahrhundert unbewohnt. Die Buchten dienten vor allem den Piraten
als sichere Rückzugs- aber auch Angriffsorte.
Dann
begann die Epoche des Erzabbaus und es wurden die ersten Goldminen
entdeckt, die jedoch bereits in den 1960er Jahren völlig erschöpft
waren. Der Gewächshausanbau, vor allem von Tomaten, brachte neuen
Reichtum.
1987
wird der Naturpark Cabo de Gata-Nijar gegründet. Er erstreckt sich
von der Rambla de Retamar bis zur Mesa Roldán und umfasst einen
Küstenstreifen von 12.000 Hektar. Es handelt sich um das grösste
und ökologisch wertvollste Meereslandschaftsschutzgebiet im
westlichen Mittelmeerraum und ist daher ein touristischer
Anziehungspunkt vor allem für Spanier.