Oviedo
Auf der alten Verbindungsstrasse von San Sebastian bis Santiago de Compostela der N634 fahre ich weiter durch grüne Täler, über Pässe mit einer Höhe unter 700 Meter bis Oviedo. Es herrscht wenig Verkehr, denn seit die Autobahn der Küste entlang gebaut wurde, wird diese Hauptstrasse nicht nur von den Autofahrern, sondern auch vom Staat vernachlässigt. Der Strassenbelag ist in teilweise desolatem Zustand und wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern, denn parallel wird eine neue Autobahn A63 gebaut und ist teilweise bereits befahrbar.
Kurz vor Oviedo weisen mich die Hinweisschilder Centro auf die Autobahn. Auf der Umfahrungsstrasse geht es bergab Richtung dem Ursprung des Pilgerweges. Es herrscht wenig verkehr, ich bin fast alleine. Auch nach der Abfahrt von der Autobahn und auf der Einfahrtstrasse Richtung Zentrum herrscht wenig Verkehr. Bald merke ich wieso, Oviedo ist de Fiestas! Seit Mitte September haben die Festlichkeiten zu Ehre des Stadtheiligen San Mateo die Stadt im Griff, vor allem die Altstadt. San Mateo begann mit einer ganz besonderen Proklamation und einem Chupinazo. Oviedo beginnt seine Feierlichkeiten mit einem Programm für Erwachsene und Kinder, das in der gesamten asturischen Hauptstadt verteilt ist. Bis zum 24. September können die Anwesenden einen Spaziergang durch die Stände geniessen oder einige der kostenlosen Musikshows besuchen, wie zum Beispiel die des Panorama-Orchesters.
In meiner Erinnerungen bin ich mir sicher, dass ich schon einmal in Oviedo war oder vielleicht sogar mehrere Male. Aber wie es Menschen gibt, so gibt es auch Orte, an die ich mich nur schwer erinnern kann. Dies ist nichts Abschätziges, aber vielleicht zu habe ich zu vergangener Zeit nichts Spezielles erlebt oder der Aufenthalt war einfach zu kurz. Beim Spaziergang durch die Neustadt zur Altstadt und zum Platz vor der Kathedrale erwachten keine Erinnerungen. Erst als ich auf den alten Marktplatz mit seinen Säulen, dem Innenhof, der markanten Markthalle und den vielen Kneipen stiess erwachte die Erinnerung. Hier war ich schon einmal. Auf dem weiteren lohnenswerten Spaziergang durch die Altstadt mit seinen Plätzen voller festlicher Bewohner fand ich sogar das Hotel, wo ich abgestiegen war und erinnerte mich, wo ich Sidra trank. Oviedo war damals auf der touristischen Route mit deutschsprachigen Gruppen ein Ort der Übernachtung und morgendlicher Besichtigung der Altstadt. Mittags ging es weiter auf dem Weg nach Santiago.
Ovideo ist die Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Fürstentum Asturien im Norden Spaniens. Im 9. und 10. Jahrhundert war die Stadt die Residenz des damals unabhängigen Königreiches Asturien. Alfons II. war es, der die Hauptstadt im Jahre 812 hierher verlegte und Oviedo zum Bischofssitz machte. Im Jahr 912 verlor Oviedo jedoch die Hauptstadtfunktion im Zuge der Rückeroberung (reconquista) an León. Alfons II. befestigte Oviedo und stattete es mit Palästen, Kirchen und anderen Infrastrukturelementen aus. Beispiel für ist ein Aquädukt, von dem heute noch drei Bögen zu besichtigen sind.
Während
seiner Regierungszeit wurde 812 in Santiago
de Compostela ein
Grab entdeckt, das man Jakobus
dem Älteren zuschrieb.
Der König zog von Oviedo nach Santiago und soll damit der erste
Jakobspilger gewesen sein. Er soll somit den ersten Jakobsweg,
den Camino
Primitivo eröffnet
haben. Der Jakobsweg, wenn auch immer ein Nebenweg, sorgte für eine
wirtschaftliche Belebung der Stadt während des gesamten
Mittelalters. Noch heute wirbt das örtliche Büro für Tourismus mit
dem Ursprung des Pilgerweges zu sein.
Zweimal in seiner Geschichte
wurde Oviedo schwer zerstört. Im Jahr 1521 durch eine
Brandkatastrophe sowie 1934 bei Bergarbeiteraufständen und während
des Spanischen
Bürgerkrieges.
Ich lasse die Ovetenser weiter feiern, dazu brauchen sie mich nicht und weiter auf der N634, meistens leicht abfallend, geniesse ich bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h die Umgebung. Selten stauen sich mehr als zwei Autos hinter mir und auf geraden Strecken finden sie immer wieder eine Möglichkeit, mich zu überholen und mir freundlich zuzuwinken oder zu hupen.