Pontevedra
Ich fahre der Atlantikküste Richtung Norden. Über Brücken überquere ich die Rias, Buchten, und fahre durch nette kleinere Städte mit Hafen. Der Rio Mino bildet die Grenze zu Spanien, zu Galizien. Von der Mündung führt eine Fähre über die Bucht. Dem Fluss fahre ich weiter entlang bis zum ersten Hinweisschild Espahna. Innerhalb Europas keine Kontrollen, keine Präsenz, weder von Polizei noch Zoll. Nur ein riesiges Hinweisschild zeigt an, ich bin in Spanien. Die Natur ändert sich nicht, die Strassen sind gleich schlecht, nur der Treibstoff wird billiger, dafür Café und Bier teurer.
Bis Gondomar scheint die Welt noch in Ordnung. Viel Grün und Natur. Das kleine Städtchen zeigt spanisches Leben, viele Bars und Taparias, wo ich mich auch verpflegen kann. Doch einmal an der Küste, da traue ich meinen Augen nicht. Ein Dorf am andern, eine Überbauung an der andern. Unmöglichen Parkplätze, wenn für Wohnmobile erlaubt, überfüllt. Und ohne eine grosse Ankündigung befinde ich mich bereits in Vigo. Eine dreispurige Strasse führt mich Richtung Zentrum. Auf dem Kreisel steht nicht einfach ein Fischerboot, sondern ein Schiff von mehreren Metern Länge. Abzweigung Richtung Hafen und mein Entschluss gefasst, raus aus der Stadt, Vigo bietet mir nichts. Nach einer guten halben Stunde war ich bei der Brücke Ponte de Rande, die sich über die Ria de Vigo zieht. Auch nach Vigo reihten sich die Dörfer aneinander und irgendwie und irgendwo zweigte ich dann nach rechts ab, hoch in die Hügel und auf dem Parkplatz eines verschlafenen Dorfes fand ich meine Ruhe.
Am kommenden Tag war ich in weniger als einer Stunde in Pontevedra. Ich folgte den Schildern Parkplatz für Camper. Das erste in Pontevedra war Frühstück. Ich bestelle einen Café und ein Toastbrot und werde tatsächlich gefragt, was ich zum Café möchte, Pincho Süss oder salzig? Etwas verdutzt bestellte ich süss und bekam zu meinem Café zwei Churros und einen Kecks. Später folgte dann meine Tostada con tomate y aceite.
Hinter dem Café führte mich die Strasse in das alte Pontevedra. Der Name erinnert an die Römerbrücke, die hier den Fluss Lérez überquerte. Ihre grosse Blütezeit erlebte die Stadt im XV und XVI Jahrhundert dank des Hafens und der Fischerei. Die historische Altstadt wurde 1951 unter Denkmalschutz gestellt. Die grosse Menge Sardinen, die man in der Ria fing und die Möglichkeit, den Fang schnell zu trocknen und einzusalzen, machten aus Pontevedra einen der betriebsamsten und reichsten Häfen der Iberischen Halbinsel. Hier legten Schiffe aus ganz Europa an. Später entstanden die ersten Konservenfabriken. Statt die Sardinen zu salzen, wurden sie in Olivenöl in Sardinen verpackt und auch so für Monate haltbar gemacht.
In der Altstadt schlendere ich von Platz zu Platz. Dazwischen viele Kirchen und Klöster, einige Stadtpaläste. Auch die Pilger nach Santiago de Compostela dürfen nicht fehlen. Der Pilgerweg führt über den Plaza de Curros Enriques. Hier stand bis Ende des XIX. Jahrhunderts das Pilgerhospital. Einer der grösseren Plätze ist der Plaza de Ferraria, der Platz der Schmiede, die hier unter den Arkaden ihrer Arbeit nachgingen. Der Platz inmitten der Stadt ist so gross, da hier nach königlichem Recht Freimarkt abgehalten wurde. Er war auch Austragungsort von Stierkämpfen. Die Architektur rund um den Platz ist bunt gemischt. Ein- bis zweistöckige Stadthäuser aus dem XV. bis XVII. Jahrhundert stehen neben beeindruckenden Bauwerken im spanischen Jugendstil aus dem frühen XX. Jahrhundert. Der Spaziergang führt bis zur Markthalle, Mercado de Abastos, vor vielen Jahren umgebaut. Doch das reichhaltige Angebot an Fischen und Meeresfrüchten lässt sich sehen. Daneben die Metzger und Verkauf von Früchte und Gemüse. Vom ersten Stock der Markthalle sieht man die Puente de Burgo welche fast in jedem Jahrhundert umgebaut wurde und etwas flussaufwärts die Schrägseilbrücke, deren Pylon 56 Meter in die Höhe ragt.
Das Angebot an Cafés und Bars ist riesig. Es lohnt sich etwas ausserhalb der Altstadt zu gehen und sich dort rein zusetzen, wo die Einheimischen ihren Aperitif trinken. Zufälligerweise finde ich in der Tageszeitung einen Artikel über sehenswerte Orte im Landesinnern von Galizien. Ich lese zwei Destinationen aus, das eine liegt südlich, ich wähle das Dorf auf dem Weg nach Santiago und Lugo.