Ramadan 1444

23.03.2023

Der Fastenmonat Ramadan – Beginn am 23. März 2023 – ist für die Mehrheit der Muslime von Nordafrika über Europa bis nach Asien der wichtigste Monat des Jahres und das wichtigste religiöse Fest überhaupt. Viele Gläubige, die es mit der Religion sonst vielleicht etwas lockerer nehmen, beachten auf das Genauste die Regeln des Ramadan. Von Sonnenaufgang bis Untergang werden keine Speisen und keine Getränke zu sich genommen. Rauchen, sich schminken, jegliche sexuellen Aktivitäten, böse Gedanken und Taten wie Lügen, Flüche und Streitigkeiten sind verboten. Zum Brechen des Fastens wird vor dem gemeinschaftlichen Gebet in der Moschee Datteln gegessen und Milch getrunken. Nach dem Gebet gibt es ein leichtes Frühstück (Ftor). Abends wird in der Familie und in Freundeskreisen die Abstinenz am Tage mit nahrhaftem Essen ausgeglichen. Kurz vor dem Sonnenaufgang und somit dem ersten Gebet des Tages wird nochmals etwas Leichtes gegessen, um den neuen Fastentag mit Kraft anzugehen, denn auf die Mehrheit wartet ein ganz normaler Arbeitstag.

Der Islam im Maghreb
Erst die Zivilisation und die Kultur, welche mit den Arabern kamen, prägten den Maghreb mit seinem heutigen Erscheinungsbild. Wie ein Sturmwind fielen die arabischen Heere unter dem Kalifen Okba Nafii in der zweiten Hälfte es 7. Jahrhunderts vom Osten kommenden im Maghreb ein. In einem einzigen Siegeszug wurde das ganze Land bis an die Küste des Atlantik erobert. Sie brachten die neue Religion, den Islam, mit, welche den Berbern aufgezwungen wurde. Arabische Geschichtsschreibern berichten, dass der Kalif hoch zu Pferd am Atlantikufer verweilte, dann seinem Tier die Sporen gab und tief ins Meer hineinritt. Dabei rief er Allah zum Zeugen, dass er, getreu dem Gebot, die Lehre bis ans äusserste Ende der Welt getragen habe.
Viele Berberfürsten beugten sich damals den arabischen Eroberern und nahmen die neue Lehre an. Viele sind dabei nur dem Druck des Stärkeren gewichen. Die neue Religion hatte keineswegs tiefe Wurzeln geschlagen, sondern sich eher mit den bestehenden Lebensideen vermischt und somit eine bis heute sehr liberale Einstellung gegen andere Religionen angeeignet haben. Der Maghreb ist auch ein Landstrich, wo Bürger, welche während ihres Lebens viel Gutes getan haben zu Heiligen erklärt werden, um die Todesstätte ein Marabou gebaut wird und die Menschen an ihr Grab pilgern. In vielen Städten findet man christliche Kirchen und jüdische Synagogen. Die islamische Religion wird gemäss seinem Grundsatz gelebt. Jeder ist direkt Allah über sein Tun verantwortlich. Extremisten werden nicht geduldet, sondern eher eine liberale, weltoffene Religion gefördert. Denn abgesehen von einigen Bruderschaften gehören die meisten Gläubigen im Maghreb der sunnitischen Glaubensrichtung an.

Religion im Alltagsleben
Im Namen Allahs – Bismillah – ist die Redewendung, mit der jeder Muslim ein Unternehmen beginnt. Ob man sich ins Auto setzt, zu essen beginnt, in ein Ladenlokal tritt oder sonst irgendwas unternimmt, Allah ist allgegenwärtig, zumindest was die Sprachgewohnheiten betrifft. Die Religion durchdringt viele Bereiche des Lebens. Körperreinigung, Ess- und Trinkgewohnheiten. Eigentlich sind auch die Heirat, die Scheidung und das Erbrecht im Koran, dem heiligen Buch, festgelegt. Staaten wie Marokko, Algerien und Tunesien haben aber im Zivilrecht so heikle Themen, wie diese ebenfalls verankert und vor allem der Frau eine weit bessere Stellung und mehr Rechte gegeben, als dies der Koran ausweist. Hamdullah – Dank sei Gott!

Grundpfeiler des Islam
Glaubensbekenntnis (Shahada) sagt: "Ich bezeuge, dass es keinen Gott ausser Allah gibt, und dass Mohammed der Gesandte Gottes ist."

Gebet (Salat): Bei Sonnenaufgang, mittags, nachmittags, bei Sonnenuntergang und abends wird das Gebet mit exakt vorgeschriebenen Text- und Bewegungsabläufen vorgenommen. Vorher finden die rituellen Waschungen statt. Der Muezzin erinnert die Gläubigen durch seinen Ruf an die Gebetszeiten. Für jeden Tag werden die fünf Gebetszeiten auf die Minute festgelegt und in den Tageszeitungen und auf Internet publiziert.

Fasten (Saum) während des neunten Monat des islamischen Mondjahres, Ramadan.

Almosengeben (Zakat). Die Zakatsteuer liegt auf dem Einkommen und wird vom Staat eingezogen und unter Bedürftigen verteilt. Dazu kommt das freiwillige Almosengeben. Viele Gläubige haben ihren Bettler, den sie regelmässig unterstützen.

Wallfahrt (Hadj). Sie findet jährlich im zwölften Monat des islamischen Mondkalenders nach Mekka statt. Jeder Muslim ist dazu verpflichtet, sofern er die Möglichkeiten hat (finanziell, Gesundheit, usw.) einmal im Leben die Wallfahrt zu vollziehen. Jeder, der die Wallfahrt nach Mekka mitgemacht hat, hat das Recht, den Titel "Hadj" zu tragen und ist nach den Vorstellungen der islamischen Religion dem Paradies ein grosses Stück näher gekommen.

Unterscheiden muss der Nordafrika Reisende zwischen der Stadtbevölkerung, welche den restlichen weltlichen Gegebenheiten viel offener gegenüber stehen als zum Beispiel die Landbevölkerung. Die Hierarchie zwischen Mann und Frau, unter Geschwister und in der Grossfamilie auf dem Land ist viel ausgeprägter. Dies sind nicht negative Zeichen, sondern das Landleben ist auch in unserer Zeit einem total anderen Lebensrhythmus unterworfen, als Europäer es sich gewohnt sind.

Vergessen wir nicht, auch in der christlichen Welt sind wir mitten in der vorösterlichen Fastenzeit. Auch hier gelten für den gläubigen Christen strenge Regeln zu beachten, bis mit dem Fest zu Ostersonntag das Fasten gebrochen wird.

Ich wünsche allen eine besinnliche Fastenzeit – Aid Mubarak Said!