Reisen
Es wird wieder gereist und das ist auch gut so. Wer Dokumentarserien schaut, weiss was es Schönes in der Welt gibt. Falsch, er weiss nur, was ihm im Fernsehen gezeigt wird. Wer es aber wagt in fremde Länder und Städte zu reisen und sein Ich etwas zu Hause lässt, der kann auf einer Urlaubsreise viel erleben. Der Sommer ist die Jahreszeit für das Reisen. Grund sind sicher die Schulferien, früher auch die Betriebsferien. Zwei bis drei Wochen sollen es schon sein. Dabei ist das Angebot riesig. Von den Bergen bis ans Meer, von Finnland bis nach Tansania. Von Portugal bis nach Dubai. Wie wählt wohl jeder einzelne seine wohl verdienten Urlaub aus? Dank einem Dokumentarfilm, Ratschlägen von Freunden und Bekannten aufgrund des Preises? Da gibt es Abenteuerreisen, Strandurlaub, Aktivreisen, Reisen für Familien, Reisen mit Flieger, Auto, Schiff. Das Angebot und die Lust auf Reisen haben nach der auferlegten Pandemie mit ihren politischen Auflagen eher die Lust gestärkt, als dass wir uns aus Angst bewegen.
Zur Sommerzeit werden fast gleichzeitig auch zwei wichtige Listen veröffentlicht und Preise verliehen. Wer innerhalb Europas reist, benötigt lediglich einen Personalausweis. Doch wer weiter weg will oder nur übers Mittelmeer nach Algerien muss sich über die jeweiligen Visum Vorschriften des Landes informieren. Und da gibt es für Bewohner auch innerhalb Europas unterschiedliche Vorschriften. Aufgrund der Daten der IATA (International Air Transport Association) wird eine Liste erstellt, welche aussagt mit welchem Reisepass man ohne Visum in eines der 227 Länder der Welt reisen kann. Die Bewohner aus Singapore stehen hier an der Spitze, mit ihrem Reisepass dürfen sie visumfrei in 192 Länder einreisen. Dahinter folgen die europäischen Länder wie Deutschland, Spanien und Italien, welche für zwei Länder mehr als der Gewinner ein Visum beantragen müssen. Die Schweiz liegt abgeschlagen mit Finnland, Portugal, der Tschechischen Republik und anderen mit 187 Visum freien Ländern auf Platz 5.
Da ich ausser dem Schweizer Pass auch den spanischen besitze, kann ich somit unter anderem in Gabun und Sierra Leone einfacher mit dem spanischen Pass einreisen. Das werde ich natürlich nutzen.
Die Reiseplattform Trip Advisor hat die beliebtesten Destinationen des Jahres zusammengestellt und in verschiedene Kategorien geordnet, so finden sich Kategorien für Strandfans, nach Destinationen, nach Hotels und sogar Restaurants. Die Destinationen werden weiter aufgeteilt nach populären, trendigen, kulinarischen, Natur, Kultur und Wintersport. Interessierte finden alles unter https://www.tripadvisor.com/TravelersChoiceHome-Destinations.
Interessant
finde ich, dass Marokko bei den populären Destinationen mit
Marrakech unter den TopTen vertreten ist. Bei den trendigen
Destinationen finden sogar zwei weitere Städte, Fez und Agadir auf
die Liste.
Marrakesch
kenne ich seit über 20 Jahren. Das erste Mal war ich 1972 in
Marokko, kann mich aber nicht erinnern, ob wir in dieser Königsstadt
waren und, wenn, finde ich keine Fotos dazu. Ich glaube auch, dass
die Stadt für eine einwöchige Rundreise ab/bis Al Hoceima zu weit
weg war. Die Königsstädte Fez und Meknes lagen aber gemäss den
vergilbten Urlaubsfotos auf dem Weg.
Bücher von Reisenden, die
bereits im 19. Jahrhundert oder noch früher die Oasenstadt mit dem
Palmengürtel zu Füssen des mit Schnee bedeckten Hohen Atlas
besuchten gibt es mehrere. Die Stadt übte auf die Reisenden schon
immer einen besonderen Reiz aus. Sind es die im Abendrot strahlenden
Stadtmauern aus Lehm, ist es der Kamelmarkt ausserhalb der Stadt oder
der Platz Djemaa-el-Fnaa Ausgangspunkt so mancher Geschichten. Der
spanische Journalist und Schriftsteller Juan Goytisolo lebte in
Marrakesch und setzte sich massgeblich für die Entscheidung ein, den
Platz unter UNESCO Denkmalschutz zu stellen. Im Jahre 1980
veröffentlichte Goytisolo seinen Roman Makbara, was auf Deutsch
Friedhof bedeutet. Der Romantitel soll unter anderem an seinen Freund
Jean Genet erinnern, der auf dem spanischen Friedhof in Larache,
Nordmarokko, beigesetzt wurde. Goytisolo sah sich als kritischer
Vermittler zwischen der westlichen und der arabischen Welt. Er wies
darauf hin, dass seit den tastenden Anfängen der spanischen Sprache
der Muslim immer der Spiegel gewesen sei, in dem sich der Spanier auf
eine bestimmte Weise reflektiert fand. Ein äusseres Bild von uns,
das uns nicht nur hinterfragt, sondern auch beunruhigt. Seinem Wunsch entsprechend wurde Goytisolo ebenfalls auf dem Friedhof von Larache, an der Seite Genets, mit Blick auf das Meer, begraben.
Der Zufall führte einen weiteren Schriftsteller, Elias Canetti im Jahre 1954 nach Marrakesch. Nach seiner Rückkehr verfasste er seine Aufzeichnungen nach einer Reise. Er erzählt in 14 Kurzgeschichten seine Erlebnisse, wobei die Erzählungen, welche ihn als Juden in der Mellah, arabisch für Judenviertel, einen besonderen Wert aufweisen, sind doch heute die Judenviertel in den verschiedenen marokkanischen Städten fast nicht mehr vorhanden. Wie auf der Rückseite der Taschenbuchausgabe des Fischer Verlag, 23. Auflage, November 1999, Eberhard Horst vermerkt: So behutsam und scheu Canetti vorangeht, der Leser wird Zeuge eines Erkenntnisprozesses. Ein Vorgang ohne jede intellektuelle Strapazierung. Es bleibt, was immer Canetti in Marrakesch erlebt und beobachtet, reine erzählerische Vergegenwärtigung, sinnlich nah und greifbar.
Sein
Buch habe ich das erste Mal in Marrakesch in einem Riad in der
Altstadt gelesen. Es war der 78. Geburtstag meiner Mutter, den sie
nicht mehr erleben durfte. In meinen Notizen schrieb ich damals: 46
Jahre trennen Canetti und mich von der Djemaa el Fna. Vieles hat sich
verändert, vieles ist geblieben, aber es hat mich sehr gefreut
Canetti's Marrakesch kennenzulernen und ehrlich gesagt, hat mir sein
Marrakesch besser gefallen als das heutige, ausser..... Ausnahmen
gibt es immer.