Richtungsänderung

Ich habe es einfach gemacht, ohne viel nachzudenken, in aller Ruhe. Vor knapp zwei Wochen habe ich das letzte Mal gearbeitet. Ich stand an meinem Posten, an der Kreuzung, an einem verkehrsarmen Sonntag. Keiner, nicht einmal ich wusste, dass dies mein letzter Einsatz im Verkehrsdienst ist. Das Kündigungsschreiben, fristlos, ohne wenn und aber, waren auf dem Computer gespeichert. Es fehlte nur noch das Datum und der Knopfdruck senden. Während den 10 Arbeitsstunden wartete ich nicht auf ein Wunder, auf keine Erleuchtung, sondern nur auf die Bestätigung, dass diese für mich sinnlose Arbeit mich auffrisst, dass ich hier nicht bis zur Pension stehen bleiben kann. Vom stehenden gelben Männchen zum liegenden grauen Männchen im Grab. Nein, danke, ich will leben, habe noch einige Träume zu erfüllen, manche unvollendete Arbeit zu erledigen. 
Seit dem definitiven Entscheid bis zur Ausführung hat es nicht lange gedauert. Ein etwas weiter liegendes Ziel stand ja bereits fest. Die zwei Wochen nach dem Urlaub haben mir nur gezeigt, dass die eigentlich noch geplanten drei Monate drei zu viel sind. Die besten Entscheidungen trifft man von heute auf morgen. Genug Zeit habe ich mich über meinen Zeitverlust geärgert. Also jetzt, basta!

Frei habe ich mich gefühlt die letzten zwei Wochen. Frei fühle ich mich für die Zukunft. Der Weg ist steinig und neu, aber lieber als ausgetretene alte Pfade, die vom Bett zur Arbeit und vom Glas Wein ins Bett führen. Tagein, tagaus, wieder eine Woche vergangen, der Sommer löst den Frühling ab bevor bereits der Herbst an die Türen klopft. Heute ist heute. Jeder Tag ist voller lustvoller Arbeit, Erlebnissen, neuen Gedanken und Erfahrungen. Es gibt kein Wochenende mehr, keinen Wecker, keine Zeit. Es gilt die Träume, meine Träume zu verwirklichen. Keine Luftschlösser zu planen, sondern Schritt um Schritt zu tun und zu lassen was mein jetzt und sein will.
Willkommen ausserhalb der Gesellschaft, die mich nicht mehr braucht und ich nicht mehr benötige.
Frei sein! Sich sein! Leben, geniessen, lieben!