Ryszard Kapuscinski
"Ein guter Auslandkorrespondent braucht
sieben Eigenschaften: eine gute Gesundheit, eine starke Psyche, Glück
und Neugier, die Welt kennenlernen. Ausserdem muss man sich in der
jeweiligen Politik auskenne, möglichst viele Sprachen sprechen und
bereit sein, alles zu essen."
So beschrieb Rysiek, Koseform seines Vornamens, seinen Beruf als erster Auslandkorrespondent einer polnischen Zeitung und später einer polnischen Presseagentur.
Auch heute noch sind die Gesundheit und die Psyche die körperlichen Voraussetzungen, um in der Welt zu überleben. Neben dem Glück und der Neugier gehört sicher auch noch der Mut dazu. Mut sich in fremden Ländern zu bewegen, sich Gefahren auszusetzen, um vor Ort überhaupt recherchieren zu können.
Ich finde es immer wieder interessant, wenn in einer Berichterstattung der Fachmann zum Beispiel für den Kongo interviewt wird, der aber in Nairobi sitzt und somit die gleichen Informationen aus dem Internet bezieht, wie sein Kollege in der heimischen Agentur in Europa auch könnte. Ein Berichterstatter hat zu den Unruhen in Kasastan selber zugegeben, dass er hier in Moskau nicht viel mehr weiss als bereits berichtet, da die Internetseiten aller Zeitungen vor Ort ja gesprerrt seien...
Wo sind die Korrespondenten geblieben wie Kapuscinski, die an die Front fahren, ihr Leben riskieren, mit der betroffenen Bevölkerung per Du sind und wirklich wissen, was los ist. Kapusinski und seine Kollegen, welche wir aus seinen Berichten teilweise namentlich kennen oder wenigstens wissen, für welche Zeitung oder Agentur sie gearbeitet haben, assen und tranken, was am Geschehen serviert wurde, passten sich den lokalen Gegebenheiten an und konnten somit über Telex an ihre Arbeitgeber berichten, was Sache ist.
Heute, wo dank den modernen Mitteln eine Berichterstattung sozusagen live übertragen werden könnte, gibt es kein Budget der Agenturen, um Mitarbeiter diese Tätigkeit auch auszuüben.
Ich weiss von einer grösseren europäischen Zeitung, welche früher in fasst jedem Land einen Korrespondenten hatte, dass sie diese Stellen stetig und immer mehr streichen musste. So war der Kollege in Madrid nicht nur für Spanien zuständig, sondern gleich auch für Portugal, Marokko, Algerien, Tunesien, Lybien und Aegypten. Sein Reisebudeget erlaubte es ihm aber nicht, ständig in diese vielzahl von Ländern zu reisen, dazu gab es ja das Internet!
Der Konsument und wissensdurstige Leser von Onlinezeitungen sollte sich einmal überlegen, ob alles, was da in Sekundentakt neu publiziert wird, auch nur annähernd überprüft wurde, oder überhaupt überprüft werden konnte. Journalist ist ein Beruf, der auch bezahlt werden muss, eine Arbeit teilweise mit hohem Risiko und grossen Entbehrungen, welche honoriert werden können durch entsprechende Abos und Spenden.