Syrien_Palästina
Wer mehrere Bücher gleichzeitig liest, hat hin und wieder das Glück, dass sich die Bücher überschneiden. So habe ich mich mit dem einen Buch in die Geschichte der Staufer-Kaiser des 12. Jahrhunderts vertieft, während es sich bei dem anderen um die Reiseberichte von Ibn Battuta aus dem 14. Jahrhundert handelt. Die Geschichten von Ferdinand II. in Jerusalem und der Besuch Battutas in der heiligen Stadt liegen zwar knapp zweihundert Jahre auseinander, aber was sind schon zweihundert Jahre, schliesslich schreiben wir bereits das Jahr 2025.
Über die Reisen von Ibn Battuta habe ich bereits eine Zusammenfassung geschrieben. Wie sich der Leser vielleicht erinnert, startete er am 13. Juni 1325 von Tanger aus seine Reise entlang der Mittelmeerküste bis nach Alexandria. Dieser erste Reiseabschnitt dauerte zehn Monate und umfasst rund 50 Seiten des Buches. Das Lesen ist mühsam, da alle unterwegs getroffenen Menschen mit Namen und Rang benannt werden. Arabische Namen können nicht nur lang sein, sondern auch unmöglich zu behalten, und schliesslich interessieren sie den normalen Leser nicht. Geblieben sind mir die Namen der Herrscher, die ich aus früheren Berichten kenne. Interessanter sind jedoch die zahlreichen Anekdoten, die in den Text einfliessen.
Im Buch "A traves del Islam" gelangen wir auf Seite 150 zusammen mit dem Reisenden Ibn Battuta im September 1326 in die Region Syrien. Syrien gehörte im 14. Jahrhundert zum Reich der türkischen Mamluken in Ägypten und umfasste das Gebiet vom Sinai entlang der Küste bis zur Stadt Aleppo. Dieses Gebiet wurde Siria-Palestina genannt. Die letzten christlichen Kreuzfahrer wurden bis 1291 unter Sultan Chalili aus den Küstengebieten vertrieben. Der Frieden mit den Il Chanen und der damit einhergehende Handel mit Asien führten zu einem starken Wirtschaftsaufschwung, der erst durch die Invasion von Timur Lenk um das Jahr 1400 unterbrochen wurde.
Gaza ist die erste syrische Stadt auf dem Weg von Ägypten. Es ist ein weitläufiger und dicht besiedelter Ort mit schönen Märkten. Es gibt zahlreiche Moscheen, aber keine Stadtmauern.
Weiterreise in die kleine, aber bedeutende Stadt Hebron, die hell erleuchtet ist, eine wunderschöne Aussicht bietet und von innen bezaubernd ist. Sie liegt in einer Talmulde und beherbergt eine perfekt gebaute Moschee, die elegant ausgeführt ist, von grosser Schönheit und Höhe und aus Quadersteinen gehauen wurde. In einer ihrer Ecken befindet sich ein Stein, der siebenunddreissig Ellen lang ist. Es wird erzählt, dass Salomon den Dschinn befahl, ihn zu bauen. Laut dem Koran ist Salomon der König der Welt der Dschinn. In ihrem Inneren befindet sich die heilige und verehrte Höhle, in der die Gräber von Abraham, Isaak und Jakob sowie davor die Gräber ihrer Frauen liegen.
Danach
brach ich nach Jerusalem auf und besuchte unterwegs das Mausoleum von
Jonas. Ausserdem besuchte ich Bethlehem, den Geburtsort Jesu. Dort
befinden sich die Überreste des Stammes der Palme, auf den sich
Maria stützte, als sie Jesus gebar.
Danach
kamen wir in Jerusalem an. Die Stadt steht an dritter Stelle nach den
edlen Moscheen von Mekka und Medina und ist der Ort, von dem aus der
Gesandte Gottes in den Himmel aufstieg. Der Platz ist gross, berühmt
und aus behauenem Stein erbaut. Als der fromme König Saladin die
Stadt zurückeroberte, begann er mit dem Abriss einiger Teile der
Stadtmauer. Al Malik vollendete den Abriss, da er befürchtete, die
Christen könnten sich in der Stadt verschanzen und sie angreifen.
Früher gab es in der Stadt keinen Fluss, weshalb der Emir von
Damaskus in unserer Zeit eine Wasserleitung anlegte.
Die Heilige Moschee ist eine der schönsten und von unvergleichlicher Schönheit. Es wird behauptet, dass es weltweit keine grössere Moschee gibt. Sie erstreckt sich von Osten nach Westen über siebenhundert fünfundfünfzig Ellen. Sie hat zahlreiche Türen an drei Seiten, während ich an der vierten Seite, der Qibla-Seite, nur eine einzige Tür kenne, durch die der Imam eintritt. Der gesamte Tempel ist ein offener Raum ohne Dach, mit Ausnahme des Teils der Al-Aqsa-Moschee, der mit perfekt gearbeiteten, hochwertigen Dächern bedeckt ist, die mit Gold verziert und in prächtigen Farben gehalten sind. In der Moschee gibt es noch weitere überdachte Bereiche.
Ich habe mir erlaubt, einen kürzeren Text vom Spanischen ins Deutsche zu übersetzen, um den Lesern einen Eindruck davon zu vermitteln, wie die Reisen Battutas aufgeschrieben wurden. Selbstverständlich habe ich die Namen der Richter, Imane und Fürsten Palästinas weggelassen. Es liegen noch viele Seiten vor mir, doch aufgrund der aufgezählten Art und Weise ist es ein Reisebericht, den man nicht leicht lesen kann. Doch ich bleibe dran.
