Taras Schewtschenko

19.04.2022

Taras Schewtschenko (1814 - 1861) war ein ukrainischer Dichter, der mit seinen romantischen, an mittelalterlichen Volksliedern angeknüpften Gedichtzyklus "Der Kobsar" zu seiner Zeit und bis heute berühmt wurde. Seine Gedichte sind eine einzige Anklage gegen die zaristische Unterdrückung der nationalen Eigenständigkeit der Ukraine und gewinnen dieser Tage wieder an grosser Bedeutung.
Patriotismus war für Taras Schewtschenkoeine vergleichbare Leidenschaft wie die Liebe zu einer Frau oder der Hass auf kriegerische Auseinandersetzungen, auf das Militär im allgemeinen.
Die Liebe zu einer Frau ist stärker als die Liebe zur Heimat. Denn die Frau, die deine Liebe erwiedert ist sowohl das Symbol der Heimat als auch das Ideal einer absoluten Patriotin.

Der nationale Reichtum wird im Innern eines Menschen geboren und verdammt ihn zum Wanderleben und zur Suche, wohin er seine Gefühle bringen soll. Als Auserwählter kann er von seinen Mitmenschen geliebt und geachet werden, aber auch nicht oder falsch verstanden, was innerlich traurig macht.

Das Lied wurde nicht zu Ende gesungen, weil jede vollständige Geschichte ein böses Ende hat oder überhaupt keins. Ein guter Volksdichter singt selbst bekannte Lieder mit einem bösen Ende nicht immer bis zum Schluss.

Wir, die Ukrainer sind keine Nazis, niemand muss Angst vor uns haben. Wir haben nie verkündet, dass die Ukraine nur den Ukrainern gehört. Wir gehören alle zusammen: Ukrainer, Juden, Russen, Kasachen, wir alle zusammen sind ein europäischer Staat. Gelb des Sandes und Blau des Himmels!

Taras Schewtschenko dient als Grundlage im Roman von Andrej Kurkow, Petrowitsch, auf Deutsch erschienen im Diogenes Verlag Zürich, 2000.
Als ich dieses Buch las, war ich innerlich mit meinen Konflikten zur Mutter meiner Söhne beschäftigt und den Text auf Seite 244 und 245, den ich nachfolgend wiedergebe berührte mich am Herzen.

"Ich dachte über Gulja nach. Obwohl ich es war, der ihr vom Vater geschenkt worden war, war sie doch meine wertvollste Belohnung für die Abneigung gegen ein ruhiges Leben. Meine Zukunft ist jetzt mit ihr verbunden. Es ist nicht mehr meine Zukunft, es ist unsere Zukunft. Wir werden jetzt immer zusammensein, und dass wir so verschieden sind, bewahrt uns vor einem eintönigen Familienleben. Ich wollte so schnell wie möglich dahin zurückkehren, wollte nach Hause, aber gleichzeitig hatte ich Angst, eher um sie als um mich. Auch ich war schutzlos, dass ich in Gefahr war, regte mich weniger auf. Ich wollte nach Hause, nach Kiew, wie sehr ich sie liebte, wusste ich damals noch nicht. Ich wusste nur, dass sie das Liebste war, was ich besass."