Taschkent - Usbekistan

11.04.2023

Nach den Jahren des ungewollten und aufgezwungenen Stillstandes, den ersten erneuten Gehversuchen in fremden Länder steht nun eine längere Reise in ein etwas weiteres Reiseziel vor mir.
Reise an die Seidenstrasse Usbekistans mit Bischkek und Almaty als Zugabe.
Geflogen wird seit langem auch wieder einmal mit Turkish Airlines mit einem etwas längeren Zwischenstopp in Istanbul. Aufgrund des schlechten Wetters braucht der Pilot für den Anflug zum neuen Flughafen Istanbul (IST) im nordöstlichen Teil im Stadtteil Arnavutköy, nahe der Schwarzmeerküste, etwas länger als geplant. Dann rollen wir zwanzig Minuten auf den Rollfeldern bis zum Terminal F, wo wir das Flugzeug verlassen dürfen. Der neue Flughafen ist riesig und ein Drehkreuz in die ganze schöne Welt. Da werden in wenigen Stunden Ziele angeflogen, von denen ein Reisender nur träumen kann! Aber zuerst heisst es einmal etwas zu spazieren, um in den Transitbereich zu gelangen, den Check-Point zu passieren und wieder zurück ins Terminal F zu gelangen, wo der Weiterflug nach Taschkent abfliegen wird. Daher wohl auch der Aufenthalt von über 3 Stunden geplant, dass jeder zum Genuss kommt, im Flughafengebäude einige Kilometer abzulaufen.
Mit einer Verspätung von etwas über einer Stunde landen wir in Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans. Das letzte Mal war ich im Spätherbst 2010 im Land. Der Flughafen ist neu, die Passkontrolle ohne Visapflicht einfacher und auch die Koffer kamen schnell. Neu sind auch die zahlreichen Taxi, welche vor dem Terminal auf Gäste warten. In wenigen Minuten bin ich im Hotel und falle mit einer Zeitdifferenz von 3 Stunden ins Bett.

Nach dem Frühstück fahre ich ins Stadtzentrum. Die Zufahrtsstrassen sind breite Alleen, somit mehrspurige Autostrassen mit gemässigtem und ruhigem Verkehr. In der usbekischen Hauptstadt sieht man vorwiegend weisse Autos und merke daher sofort, dass ich in einem heissen Land angekommen bin, wenn es heute auch angenehm kühl ist. Nichts mit dem Wetter zu tun hat, dass die weissen Autos mehrheitlich das Chevrolet Zeichen tragen. Es gibt vorwiegend einen Typen von Kleinwagen, eine Limousine und einen SUV. Die Bezeichnungen sind nicht amerikanisch, seien aber aus eigener Produktion und damit erschwinglich. Da setzte sich der verstorbene Präsident ein Denkmal unter dem Motto: jedem Usbeke sein Chevrolet! Der Autoliebhaber erfreut sich, wenn er zwischendurch einen Wolga, einen Lada, Moskwitsch und russische Lieferwagen und Lastwagen sichtet.
Der Strassenverkehr ist ruhig, fast kein Hupen, Polizisten stehen an jeder Ecke und lauern auf Verkehrssünder. Die Stadt ist sehr sauber, die Regierungsgebäude werden durch weite Gartenanlagen voneinander getrennt und neue Museen laden die Besucher ein. Die alte russische Strassenbahn ist verschwunden, dafür gibt es Busse wie in allen Städten und die Reklamen werben für europäischen und amerikanische Produkte.

Mein Fahrer fährt mich in ein Luxushotel, wo sich eine Wechselstube befindet. Dass ich Schweizer Franken wechseln wollte, machte ihn etwas nervös, aber an der Leuchttafel des Bankschalters waren Euro und Franken mit gleichem Kurs vereint. Nur beim Verkauf wollt die Bank für den Franken etwas mehr Som's als für einen Euro. Der Geldwechsel war unkompliziert, kein Reisepass wurde verlangt, nur meine Hunderter wurden mit einem in einer Plastiktüte aufbewahrten Geldschein der Schweizer Bank verglichen und als gültig befunden.
Das schöne an einer usbekischen Bank ist, man betritt die Bank durch eine Drehtür mit ein paar Hunderten in der Hand und verlässt die Bank durch die gleiche Drehtür mit ein paar Millionen in der Tasche.
So geschehen doch noch Wunder und auch ich habe es endlich zum Millionär geschafft.
Die Freude dauert leider nicht lange, kostet doch am Kiosk eine Flasche Wasser dann auch 3'500 Som.
Aber jetzt weiss ich, wie sich Millionäre fühlen.

Die Stadt Taschkent liegt in einem Gebiet, wo leichte Erdbeben häufig vorkommen. Das letzte grössere Beben war im Jahre 1966 und zerstörte die ganze alte Stadt. Damals noch zu Sowjetzeiten, wurde die Stadt nach russischem Muster wieder aufgebaut und als Geschenk bekam sie auch als erste zentralasiatischen Stadt eine U-Bahn. Für den Bau wurden selbstverständlich auch Architekten aus Russland zugezogen, welche die Bahnhöfe nach Moskauer Vorbild prunkvoll dekorierten. Jeder Bahnhof ist somit individuell gestaltet und befasst sich mit einem spezifischen Thema, wie etwa der Würdigung eines lokalen Künstlers, der Geschichte einer historische Figur aus der reichhaltigen Geschichte Mittelasiens oder der Raumfahrt während der Zeit der Sowjetunion. Eine Fahrt von Station zu Station lohnt sich somit wenn die Hitze drückt oder wenn es einmal regnen sollte.