Tipasa - Algerien
Tipasa ist eine Stadt an der algerischen Mittelmeerküste, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und liegt rund 50 Kilometer westlich von Algier. Die moderne Stadt, gegründet 1857, ist hauptsächlich wegen ihrer schönen Lage und sandigen Stränden bekannt. Tipasa wurde von den Phöniziern gegründet und von den Römern unter Kaiser Claudius zur römischen Militärkolonie ausgebaut. Die Stadt war einst Stützpunkt der mauretanischen Flotte und wirtschaftlich von beträchtlicher Bedeutung auf nordafrikanischem Boden.
In Tipasa befinden sich die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Ruinen der römischen Stadt. Diese wurde auf drei Hügeln, die das Meer überragen, erbaut. Die meisten Häuser standen auf dem mittleren Hügel und sind nicht mehr erhalten. Es gibt jedoch Ruinen von drei Kirchen: die Grosse Basilika und die Basilika Alexander auf dem westlichen Hügel und die Basilika von St. Salsa auf dem östlichen Hügel. Weiter sind zwei Friedhöfe, die Bäder, das Theater, ein Amphitheater und das Nymphäum erhalten. Der Verlauf der Stadtmauern ist noch deutlich zu sehen und am Fusse des östlichen Hügels befinden sich Reste des antiken Hafens. Die Große Basilika diente über Jahrhunderte als Steinbruch, der siebenachsige Bauplan ist aber dennoch zu erkennen. Unter der Gründung der Kirche befinden sich aus dem Fels gehauene Gräber. Eines davon ist kreisförmig mit einem Durchmesser von 18 Metern und bot Raum für 24 Särge.
Mit dem Untergang des Römischen Reiches verschwindet die Stadt aus der Geschichte, und die später vorherrschenden Araber scheinen sich hier nicht angesiedelt zu haben. Der Eintritt kostet 200 Dinar, verschiedene Führer in den verschiedensten Sprachen bieten eine Führung ab 2000 Dinar an. Es gibt fast keine Abschrankungen und der Besucher darf über die römischen Überreste steigen, wie es ihm gefällt.
Albert Camus liebte die Ruinen welche direkt am Meer über den Klippen gelegen sind und hielt seine Eindrücke unter anderem in Hochzeit in Tipasa fest. Camus schildert einen Frühling in der algerischen Küstenstadt. Mit einer sehr plastischen, lebendigen Sprache gelingt es ihm, den Überfluss an Sinneseindrücken, das Licht und die Farben, die Gerüche, Geräusche und das haptische Erleben einer überquellenden Natur einzufangen. Dabei interessiert er sich nicht nur für die isolierte Natur, sondern spürt dem Spannungsfeld zwischen Natur und erfahrendem, interpretierendem Subjekt nach. Trotz des zuweilen schwärmerischen Tonfalls wird die Natur dabei jedoch nicht bruchlos idealisiert oder personifiziert:
"Im Frühling wohnen in Tipasa die Götter. Sie reden durch die Sonne und durch den Duft der Wermutsträucher, durch den Silberkürass des Meeres, den grellblauen Himmel, die blumenübersäten Ruinen und die Lichtfülle des Steingetrümmers. Zu gewissen Stunden ist das Land schwarz vor lauter Sonne. Vergebens suchen die Augen mehr festzuhalten als die leuchtenden Farbtropfen, die an den Wimpern zittern. Der herbe Geruch der Kräuter kratzt in der Kehle und benimmt in der ungeheuren Hitze den Atem."