Tunis
Die Hauptstadt Tunesiens wartet mit vierspurigen Einfallstrassen auf, ist gut ausgeschildert, der Verkehr fliesst und die Strassen sind sauber. Das Gedränge und Verkehrschaos beginnt erst, wenn man die Umgehungsstrasse verlässt und sich in die Innenstadt wagt. Immer noch zwei- bis dreispurig, wird es an den Kreuzungen und im Kreisverkehr eng. Trotz Ampeln und Polizisten wird geschummelt und weder die Ampelfarben noch die Zeichen der Verkehrspolizisten beachtet. Aber diese sind schnell mit dem Funkgerät und es stehen genügend Polizisten an den Kreuzungen, so dass der Verkehrssünder gleichgestellt wird. Google führt uns auf die Allee Habib Bourguiba und lässt uns die dritte Strasse rechts zum bewachten Parkplatz abbiegen. Die Strasse entpuppt sich als Gasse mit vielen Fussgängern und Essensständen. Im Schritttempo schaffe ich auch diese rund 300 Meter und gleich rechts liegt der Parkplatz. Doch die Einfahrt ist neu gestaltet, was Google Maps noch nicht weiss und so muss ich erst einmal um den nächsten Block fahren, um zur Einfahrt zu gelangen.
Zu Fuss geht es durch enge Gassen, die nicht mehr so sauber sind wie die breiten Zufahrtsstrassen, und durch eine Fussgängerzone mit Restaurants aus alten Zeiten wieder auf die Hauptallee, die links und rechts unter anderem von Kolonialbauten und der katholischen Kathedrale Saint Vincent de Paul et Saint Oliver begrenzt wird. Typisch französische Wohn- und Geschäftshäuser und Fusswege unter Arkaden erwarten den Besucher bis zum Eingang in die Altstadt. Einsam steht das Bab al Bahr als Monument auf einem Platz. Dahinter ein laut plätschernder Brunnen und das altehrwürdige Hotel Royal Victoria.
Und gleich dahinter beginnt die Strasse der Kasbah, die direkt in die alte Medina führt. Wenn man bedenkt, dass diese Art von Markt mehrere Jahrhunderte überdauert hat, haben sich nur die Waren, die Verkäufer und die Käufer geändert. Die Mauern der Gebäude strahlen noch immer ihre Dynamik aus, jeder Winkel ist voller Energie. Jeder Stein, jede Säule könnte seine eigene Geschichte erzählen. Die unvergessliche Reise durch die verschiedenen Gassen der verschiedenen Souks mit ihren unterschiedlichen Waren bietet entsprechende Gerüche von Leder, Stoffen, Gewürzen, Süssigkeiten und gebratenem Fleisch. Lassen Sie sich einfach treiben, gehen Sie einmal links, dann wieder rechts und geradeaus. Irgendwie kommen alle zur ältesten Moschee und ältesten islamischen Universität Tunesiens, Zitouna. Das 43 Meter hohe Minarett überragt die Altstadt und die vielen Minarette anderer Moscheen und Stile in der Umgebung.
Etwas oberhalb der Zitouna Moschee liegt ein altes Krankenhaus und dahinter öffnet sich plötzlich der weite Place du Gouvernement mit dem Denkmal Place de la Kasbah und verschiedenen Ministerien. Irgendwie macht mir die plötzliche Weite und der freie Blick zu schaffen und die erstmögliche Gasse rechts führt mich wieder in die geschützte Medina mit zahlreichen Fotomotiven. Irgendwo muss eine Schule sein, Studenten strömen durch die Gassen. Wo Studenten in der Mittagspause hingehen, gibt es erfahrungsgemäss gute kleine Restaurants zu vernünftigen Preisen, so auch hier. Bei der Tochter des Beys, Bint al Beyg, einem kleinen Imbiss mit Tischen und Stühlen auf einem Platz, gibt es frische Sandwichs zu günstigen Preisen. Getränke hat sie nicht im Angebot, die kauft man beim Händler gegenüber. So hat hier auf dem Platz jeder seine Kundschaft und die zahlreichen Katzen freuen sich über jeden Krümel, der unter den Tisch fällt. Eine Gasse mit unzähligen Säulen aus der Römerzeit säumen die Gassee. Hier wurden wohl Säulen aus den Ruinen gerettet, bevor ein anderer sie stehlen konnte.
Die Medina von Tunis gehört seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Allein in der Medina gibt es 700 Baudenkmäler zu entdecken, darunter Paläste, Moscheen, Mausoleen, Medressen und Brunnen aus der Blütezeit der Almohaden und Hafsiden bis hin zur osmanischen Zeit. Hinzu kommen unzählige Verkaufsstände, typisch arabische Cafés und moderne Restaurants mit landestypischer Küche. Die Medina bietet jedem Besucher etwas Besonderes und jeder wird von den gesehenen Monumenten begeistert sein und sich immer wieder gerne an das alte, märchenhafte Tunis erinnern.