Ukraine vor dem Krieg

19.06.2022

Ein Krieg kann bewirken, dass ein bestimmtes Land, wie nun die Ukraine in aller Munde ist und plötzlich jeder weiss, wie deren Hauptstadt und sogar deren Präsidenten heisst.
Vor dem Krieg wussten die wenigsten, welches Land westlich an das Schwarze Meer grenzt. Nun ist wenigstens seine Lage bekannt. Auf der Suchmaschine werden über 3 Millionen Einträge, nicht älter als zwei Wochen über die Ukraine gefunden. Der Verkauf an ukrainischen Flaggen hat sich vertausendfacht.
Aber, auch heute, kennen die wenigsten etwas Geschichte dieses noch jungen Staates. Wer kennt seine Zeit als Teil der damaligen UdSSR? Wie lebten die Ukrainer vor noch wenigen Jahren, wie lebten sie vor dem Krieg in den Städten und auf dem Lande? Wer kann etwas über die Schriftsteller des Landes erzählen?
Die ukrainische Literatur umfasst diejenigen literarischen Werke, die in ukrainischer Sprache geschrieben sind. Sie entwickelte sich seit Ende des 18. Jahrhunderts überwiegend unter fremder Herrschaft als Teil von Polen-Litauen, dem Russischen Zarenreich, von Österreich-Ungarn sowie als Teil der Sowjetunion.
Taras Hryhorowytsch Schewtschenko, ukrainischer Dichter und Maler kennt in seinem Land jedes Kind. Aus heutige lebender Autor möchte ich Andrej Kurkow erwähnen. Leser seines Romans "Der Gärtner von Otschakow" lernen mit seiner geschliffenen Sprache eine abenteuerliche und phantastische Zeitreise und somit wenigstens etwas Gegenwart und Geschichte dieses herrlichen Landes und seiner gastfreundlichen Einwohner. Nebenbei lernt der Leser, welche Fische in den Flüssen und im Schwarzen Meer schwimmen und was der Ukrainer gerne frühstückt. Auch über die Trinkfestigkeit mit Vodka und Kognak und, was dazu gegessen werden sollte.

Zitate aus dem Taschenbuch, erschienen im Diogenes Verlag AG, Zürich, 2012:
Seite107:
Sie schläferte ihn ein und trug ihn mit zärtlichen Armen fort, in den Kokon des Schlafes, aus dem, ausgeschlafen, jeder als Schmetterling voller Kräfte herausflattert, um sich bis zum nächsten Schlaf an der Frische eines neuen Lebenstages zu berauschen.
Seite 150:
Ein paar Sterne hatten schon den Himmel durchstochen und leuchteten durch diese Löchlein herunter.
Seite 181:
Solche Rothaarigen haben besondere Gesichtszüge, auch eine andere Mimik, frech, ausladend.
Seite 188:
Dabei schloss die Freizeit alles ein, auch die Schaschliks und den Wodka, und ihr Ende hing nicht von den Zeigern der Uhr, sondern der Ausdauer und den Lebenskräften der Teilnehmer ab.
Seite 195:
Der Himmel war grau und traurig.
Seite 217:
Kaufen Sie doch einen Karren oder irgendein Wägelchen, Dann ist es bequemer! Oh, nein. Die Leute werden noch denken, wir wären Spekulanten! leicht leben! So ist es schwerer, aber dafür ist das Geld auch ehrlicher erarbeitet.
Seite 226:
Mitleid ist doch stärker als liebe! Die Liebe kann immer aufhören, aber aufhören Mitleid zu haben, kann man ja nicht. Der Mensch tut mir leid, solange er lebt, erst wenn er gestorben ist, geht das Mitleid vorbei.
Seite 237:
Die Zeiten werden eins, denn die Gegenwart ist aus der kürzlichen Vergangenheit gewebt, und solange die Menschen sich an die Vergangenheit erinnern, ist sie da, beobachtet einen und bestimmt, was zu tun ist.