Weine in Nordafrika
Sprechen
wir heute von Weinen aus Afrika so denken wir an die preiswerten
Weissweine in den Supermärkten aus Südafrika. Doch dass auch im
nördlichen Afrika entlang des Mittelmeers von Marokko über
Algerien, Tunesien hin bis in den Nahen Osten Wein angebaut wird,
wissen die wenigsten. Der Weinanbau in Nordafrika geht auf die
Phönizier, Griechen und Römer zurück. Als ältestes Weinland des
Schwarzen Kontinents gilt Ägypten. Verschiedene Malereien in den
Grabkammern der Pyramiden und weitere Funde wie Tongefässe weisen
darauf hin, dass hier schon in der Zeit um 2500 Jahre vor Christus
Wein hergestellt wurde. Um 500 Jahre vor Christus betrieben die
Phönizer bei Kathargo, Nordtunesien, einen blühenden Weinhandel.
Algerien war noch bis zehn Jahre nach der Unabhängigkeit, sprich
1972, weltweit der führende Exporteur von Weinen. Während der über
110 Jahren dauerten französischen Kolonialzeit entdeckten die
französischen Weinbauer den reichen Boden, der vor allem um Oran und
Algier die Reben prächtig gedeihen liessen. Damals wurden bis zu 18
Millionen Hektoliter Traubensaft in Tankschiffen über das Mittelmeer
bis Marseille transportiert und dort in Kellereien als französischer
Wein abgefüllt.
In
der Zeit als Frankreich den Norden Afrikas beherrschte wurde der
Weinbau stark entwickelt. Es wurden vor allem billige Massenweine für
den französischen Markt und die französischen Truppen hergestellt.
Mit der Unabhängigkeit der Länder in den 1960-er Jahren begann der
Niedergang. Schuld waren auf einer Seite die Vorschriften der
Europäischen Gemeinschaft, welche keine Verschnitte mehr zuliess und
auf der anderen Seite der Hass auf die alten Kolonialherren und ihre
Errungenschaften und dem Aufleben des Islams als Staatsreligion, die
den Konsum von Alkohol untersagt und somit auch dessen Anbau und
Herstellung.
Seit
den 1990-er Jahren versuchen vor allem Private den Weinbau wieder
voranzutreiben. Marokko verfügt heute über einen
qualitätsorientierten Weinbau. Vor allem in den Ausläufern des
Mittleren Atlas in der Gegend zwischen Fes und Meknes wachsen
einmalige Rotweine. Im kühlen Küstengebiet zwischen Rabat und
Casablanca entstehen gute Weissweine.
Die
tunesischen Weine sind vor allem den zahlreichen Touristen bekannt,
welche den preiswerten einheimischen Wein den importierten Produkten
aus Europa zu den Mahlzeiten im Hotel am Strand den Vorzug geben.
Dagegen
sind Weine aus Ägypten fast verschwunden. Die letzten Weinberge
wurden während den ersten Jahren der Unabhängigkeit Englands
verstaatlicht und die islamische Bruderschaft hat bis heute ein
scharfes Auge auf die kleine unbedeutende Produktion.
Auch
in Algerien wurde der Weinanbau stark vernachlässigt und vor allem
während der bürgerkriegsähnlichen Zeit aus religiösen Gründen
zerstört. Erst in letzterer Zeit versuchen private Anbieter den
Weinanbau wieder voranzutreiben und Unternehmer wie GCO in Oran,
gegründet im Jahre 2001, haben Wiederverkäufer in Frankreich und
Belgien gefunden. Bei GCO werden hervorragende Rot-Weine wie die
Marke Cuvée de Tlemcen aus den Trauben Caricnan, Grenache, Alicante
Barletta, Mourastel, Mourvedre, aber auch Rosé und Weissweine aus
den Trauben Ugni, Merseguera, Muscat und Clairette, gewonnen.
Der
Weinkenner findet in der Liste interessante Weinsorten wie der
Alicante Barletta, welcher aus Italien, Region Kalabrien, stammt und
als Castiglione bekannt ist, wo sie im DOC-Wein Bivongi zugelassen
ist. Oder die weisse Traube Ugni, die in Frankreich unter dem Namen
Saint-Emilion zu 90 % für die Produktion des Cognac verwendet wird.
Für mich schmecken die Weine immer am Besten im Heimatland. In der Gegend, wo die Weingärten gehegt und gepflegt werden, die Trauben noch von Hand abgelesen und in eigenen Kellereien zu reifen Weinen gezogen werden. In Algerien ist es nicht so leicht, Restaurants zu finden, welche Alkohol anbieten und dazu auch dezent sind. Solche sind in der Hauptstadt zu finden, die Preise liegen hier aber auf europäischen Niveau. Meistens handelt es sich aber um alte französische Restaurants und Bars mit viel Schall und Rauch. Spezielle Läden, welche offiziell und unter Lizenz alkoholische Getränke verkauft werden, sind nicht leicht zu finden, da muss man schon den Einheimischen finden, der einen solchen Laden kennt und die Öffnungszeiten sind dann auch eher für nicht Trinker angedacht. So waren die Geschäfte zum Beispiel vor Silvester geschlossen.