Weine in Nordafrika

09.01.2024

Sprechen wir heute von Weinen aus Afrika so denken wir an die preiswerten Weissweine in den Supermärkten aus Südafrika. Doch dass auch im nördlichen Afrika entlang des Mittelmeers von Marokko über Algerien, Tunesien hin bis in den Nahen Osten Wein angebaut wird, wissen die wenigsten. Der Weinanbau in Nordafrika geht auf die Phönizier, Griechen und Römer zurück. Als ältestes Weinland des Schwarzen Kontinents gilt Ägypten. Verschiedene Malereien in den Grabkammern der Pyramiden und weitere Funde wie Tongefässe weisen darauf hin, dass hier schon in der Zeit um 2500 Jahre vor Christus Wein hergestellt wurde. Um 500 Jahre vor Christus betrieben die Phönizer bei Kathargo, Nordtunesien, einen blühenden Weinhandel. Algerien war noch bis zehn Jahre nach der Unabhängigkeit, sprich 1972, weltweit der führende Exporteur von Weinen. Während der über 110 Jahren dauerten französischen Kolonialzeit entdeckten die französischen Weinbauer den reichen Boden, der vor allem um Oran und Algier die Reben prächtig gedeihen liessen. Damals wurden bis zu 18 Millionen Hektoliter Traubensaft in Tankschiffen über das Mittelmeer bis Marseille transportiert und dort in Kellereien als französischer Wein abgefüllt.
In der Zeit als Frankreich den Norden Afrikas beherrschte wurde der Weinbau stark entwickelt. Es wurden vor allem billige Massenweine für den französischen Markt und die französischen Truppen hergestellt. Mit der Unabhängigkeit der Länder in den 1960-er Jahren begann der Niedergang. Schuld waren auf einer Seite die Vorschriften der Europäischen Gemeinschaft, welche keine Verschnitte mehr zuliess und auf der anderen Seite der Hass auf die alten Kolonialherren und ihre Errungenschaften und dem Aufleben des Islams als Staatsreligion, die den Konsum von Alkohol untersagt und somit auch dessen Anbau und Herstellung.

Seit den 1990-er Jahren versuchen vor allem Private den Weinbau wieder voranzutreiben. Marokko verfügt heute über einen qualitätsorientierten Weinbau. Vor allem in den Ausläufern des Mittleren Atlas in der Gegend zwischen Fes und Meknes wachsen einmalige Rotweine. Im kühlen Küstengebiet zwischen Rabat und Casablanca entstehen gute Weissweine.
Die tunesischen Weine sind vor allem den zahlreichen Touristen bekannt, welche den preiswerten einheimischen Wein den importierten Produkten aus Europa zu den Mahlzeiten im Hotel am Strand den Vorzug geben.
Dagegen sind Weine aus Ägypten fast verschwunden. Die letzten Weinberge wurden während den ersten Jahren der Unabhängigkeit Englands verstaatlicht und die islamische Bruderschaft hat bis heute ein scharfes Auge auf die kleine unbedeutende Produktion.
Auch in Algerien wurde der Weinanbau stark vernachlässigt und vor allem während der bürgerkriegsähnlichen Zeit aus religiösen Gründen zerstört. Erst in letzterer Zeit versuchen private Anbieter den Weinanbau wieder voranzutreiben und Unternehmer wie GCO in Oran, gegründet im Jahre 2001, haben Wiederverkäufer in Frankreich und Belgien gefunden. Bei GCO werden hervorragende Rot-Weine wie die Marke Cuvée de Tlemcen aus den Trauben Caricnan, Grenache, Alicante Barletta, Mourastel, Mourvedre, aber auch Rosé und Weissweine aus den Trauben Ugni, Merseguera, Muscat und Clairette, gewonnen.
Der Weinkenner findet in der Liste interessante Weinsorten wie der Alicante Barletta, welcher aus Italien, Region Kalabrien, stammt und als Castiglione bekannt ist, wo sie im DOC-Wein Bivongi zugelassen ist. Oder die weisse Traube Ugni, die in Frankreich unter dem Namen Saint-Emilion zu 90 % für die Produktion des Cognac verwendet wird.

Für mich schmecken die Weine immer am Besten im Heimatland. In der Gegend, wo die Weingärten gehegt und gepflegt werden, die Trauben noch von Hand abgelesen und in eigenen Kellereien zu reifen Weinen gezogen werden. In Algerien ist es nicht so leicht, Restaurants zu finden, welche Alkohol anbieten und dazu auch dezent sind. Solche sind in der Hauptstadt zu finden, die Preise liegen hier aber auf europäischen Niveau. Meistens handelt es sich aber um alte französische Restaurants und Bars mit viel Schall und Rauch. Spezielle Läden, welche offiziell und unter Lizenz alkoholische Getränke verkauft werden, sind nicht leicht zu finden, da muss man schon den Einheimischen finden, der einen solchen Laden kennt und die Öffnungszeiten sind dann auch eher für nicht Trinker angedacht. So waren die Geschäfte zum Beispiel vor Silvester geschlossen.