Westlicher Erg

10.01.2025

Unser Weg führt uns weiter nach Béchar. Begleitet werden wir seit Kilometer von Hochspannungsleitungen zur Linken und von der auf der rechten Seite. Die Strecke ist eingleisig und die Züge werden von Dieselloks gezogen. Bis vor zwei Jahren gab es nur Güterverkehr, jetzt fahren auch Personenzüge nach Oran. Es gibt in beide Richtungen zwei Nachtzüge und einen Tageszug, Fahrzeit ca. 7 bis 9 Stunden. Wir lassen Béchar rechts liegen und fahren direkt nach Taghit und am nächsten Tag über Iglis nach Beni Abbès.

Bèchar ist eine Industriestadt mit Palmenhainen. Etwas südlich wird seit 1917 Steinkohle und Mangan abgebaut. Hier wird auch Kupfer in der Gegend von Ain Sefra abgebaut und das Eisenerz von Tindouf verarbeitet. Touristisch also wenig interessant. Rund um Bèchar wird fleissig an der Infrastruktur gebaut. Ansonsten begleiten uns abwechselnd Steinhügel, Sanddünen und Felsen. Überall liegen große Steine, kleine Felsen und lassen sich von der Sonne bräunen. Sie tun nichts, liegen herum, lassen sich vom Wind unter Sand begraben, nehmen den Frost in den Rillen auf und lassen das Wasser nicht zu Eis werden. So verändern sie sich durch Sonne, Wind, Wasser und Kälte, und niemand weiss, wie viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte sie hier herumliegen.

An der Kreuzung nach Taghit werden wir von der Polizei angehalten und nach dem Weg gefragt. Nach ein paar Minuten dürfen wir weiterfahren und nach einem kurzen Anstieg, nur zwei Kilometer vor Taghit, öffnet sich ein herrlicher Blick auf den Palmenhain, die Alt- und die Neustadt, alles überragt von mächtigen Sanddünen. Auf dem Dorfplatz findet immer noch Markt statt. Hier gibt es auch ein kleines Restaurant mit einheimischer Küche. Ein leerer Campingplatz befindet sich direkt hinter der örtlichen Polizei. Der alte Stadtteil, Ksar, aus rötlichem Lehm gebaute Häuser aus dem 9. Jahrhundert sind verlassen und verfallen. Nur die Moschee und das Minarett trotzen dem Zahn der Zeit. An einigen Ecken werden Häuser aufwendig renoviert und zu Gästehäusern umgebaut. Gleich hinter dem Ksar ist der Sammelplatz für Quads und Kamele. Ahmed steht ganz hinten, bevor die Strasse um den Ksar herumführt, mit seinen zwei Dromedaren. Er und seine Tiere sind sehr freundlich und für 1000 Dinar führt er die Gäste entlang der Dünen. Mit dem Quad geht es in wenigen Minuten die hohen Dünen hinauf. Von hier aus bietet sich dem Besucher ein herrlicher Blick auf das Dorf, den Palmenhain und dahinter die Dünenlandschaft. Störend ist der Dreck, der überall herumliegt. Silvester wurde hier gross gefeiert, einheimische Touristen bevölkerten den Ort und liessen die Reste ihres Pick-Nick einfach in den Dünen liegen. Einfach schade!

Auf der N6B verlassen wir die Dünen, die Landschaft ändert sich nicht, aber trotz der Eintönigkeit gibt es immer viel zu sehen. Nach etwa der Hälfte der heutigen Strecke erreichen wir Igli. Am Ortseingang sehen wir links den Wegweiser nach Beni Abbes und El Ouata und gleich danach rechts den Weg zu den gleichen Orten. Rechts führt die Strasse durch den Ort, links zunächst durch ein noch nicht existierendes Industriegebiet entlang der Dünen auf die andere Seite des Ortes. Wir wählten die Strasse entlang der Dünen und wurden nicht enttäuscht. Wunderschöne Ausläufer bis zur Strasse, dann links wieder Steinebenen und rechts unten der Palmengarten des Ortes. Am Fusse der Dünen gibt es zahlreiche Brunnen. Kleine Pumpenhäuschen stehen im Sand, nur ein Stromkabel führt zum Zähler und weiter zur Pumpe. Die Dünen sind sauber, kein Müll, keine Spuren von Quads. Wir fahren durch einen Aussenbezirk des Ortes, auch hier ist alles sauber, es gibt sogar ein kleines Restaurant. Dieser Ort ist Taghit eindeutig vorzuziehen. An der Kreuzung der beiden Strassen ist ein kleiner Markt. Es ist Mittag, die Schüler strömen aus den Schulen und überqueren die Strasse, bleiben stehen und unterhalten sich. Eine einzigartige Szene, die es zu geniessen gilt. Wir verlassen Iglis über eine Brücke, die den Fluss Saoura überquert. Dieser sehr breite Oued wird uns noch lange begleiten, bildet er doch die westliche Grenze des westlichen Grossen Erg, des Flusssystems, das am weitesten aus dem Atlasgebirge nach Süden in die Sahara vordringt. In seinem Tal liegen zahlreiche Oasen. Es ist Januar, der Fluss führt kein Wasser, nur an einigen Stellen gibt es vereinzelte Rinnsale. Wenn man sich vorstellt, dass dieser Fluss, wie zum Beispiel der Rhein, Wasser nach Süden führt...

Bei der Oase El Ouata verlassen wir die N6 und biegen links auf die RN36 Richtung Beni Abbès ab. Wir durchqueren die Oase mit ihren Palmen und Gärten, der Ort selbst liegt wie auf einer Terrasse etwas höher. Die Markthändler räumen langsam auf und verladen die nicht verkauften Waren. Es ist Mittag. Wir fahren hinunter zur Oase und kurz vor der Brücke geht es links durch eine Kurve auf einer Einbahnstrasse oberhalb der Oase zum örtlichen Schwimmbad. Wer wegen der Fahrzeughöhe nicht unter dem Bogen durchfahren kann, fährt oben im Dorf die neue Strasse bis zum Ende und findet links die Kirche von Charles Foucauld. Sie erinnert an den Aufenthalt des Paters im Dorf. Die Kirche wird von zwei Patres des von Foucauld gegründeten Ordens der Kleinen Brüder und Schwestern Jesu bewacht.
Die Quelle befindet sich hinter dem Schwimmbad, versteckt unter Palmen. Man muss nur an den freiliegenden Wasserrohren entlanggehen, um zur Quelle zu gelangen, das Wasser fliesst warm und gleich hinter der Quelle befindet sich der erste Wasserhahn. Zurück zum Parkplatz geht rechts ein Weg ab. Der Weg ist sehr sandig, aber es sind viele Fahrzeugspuren zu sehen. Mit dem Peugeot J9 bin ich etwas zu weit hineingefahren, die örtliche Polizei und der Zivildienst mussten das Fahrzeug aus dem Sand ziehen.
Ein Spaziergang durch die Palmenhaine ist immer wieder ein schönes Erlebnis. Aus Lehm gebaute Mauern trennen die einzelnen Parzellen und den Gehweg voneinander. Nach wenigen Minuten öffnet sich ein kleiner Platz und links führt der Weg zum Ksar, der alten Wohnfestung aus dem 19. Es ist der letzte Ksar, der in diesem alten Stil erbaut wurde. Aber auch er ist nicht mehr bewohnt und die alten roten Lehmmauern fallen langsam in sich zusammen. Ein Verein bemüht sich um den Erhalt des Ksars und hat in der ehemaligen Koranschule einige Räume als Museumscafé eingerichtet. Man kann ohne Probleme durch die dunklen Gassen zur alten Moschee schlendern, die noch gut erhalten ist, aber nicht mehr als Gebetshaus dient. Für eine Führung durch den Ksar, den Palmenhain und den Ort wendet man sich am besten an Rachid Benhamed, Telefon 0663 414028.

Und nun zu dem Missgeschick im Sand. Der Parkplatz war gross und leer. Aber hinter einigen Büschen waren Männer damit beschäftigt, Palmblätter zu schneiden. Eine Sekunde nicht nachgedacht und schon bin ich den Spuren im Sand gefolgt und auf halbem Weg stecken geblieben. Mit ein paar Steinen und Ästen konnte ich mich aus dem Sand befreien, aber viel weiter kam ich nicht. Azziz, der seine Palme in Ordnung gebracht hatte, kam mir sofort mit seinem Toyota zu Hilfe und befreite mich aus dem Gestrüpp. Allerdings nahm er die Kurve etwas zu eng und ich steckte wieder fest. Der Toyota war nicht mehr der Beste und trotz mehrerer Versuche konnte mich Azziz nicht aus dem Sand befreien. In der Zwischenzeit telefonierte der Guide mit der örtlichen Polizei, die mit 7 Mann zum Pool kam. Sieben Männer, sieben Meinungen und Ideen, aber keine konnte uns aus der Falle befreien. Plötzlich fuhr ein 4x4 Renault Truck des Zivilschutzes vor. Drei sehr junge Zivilschützer springen aus dem Fahrzeug und ziehen das Stahlseil aus der Winde. Das Seil ist zu kurz, der Fahrer fährt ein Stück vor, aber es muss noch verlängert werden. Doch nun stehen die beiden Fahrzeuge quer zueinander und die Winde lässt sich nicht einfahren. Also versucht der LKW rückwärts zu fahren, aber es geht nicht. Jetzt darf ich meine Meinung sagen und der LKW wird in die richtige Position gebracht. Die jungen Männer schaufeln den Sand an den Rändern weg und siehe da, unser Peugeot J9 ist vom Sand befreit. Azziz führt uns zu einem Kollegen, der mitten im Nirgendwo schöne Bungalows und eine Chaima aufgestellt hat. Hier parken wir unser Wohnmobil und verbringen die Nacht. Kontakt Ahmed 0666 471195.