Wochenrückblick

10.02.2023

Früher war der Freitag Tag für den Wochenrückblick. Dies zeigte sich auch in der Küche und bis heute gibt es freitagstypische Gerichte wie zum Beispiel der CousCous in den maghrebischen Ländern von Marokko über Algerien bis Tunesien. Ein Mittagessen nach dem Mittagsgebet ist ein Ding der Unmöglichkeit. In Spanien war die Paella so ein typisches Gericht wie die Pizza in Italien und Amerika. Heute werden diese Gerichte gerne auch täglich gegessen und sind zu Spezialitäten geworden, wobei der Spanier eine Paella nur zum Mittagessen bestellt. Die Erfolgsgeschichte der Pizza schreibt das runde Ding in allen seinen Varianten selber und braucht keine weiteren Erklärungen.
Samstag war Wochenmarkt, der grosse wöchentliche Einkauf wurde getätigt. So wurden die Reste der vergangenen Woche auf der Pizza auf dem Reisgericht und im CousCous verwendet und im Kühlraum Platz geschaffen für die kommenden frischen Einkäufe.

In den Schweizer Innenstädten wird auch Platz geschaffen. Warenhäuser schliessen, sind seit Jahren ja sogar Jahrzehnten geschlossen und aus unserem Alltag verdrängt und vergessen. Jelmoli an der Bahnhofstrasse in Zürich wird nach 125 Jahren Geschichte nur den Abschluss machen. Den Schlussstrich ziehen einer erfolgreichen und damals modernen Einkaufsgeschichte. Frühere Mitbewerber wie Knopf, ABM und EPA sind schon lange von der Strasse verschwunden und nicht mehr viele mögen sich an diese Einkaufsmeilen erinnern.
Hier fand der Kunde alles, was er brauchte oder auch nicht, unter einem Dach und in angenehm ausgeleuchteten Räumlichkeiten und im Winter schön an der Wärme.
Als Kinder liebten wir die Warenhäuser wegen ihren Rolltreppen, das war der Hit. Die Spielzeugabteilung war vor allem in der Vorweihnachtszeit beliebt, später dann die Musikabteilung mit der Abteilung zum Reinhören in die neusten Musikhits. Die jährlichen Kataloge, welche freihaus direkt von der Druckerei geliefert wurden, liessen nicht nur die Mütter träumen, nein auch, wir Jungens hatten Freude an den leicht bekleideten Frauen, die für Unterwäsche warben.
Aber richtig geliebt habe ich diese Häuser nie, mir haben schon immer die kleinen spezialisierten Läden und die Märkte besser gefallen. Ich fühle mich noch heute glücklich, wenn ich über einen Markt streifen kann.

Wer den Tag vor dem Abend lobt, der geht meistens leer aus. So auch das Schweizer Team an der diesjährigen 47. Alpine Skiweltmeisterschaft in Courchevel und Méribel (Frankreich). In der Presse, im Radio und an den Stammtischen wurden die stetigen Gegner aus Österreich bemitleidet und bereits eine Stunde vor Beginn des eigentlichen Rennens wurden auf DRS3 die vermeidlichen Schweizer Weltmeister gefeiert. Und es kam anders als geträumt. Nicht, dass die Schweizer versagt hätten, nein, es fehlte das bisschen Glück, welches ein Sportler benötigt, wenn es um hundertstel Sekunden geht. Was ist schon ein hundertstel Teil einer Sekunde! Nichts! Aber wir sind in unserem Leben so weit gekommen, dass solch kleine, für den normalen Menschen unfassbaren Unterschied über Glück und Leid nicht nur eines Sportlers entscheiden. Eine ganze Nation leidet oder freut sich über einen unterschied, der nur ein Computer erfassen kann. Im Super G der Männer liegt der Gewinner 0,01 Sekunden vor dem Zweiten und 0,67 Sekunden vor dem Zehnt platzierten!
Ich finde es aber immer interessant, wenn die spezialisierten Reporter am Fernsehen live mit gesehen haben, wo Odermatt die Schlappe eingefahren hat und wo er ein bis zwei Prozent zu wenig riskierte. Ist das noch Sport, sind das Fachspezialisten?

Lara Gut Behrami hat es auf den Punkt gebracht, sie hätte auch schon einmal dank vier hundertstel Sekunden einen wichtigen Wettkampf gewonnen. Und ich mag mich erinnern, dass vor noch nicht zu langer Zeit ein Slalomfahrer den Berg zurück gestiegen ist, um das ausgelassene Tor doch noch regelgerecht zu durchfahren und sich im Ziel feiern zu lassen.

Er ist reich und macht, was er will.
Ich bin arm und mache, was ich will.
Alle in der Mitte machen, was wir beide diktieren!
Wolfgang Grupp (Chef der Textilfirma Trigema und überzeugter Egoist )