Younes Schulende
Im
Sommer 2015 war sein erster Schultag, damals an der Goethe
Grundschule in Giessen, Hessen, Deutschland. Schon damals stand er
der Schule sehr skeptisch gegenüber und verstand die letzten 9 Jahre
nicht, warum man bestimmte Fächer und Themen lernen sollte und was
ihn wirklich interessierte, schien sonst niemanden in der Schule zu
interessieren.
Als
Letztgeborener hatte er es leichter als viele seiner Altersgenossen,
denn sein älterer Bruder hatte ihm den Weg geebnet. So wusste er,
was auf ihn zukommt, konnte schon ein bisschen lesen, schreiben und
rechnen und fand die Schule einfach doof. So verbrachte er die ersten
drei Schuljahre in Deutschland und mit dem Umzug in die Schweiz kam
eine neue Schule, ein etwas anderes Schulsystem und neue Fächer wie
Französisch. Er kämpfte sich durch die drei Jahre Primarschule am
Hirzbrunnen in Basel und zeigte, dass er nicht einfach alles auf sich
nimmt, wie es Eltern und Lehrer vielleicht gerne hätten.
Eigentlich
wollte er gut in die Sekundarschule starten, doch bei den nötigen
Prüfungen fehlte immer das Quäntchen Glück, das auch hier gefragt
ist. Im Schulhaus Sandgruben kämpfte er sich durch, versuchte
anfangs das Beste aus sich herauszuholen, gab dann auf und taumelte
über den Abgrund. Familiäre Probleme brachten ihn am Ende des 2.
Sekundarjahres noch einmal ins Straucheln, aber vielleicht ist er aus
dieser Situation stärker hervorgegangen, als die Erwachsenen
vermuteten.
Nach
intensiven Gesprächen und mit Hilfe seines Coaches, Frau Céline
Kaiser, startete Younes völlig verändert in sein letztes
offizielles Schuljahr. Nicht, dass er sich mehr anstrengte und nur
noch lernte, aber er entdeckte seine Stärken neu. Mit wenig
Anstrengung schaffte er es, das Beste aus sich herauszuholen und so
seine gesteckten Ziele ohne grosse Anstrengung zu erreichen und
plötzlich stand ihm auch das Glück wieder zur Seite. Der Sinn und
das Dasein werden nicht mehr in Frage gestellt und sein Bewusstsein
und die Grundlagen seines Denkens sind gereift und gestärkt.
Younes wurde gross, stark, selbstbewusst und wollte sein Ziel, eine kaufmännische Lehre, erreichen. Unermüdlich schrieb er Bewerbungen, was zunächst mit Schnupperlehren belohnt wurde. Die ersten Vorstellungsgespräche führten noch nicht zum Ziel, aber schliesslich gelang es ihm aus eigener Kraft, den Lehrvertrag zu unterschreiben. Im Sommer 2024 beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt.
Neun Jahre sind schnell erzählt, die Zeit vergeht schnell, aber für Younes waren es harte Jahre mit vielen Momenten, die nicht nur Freude bereiteten. Gewollt und ungewollt lernte er täglich in der Schule, beim Spielen, mit Freunden und in der Familie. Er wuchs mit Handy und Computer auf, zu denen er dank seines drei Jahre älteren Bruders früh, vielleicht zu früh, Zugang fand. Fussball war sein Leben, auch wenn er nie ein Star werden sollte. Aber in einem Mannschaftssport lernt man schnell, dass der eigene Ehrgeiz über dem Teamgeist steht, und bald fühlte er sich in seiner Mannschaft nicht mehr wohl. Freunde kommen und gehen im Leben, die wenigsten bleiben ein Leben lang. Kontakte aus der Zeit in Deutschland sind geblieben, Klassenkameraden aus der Grundschule sieht man selten, neue Menschen begleiten uns auf kürzeren und längeren Strecken unseres Lebens. So gehören auch die Schuljahre in der Oberstufe der Vergangenheit an und man denkt mit gemischten Gefühlen an seine Lehrer zurück. Neue Lehrer werden kommen, neue Kollegen werden dich begleiten. Es wird neue Arbeitskollegen geben und es wird Neues zu entdecken geben in den kommenden Lehrjahren.
Ich
bin mir sicher, dass du mit deiner Art auch diese Zeit für dich
gewinnbringend gestalten wirst und freue mich, dich auf diesem Weg
weiter begleiten zu dürfen.
