Alex Capus

12.12.2025

Auch diesen Schweizer Schriftsteller habe ich über 20 Jahre hinweg gerne gelesen und sogar bewundert. Doch dann gab es einen Roman von ihm, der im Aufbau und im Zeitablauf Fehler aufwies, die weder dem Autor noch dem Verleger aufgefallen sind. Wie man sich vorstellen kann, habe ich auf meinen schriftlichen Hinweis an Capus nie eine Antwort oder Stellungnahme erhalten. So ist es leider auch mit anderen bekannten Schriftstellern, die sich nicht die Mühe machen, sich um ihre Leser zu kümmern, sondern, wie es mir bei Capus scheint, mit der Zeit dem lieben Geld wegen schreiben. Einnahmen durch den Verkauf, Einnahmen durch Vorlesungen, Fördergelder und Literaturpreise.

Alex Capus erschien früher übrigens im Diogenes Verlag. Er hat aber nun den Verlag gewechselt und seine Bücher erscheinen bei den Hanser Literaturverlagen in Berlin. Doch auch hier sind die Porträts der Autoren mit wenig Ideen abgefasst.

Alex Capus, geboren 1961 in der Normandie, lebt heute in Olten. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten und Reportagen. Für sein literarisches Schaffen wurde er u. a. mit dem Solothurner Kunstpreis 2020 ausgezeichnet. Bei Hanser erschienen die Romane »Léon und Louise« (2011), »Fast ein bisschen Frühling« (2012), »Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer« (2013), »Reisen im Licht der Sterne« (2015), »Das Leben ist gut« (2016), »Königskinder« (2018) sowie die Spiegel-Bestseller »Susanna« (2022) und »Das kleine Haus am Sonnenhang« (2024).

Übrigens ist er auch Barbetreiber in seiner Wohntstadt Olten. Diesen Ort habe ich vor Jahren einmal besucht, da er Mittelpunkt eines seiner zahlreichen Romane ist. Ich war enttäuscht. Von der im Roman beschriebenen Kulturbar war nichts zu finden, ausser überrissene Preise.

Als ich meinen Haushalt auflöste, musste ich mich von vielen meiner Bücher trennen, denn für mich ist ein gelesenes Buch immer ein Teil von mir. Ich teilte die Bücher zunächst in "noch nicht gelesen" und "gelesen" ein. Einige der ungelesenen Bücher fanden direkt den Weg in den Zweithandel, denn ich konnte mich nicht daran erinnern, wieso ich sie damals gekauft hatte. Bei den gelesenen Büchern unterteilte ich in "muss ich nochmals lesen" und "zweite Lesung lohnt sich nicht". Die zweite Gruppe fand ebenfalls den Weg in den Secondhand-Shop am Gundeli in Basel. Von Alex Capus schaffte es nur eines der zahlreichen Bücher in die erste Gruppe: der Munzinger Pascha.

Den Roman über das Leben eines Schweizers in Ägypten und Sudan im 19. Jahrhundert las ich vor genau 20 Jahren zum ersten Mal. Damals notierte ich: "Mir fehlen die Worte!" Mit Ausrufezeichen, das wohl damals die Aussage positiv unterstreichen sollte. Heute, nach der zweiten Lesung, sehe ich das Ausrufezeichen eher negativ, denn ich finde den ganzen Roman kitschig und lächerlich. Capus versucht, irgendwie zwei bis drei Geschichten in ein Buch zu zwängen, erfindet dazu ein paar Zusammenhänge zwischen den einzelnen Protagonisten und segnet alles mit seinem für mich heutzutage unerträglichen Humor wie mit Weihwasser.

Ich frage mich, wie es dazu kommt, dass ich nach zwanzig Jahren ein positives Ausrufezeichen plötzlich als negatives Zeichen sehe. Habe ich mich so stark gewandelt? Was ist in den vergangenen Jahren mit mir und in mir geschehen? Sicher ist, dass mich seit jeher Geschichten interessieren, die im fernen Ägypten spielen, denn dort soll mein Grossvater Albert anfangs des 20. Jahrhunderts über Jahre gelebt haben. Und so suche ich seine verwischten Spuren in allen Büchern, die mir in die Hände fallen, auch wenn er zur Zeit von Munzinger noch nicht einmal auf der Welt war.

Der Roman von Alex Capus zeigt trotz der negativen Kommentare, die ich hier erwähnt habe, unter dem Strich doch einen Teil Schweizer Geschichte. Ich mag mich hier jedoch eher an Nicolas Bouvier halten, der in "Lob der Reiselust" den Nerv der Schweizer um einiges besser trifft. Vielleicht ist er wirklich ein Schweizer und dazu ein Welscher!

Um meine persönliche Meinung zu unterstreichen, möchte ich zum Schluss aus seiner Website zitieren, wo er sich selbst interviewt:

Warum wollten Sie Schriftsteller werden?
Weil ich das sehr gerne mache und ziemlich gut kann. Es ist ja keine harte körperliche Arbeit, nur so ein bisschen Tastengeklimper. Zudem wird man ständig nach New York und Venedig eingeladen und weltweit von Legionen schöner Frauen geliebt, und man verdient höllisch viel Geld. Ich empfehle das jedem.