Dracula
Bukarest ist nicht so meine Stadt. Im Internet finde ich verschiedene Angebote für Tagesausflüge. Ich entscheide mich für einen 12-stündigen Ausflug, der Dank dem sonntäglichen Rückreiseverkehr sich auf gute 18 Stunden ausdehnt, zum Dracula Schloss Bran, zum Sommerschloss Peles und in die Altstadt von Brasov. Der Bus kam pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt, einige Gäste waren bereits im Bus, der Rest stieg mit mir ein. Die offizielle Sprache des Guide Tudor war Englisch. Die Gäste kamen aus Indien, Italien, Griechenland, Russland, Malta, Spanien und Holland. Es entwickelten sich während der Reise einige nette Gespräche.
Castelul
Bran
Schloss Törzburg befindet sich im Dorf Bran in der Region
Siebenbürgen. Die im privaten Besitz befindliche Burg wird den
Touristen als Dracula Burg verkauft und der Eintritt ohne Tunnel und
Folterkammer beträgt stolze 70 Lei. Die Burg hat wenig bis gar
nichts mit den Beschreibungen aus dem Roman Dracula von Bram Stokers
zu tun. Graf Dracula wurde im Roman auch rund 200 Kilometer weiter
vom Schloss abgeholt, trotzdem werden in einzelnen Zimmern mit Fotos
und Video auf Dracula hingewiesen, so wie auch auf Rotkäppchen und
der Wolf. Der den Besuchern vorgeschriebene Weg ist eng und mit viele
steilen Treppen. Heute Sonntag und im Januar bei Schneefall war die
Burg stark besucht. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es in der
Hochsaison zu und her geht. Für mich waren es heute bereits genügend
Besucher, um sich die Einzelheiten genau anzusehen bestand fast keine
Möglichkeit.
Die Burg thront über dem Dorf, der heute ein
einziger Rummelplatz von Verkaufsständen für Souvenirs und
Dracula-Bratwürste ist. Ich spaziere etwas nach ausserhalb und finde
eine nette Kneipe für mich alleine. Die einzelnen Räume der Festung
sind kalt und kahl eingerichtet. In jedem Raum steht dafür ein
schöner Kachelofen oder brodelt offenes Feuer. Schon damals wussten
sich die Bewohner von der herrschenden Kälte zu schützen.
Die
Geschichte erzählt, dass im Jahre 1211 König Andreas II aus Ungarn
die Gegend dem Deutschen Orden schenkte und ihm erlaubte Burgen zu
bauen. Der Orden errichtete an fünf strategisch wichtigen Hügeln
je eine Burg, von denen aber nur Marienburg (Catatea Feldioara)
zweifelsfrei aus dieser Zeit identifiziert werden kann. Törzburg
wurde erst 1357 erstmals urkundlich erwähnt. Bis ins XV. Jahrhundert
blieb die Gegend ungarisch, später wurde sie dann von den Türken
erobert. Nach Anschluss Siebenbürgens an Rumänien schenkte
Kronstadt die Burg im Jahre 1920 an Königin Maria, der Gattin von
Ferdinand I. Die Königin liess die Burg zum Schloss umbauen und
restaurieren. Sie machte es zu ihrem Hauptwohnsitz. Nach ihrem Tod im
Jahre 1938 erbte die Tochter, Prinzessin Ileana, das Schloss. Nach
dem Zweiten Weltkrieg übernahm der kommunistische Staat die Anlage
und es wurde zur Touristenattraktion umgebaut. Im Jahre 2006 erfolgte
die Rückgabe an Dominic von Habsburg und er beliess es als Museum.
Castelul
Peles
Das
ehemalige Königsschloss aus dem IXX. Jahrhundert befindet sich
nordwestlich der Stadt Sinaia. Das Schloss wurde für König Carol I
von Rumänien gebaut. Bis zu seinem Tod im Jahre 1914 diente es als
Sommerresidenz. Nach der Abschaffung der Monarchie und der Umwandlung
Rumäniens in eine Volksrepublik 1947 beschlagnahmte das
kommunistische Regime das Schloss. Nach der Revolution 1989 wurden
die Schlösser Peles und Pelisor, etwa 300 Meter bergaufwärts, den
im Exil lebenden Ex-König Michael zurück übertragen.
Der
Eintritt beträgt 50 Lei und auch hier bei Schneefall mussten wir
anstehen und rund eine halbe Stunde auf den Einlass warten. Die
Räumlichkeiten sind warm und überfüllt an Möbeln und Statuen. An
den Wänden hängen Rüstungen und Schilder von tapferen Kriegern bis
hin aus Afrika. Ich nehme schwer an, dass bei Lebzeiten des Königs
es etwas gemütlicher war und er nicht in einer Art Museum lebte. Die
Bibliothek ist klein, die Bücher sind neu, nur die Geheimtür lässt
den Besucher etwas schmunzeln. Im Musikzimmer stechen die Gemälde
der 3 Jahreszeiten, Frühling, Sommer, Herbst uns Auge. Der Winter
fehlt, denn im Winter wohnte hier keiner. Ein riesiger Esssaal zeugt
von ausgiebigen Gelagen. Eine Tür weiter ein Zimmer im türkischen
Stil, welches als Raucherzimmer genutzt wurde. Interessant ist, dass
nur die spanische Hinweistafel auf die Alhambra in Granada verweist.
In den restlichen Sprachen ist von der Burg in Andalusien keine Rede.
Das
einmalige und herrliche des Schlosses ist sicher die märchenhafte
Aussengestaltung der einzelnen Gebäude. Die Gartenanlage ist sehr
weitläufig und die mit Schnee bedeckten Skulpturen tragen zu einem
speziellen Reiz bei. Schade war das Königspaar nie im Winter vor
Ort, sie hätten die Stille des Schnees geliebt.
Brasov
In
Brasov bin ich bereits mit der Bahn durchgefahren und die gelesenen
Beschreibungen haben mich neugierig gemacht und beim kurzen
Stadtrundgang wurde ich nicht enttäuscht. Der Weg entlang der
sächsischen Stadtmauer ist verschneit, der Bach führt Eisschollen
ins Tal. Der Weg lässt träumen. Wenn auch Reste bis in die
Bronzezeit zurück gefunden wurden, wird Brasov erst im XIII.
Jahrhundert in Dokumenten erwähnt. Ursprünglich stand hier eine
Zitadelle und die Gegend wurde von sächsischen Bauern bewohnt. Ein
Kloster der Prämonstratenserinnen wird gebaut. Im Jahre 1798 zählte
die Stadt 43 Zünfte mit über 1200 Handwerkern. Darunter Schmiede,
Kürschner, Schuhmacher, Gerber, Metzger, Goldschmiede Bäcker,
Töpfer und Hut- und Wollmacher. Im 1477 wird die bis heute den
Altstadtkern dominierende Schwarze Kirche fertig gestellt. Die
Sächsische Universität fasst Fuss. 1533 wird die erste Druckerei
und damit auch die erste Papierfabrik in Südosteuropa gegründet.
So erzählt die Geschichte der Stadt einige wichtige Ereignisse, die
bis heute zur einmaligen Altstadt führen. Herrliche Häuser stehen
an den Strassen, Strässchen und engen Gassen. Inmitten die neologe
Synagoge welche Ende des XIX. Jahrhundert errichtet wurde. Das
Gotteshaus spielt bis heute eine rituelle Rolle. Zum Gebäudekomplex
gehören das Gemeindehaus und ein koscheres Restaurant. Ein
intensiverer Besuch der Stadt ist sicher empfehlenswert.
Die
Rückfahrt nach dem rund 150 Kilometer entfernten Bukarest zeigt sich
als im Stau fahren durch verschneite Dörfer, die links und rechts an
der dunklen Strasse liegen. Nach etwas über 3 Stunden sind wir
endlich zurück.