Düstere Zeiten

24.12.2023

Gegen Ende Jahr stelle ich fest, dass uns die Tagespresse das vergangene Jahr und seine Vorgänger immer öfter als düstere Zeit darstellen. Im heutigen Leitartikel des Tagesanzeigers Zürich gibt die Weltlage Anlass zur Sorge wie vielleicht nie in den letzten Jahrzehnten. Krieg, Klima, Putin und Trump werden dabei namentlich erwähnt. Fabian Renz greift dann gleich weit zurück ins 12./13. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung in die griechische römische Mythologie und zur Belagerung von Troja. Homers Iliya schildert Kriegsszenen während der Belagerung durch die Griechen. Renz macht dann gleich einen riesigen Sprung in der Geschichte und zitiert ohne zwischen Homer und Virgil Aeneis ein Gedankenstrich zu setzen dessen Epos zu Homer aus dem Jahre 29-19 vor Christus:
Ein Heil bleibt dem Besiegten allein, kein Heil mehr zu hoffen.

Den Artikel kann unter https://www.tagesanzeiger.ch/leitartikel-zur-weltlage-eine-duestere-zeit-und-doch-besteht-hoffnung-336083561285 gelesen werden.

Ich habe mir erlaubt ein paar Zeilen daraus zu kopieren um später im Text zu kommentieren:

Im Jahre 2023 ist im Nahen Osten ein neuer Konflikt entbrannt. Ein Konflikt der vorhersehbar war und ist und unmenschliches Handeln beider Seiten hervorruft unter dem nur einer leidet, die Bevölkerung.
Die russischen Aggressionen an der Grenze zur Ukraine lassen nicht nach. Die europäische Hilfe lässt nach und Russlands Diktator Wladimir Putin versucht seinen Machtbereich bis an die Schwellen Mitteleuropas auszudehnen.
Der Kampf, diesmal positiv, gegen die Klimaerwärmung stockt, die Konferenz in Dubai brachte Absichtserklärungen, aber keine konkreten Massnahmen hervor.
Migrationsströme nach Europa führen zu sozialen Spannungen und begünstigen den Aufstieg rechtsextremer Parteien.
Und, die grösste Gefahr droht der Welt aus den USA. Donald Trump will zurück an die Macht.

Die Hoffnung bestehe nur darin uns auf schwierige Zeiten einzustellen. Es gäbe wenige Lichtblicke, aber vielleicht in einem Jahr sieht es schon weniger düster aus.

Fabian Renz (ich kann ihn nicht Kollege nennen, da ich ihn persönlich nicht kenne) vergleicht unsere heutige Welt mit einer Geschichte aus der griechisch-römischen Mythologie, welche über Jahrhunderte von verschiedenen Intellektuellen immer wieder aufs neue aufgegriffen und behandelt wurde. Denn die Hoffnung im Menschen war uns ist immer präsent und bedeutet nicht nur zu hoffen, sondern auch zu warten, wie es das spanische Verb esperar einheitlich in einem Wort ausdrückt.

Was mich persönlich stört, ist, dass nach Pandemie, Klimaänderung, Verknappung der Rohstoffe, Lieferengpässen und überall herrschenden Kriegen nun unser heutiges Leben als hoffnungslos, katastrophal und bis hin zu unmenschlich dargestellt wird. In den letzten Tagen des ausklingenden Jahres werden wir mit Jahresrückblicken überhäuft. Netflix verrät mir welche Filme ich mir ansah, Spotify erstellt mir meine persönliche Hitparade und da sie wissen, dass mir mein persönlicher Jahresrückblick nicht reicht, werden mir weitere Hitlisten übermittelt, die auch meine Lieblingslieder beinhalten. Facebook bleibt nicht hinten nach und zeigt mir in regelmässigen Abständen, was ich vor einem, vor sieben und sogar zehn Jahren gepostet habe. Ich muss zugeben, es gibt dabei Erinnerungen, welche mich aufhorchen lassen und mich daran erinnern, dass die Zeit vergeht und in was für einem Tempo! Die vergangenen 23 Jahre zerrinnen wie ein Schneeball in meiner Hand, der durch die Wärme langsam aber sicher zu Match und später Wasser wird.

Die Zeit in der wir leben ist unsere Zeit. Sie ist nicht besser und auch nicht schlechter als die Zeit, welche die Menschen vor uns lebten und nach uns leben werden. In meiner Zeit kenne ich keinen Hunger, keinen Durst. Ich hatte alles, was ich wollte und ein bisschen mehr. Ich musste aber dafür kämpfen, arbeiten, sparen. Die Natur spielte schon immer verrückt. Überschwemmungen des Vierwaldstättersees im Frühjahr, trockene Sommer wechselten sich mit verregneten Ferien ab, herrlich goldiger Herbst, gefrorene Seen und Massen von Schnee bis in die Niederungen. Absage des Lauberhorn Rennens mangels der weissen Pracht. Starke Männer wie Tito, Stalin und Carter neben starken Frauen wie Queen Elisabeth, Simone de Beauvoir und Ophra Winfrey (Liste unvollständig).

Zeit der langen Haare, der kurzen Röcke, des Rock und des Pop. Schriftsteller von Hesse über Miller bis hin zu Albert Camus. Vieles wird bleiben, manches geht verloren und die neue Generation wird seine Zeit leben und geniessen. Neue Musik, neue Literatur und neue Lebensarten werden geboren.

Wichtig ist die Vergangenheit zu kennen um in der Gegenwart zu leben und somit die Zukunft zu gestalten. Es wird immer Reiche und Arme geben. Es gibt immer Herrscher und Beherrschte. Der Glauben an einen Gott, an ein Idol und an sich selber versetzt Berge. Schön war das 2023, ich freue mich auf 2024!

Ich glaubte es wäre ein Abenteuer, aber in Wirklichkeit war es das Leben!
Jospeh Conrad