Einreise Algerien
Bevor wir mit dem Camper das Zollgebäude am Hafen von Ghazaouet verlassen dürfen, werden unsere Pässe noch einmal kontrolliert. Jetzt brauchen wir noch die obligatorische algerische Haftpflichtversicherung. 2.150 Dinar im Monat werden fällig. Schnell ist die Police handschriftlich ausgefüllt und an die entsprechende Fahrgenehmigung geheftet.
Die Stadt Ghazaouet liegt an der westalgerischen Küste zwischen Cap Tarsa und der marokkanischen Grenze bei Saidia. Während der französischen Kolonialzeit hiess der Ort Nemours. Die Stadt liegt am Fusse der Gebirgskette Monts des Traras. Durch die Stadt fliessen der Oued el Mersa und andere kleine Wasserläufe, die hier ins Mittelmeer münden. Im Hinterland der Stadt befinden sich drei markante Erhebungen, die Berge Djebel Fillaousen (1136 m), Djebel Tadjra (861 m) und Djebel Zendal (613 m). An den küstennahen Berghängen prägen Eichen und Eukalyptusbäume den Baumbestand. Das Klima ist trocken und im Jahresverlauf relativ konstant. Das Hafengelände ist nur durch die Hauptstrasse getrennt. Wir stellen unser Fahrzeug direkt am Hafen ab, die Zufahrt ist geschützt, so dass nicht jeder das Gelände betreten kann.
Am Tag der Ankunft gibt es zwei weitere wichtige Dinge, die man als Reisender in einem fremden Land erledigen sollte: Internet und Geld.
Für das Internet ist es am einfachsten, eine lokale SIM-Karte zu kaufen. Es gibt mehrere Anbieter: Djezzy, Mobilis und Ooridoo. Zum Kauf den Reisepass mitnehmen! 40 MB gibt es schon für 1.500 Dinar im Monat. Nach dem Einlegen und Aktivieren der SIM erhält man viele Werbe-SMS auf Arabisch, die man einfach löschen kann. Wer länger als einen Monat im Land bleibt, sollte nicht vergessen, die Karte spätestens einen Tag vor Ablauf wieder aufzuladen.
Die
nationale Währung ist der algerische Dinar, DZD. 1 Dinar entspricht
100 Centimes.
Der Wechselkurs Anfang Dezember 2024 beträgt: 1 Euro =
140 Dinar. Allerdings gibt es in Algerien einen offiziell anerkannten
Schwarzmarkt, auf dem man für einen Euro stolze 250 Dinar bekommt!
Schwarzmarkt
klingt für uns Europäer nach Dunkelheit. Aber in Algerien ist er
neben dem offiziellen Geldwechsel bei einer Bank eine anerkannte
Möglichkeit, an Devisen zu kommen. In einem Ort wie Ghazaouet ist
der Markt nicht so sichtbar wie etwa in Algier, wo die Händler die
Strassen und Plätze rund um das Nationaltheater bevölkern. Aber ein
einfacher Trick ist es, zum Beispiel etwas essen zu gehen. Man fragt
den Wirt, ob er auch Euro nimmt, da wir noch keine Dirham haben. Wenn
er bejaht, fragt man nach dem Kurs und ob man vielleicht ein paar
hundert Euro wechseln kann. Wenn er kein Interesse hat, kennt er
sicher jemanden, der Devisen braucht und ins Restaurant kommt um
diese zu tauschen.
Warum gibt es diesen tolerierten Sekundärmarkt?
Egal, ob man als Privatperson oder als Geschäftsmann bestimmte
Importwaren kaufen möchte, muss man mit Devisen bezahlen. Algerier
können aber nicht einfach zur Bank gehen und Dirham in Devisen
wechseln. Der Höchstbetrag, den man wechseln kann, beträgt 100 Euro
und das auch nur, wenn man nachweisen kann, dass man ins Ausland
reist. Dieser sehr geringe Betrag wird nun auf 750 Euro pro Person
und Jahr erhöht, so dass der Sekundärmarkt weiterhin bestehen
bleibt.
Dirham
können nicht im Ausland umgetauscht werden, ausser vielleicht in
Tunesien. Auch die Ausfuhr ist nicht erlaubt, aber ein paar Scheine
und Münzen im Portemonnaie bei der Ausreise stören keinen
Zollbeamten. Pro Person dürfen 2'000 Euro eingeführt werden.
Geldautomaten gibt es in jeder Bank und mit etwas Glück kann man
auch mit ausländischen Karten Dirham zum offiziellen Kurs abheben.
Das Bezahlen mit Karte ist fast unmöglich. Einige internationale
Hotelketten und vielleicht einige Restaurants in Algier bieten
Kartenzahlung an.
Banknoten
gibt es zu 2'000, 1'000 und 500, Münzen zu 200, 100, 50, 20, 10 und
5.
Wir verlassen den Hafen und gleich rechts gegenüber befindet sich eine kleine Moschee und links daneben das Fischrestaurant La Marquise, das den ganzen Tag geöffnet hat. Die Fischrestaurants im Fischereihafen sind nur zum Mittagessen geöffnet, also von 11 Uhr bis ca. 15 Uhr. Der frische Fisch wird in einer Vitrine präsentiert. Dazu gibt es frischen Salat, Pommes frites und Brot. Getränke nur alkoholfrei. Kosten für ein Mittagessen pro Person ca. 2.000 Dinar. Nach dem Essen verlassen wir das Restaurant und wenden uns nach links zum Platz vor der ehemaligen katholischen Kirche, heute ein Kulturzentrum. Auf der alten Hauptstrasse biegen wir links ab und nach dem Markt rechts zum Telefonladen, um die SIM zu kaufen. Hier gibt es auch mehrere kleinere Supermärkte, in denen man sich für den ersten Tag mit Getränken und Essen eindecken kann.
Zurück am Hafen fahren wir zu unserem ersten Ziel Tlemcen, wo wir noch einige persönliche Dinge zu erledigen haben. Geradeaus fahren wir nach einer Linkskurve schon aus der Stadt heraus und nehmen die Strasse neben der im Bau befindlichen Autobahn. Das Fahren in Algerien ist etwas gewöhnungsbedürftig. Wo Polizei ist, werden Ampeln und Vorfahrt beachtet. Ansonsten gilt das Recht des Stärkeren und vor allem des Frecheren. Auf der Fahrt nach Tlemcen kann man sich sehr gut an die neue andere Art und Weise gewöhnen. Die Strassen sind breit, es geht gleich zweispurig den ersten Berg hinauf und der Verkehr ist nicht allzu stark. Vor Polizeikontrollen wird man durch den Gegenverkehr mit Handzeichen und Lichthupe gewarnt, oft mehrere Kilometer vor der eigentlichen Kontrolle. Die ersten Kilometer ruhig angehen lassen, überholen lassen, immer bremsbereit und wenn es doch mal zu viel wird, einfach anhalten, die Landschaft geniessen, dreimal durchatmen und weiter geht's. Am Ende ist es gar nicht so schlimm, wie es sich anhört.
Gewöhnungsbedürftig sind auch die Kreisverkehre, vor allem in den Städten. Wer im Kreis ist, hat Vorfahrt. Keiner weiss, wie man richtig im Kreis fährt, aber das sind wir ja schon von Spanien gewohnt. Ist man einmal im Kreis, wird die Vorfahrt auch respektiert, auch wenn die anderen Verkehrsteilnehmer ebenfalls in den Kreis drängen. Nach den ersten Kreisen weiss man langsam, wie es geht und es macht sogar Spass, die Hupe zu benutzen und sich sein Recht zu erkämpfen. Unfälle gibt es kaum, weil jeder weiss, wie der andere fährt. Also bitte nicht mitten im Kreis brüsk bremsen, der Unfall wäre vorprogrammiert. Wir wünschen allen eine gute und unfallfreie Fahrt.
Zum Schluss noch etwas zu den Preisen an der Tankstelle. Benzin, Diesel und Gas sind staatlich subventioniert und somit sehr billig. Die Preise haben sich, soweit ich mich erinnern kann, in den letzten 20 Jahren nicht geändert. 29,10 DH für einen Liter Diesel, 45,97 DH für einen Liter bleifreies Benzin und stolze 9 DH für LPG. An den meisten Tankstellen kann man auch Wasser tanken, das Auto waschen lassen und den Reifendruck messen.