Freiheit

30.07.2022

Aufgepasst, wir werden bestohlen. Es blieb uns wenig und nun werden wir noch unserer Freiheit beraubt.
Und wir, wer sind wir? Stumm gewordene Geschöpfe, jeden Tag mit weniger, jeden Tag mit weniger Worten der Gegenwehr. Dabei stehen wir im zweiten Sommermonat, August steht vor der Tür, Ferienzeit! Wir geniessen die Freiheit für ein paar Tage, ein paar Wochen nicht arbeiten zu müssen, tun und lassen dürfen, auf was wir das ganze vergangene Jahr Lust hatten. In den Bergen wandern, die Füsse ins Mittelmeer strecken, neue Welten auf anderen Kontinenten entdecken. Unsere täglichen Verpflichtungen bleiben auf der Seite liegen, wir geniessen den Urlaub mit gutem Essen, einem Glas Wein, mit Freunden und schliessen neue Freundschaften. Freiheiten, die wir ausnutzen, ohne zu merken, dass diese Freiheiten uns aufgezwungen werden und limitiert sind auf die Urlaubstage.
Das Wort Freiheit macht uns konfus. Früher war klar, wer frei ist, ist kein Sklave. Vor ein paar hundert Jahren, als die Sklaverei ihren guten Ruf verlor, schlug die Freiheit neue Wege ein. Wer nicht ein Gefangener war, wer nicht unterdrückt wurde, wer nicht in einem Staat, dessen Grenzen geschlossen blieben, lebte, der war frei. Freiheit wurde zum Lebenszweck, das Wort fand seinen Weg in Lieder, Bücher und in die grosse Revolution unserer Zeit. Liberté, égalité, fraternité! Die Freiheit kämpfte gegen den mächtigen französischen König. Die Freiheit bedeutete nicht zu tun, was einer alleine bestimmt, Freiheit wurde zum Kriegsruf der Unterdrückten. In ihrem Namen wurde gekämpft, gebrandmarkt, getötet, vergewaltigt, geplündert.
Wieviel Unrecht wurde im Namen der Freiheit verübt! 
In kommunistischen Staaten wurde die Freiheit zum Schutz des Volkes ausgerottet. In den demokratischen Staaten wurde die Freiheit weiterhin gefeiert, aber immer, soweit das Gesetzt es erlaubt. Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Handelsfreiheit, eingeschränkte Freiheiten! Und, natürlich, die Freiheit zur Arbeit, wo ein Unternehmer bestimmt, wann und wo du arbeitest und wann du in Urlaub darfst, Freiheit.
Die Freiheit hängt an der Wand der Jagdtrophäen im Büro des Geschäftsleiters, zusammen mit dem Wort Wandel, Wandel zum guten und neuen. Der Wandel wurde und wird uns als Fortschritt verkauft, wir glauben an den Fortschritt und merken nicht, dass dabei die Freiheit den kürzeren zieht.
Liberté, wie viele Verbrechen in deinem Namen! Es ist Zeit wieder für unsere Freiheit zu kämpfen, die Freiheit zurück zu gewinnen, ansonsten werden wir immer weiter unterdrückt und werden zu modernen Sklaven mit vorgegaukelter Freiheit.