Jürg Federspiel

20.04.2022

In seinem Buch "Geographie der Lust" erschienen 1989 beim Suhrkamp Verlag in Frankfurt wimmelt es nur so von Engeln aus der islamischen Dämonologie und der jüdischen Geheimlehre. Im Talmut steht, dass Engel niemals lachen. Auch nicht die Schutzengel Yahriel, Ichadiel und Elimiel, welche Jürg Federspiel seit Januar 2007 auf seinem Weg im Rhein begleiteten. Ob wohl auch einer der fünf Engel des Regens den Schriftsteller während seiner letzten Fahrt zur Seite stand? Sicher erwartete ihn der Engel Rumans, der, welcher alle guten und schlechten Taten der Verstorbenen notiert, bevor auch Federspiel vor die Engel Munkar und Nakir treten durfte, um die Schwelle zum Reich der Heerscharen zu überschreiten oder in der ewigen Hölle zu bleiben.

Dem Dämonenglauben kommt im Islam bis heute eine grosse Bedeutung zu. Für jeden gläubigen Muslim ist die Existenz von Geistern eine unbestrittene Realität. Die Dschinnen (Dämonen, Gei­ster) finden in der islamischen Lehre häufig Erwähnung. Ihnen ist sogar eine eigene Sure gewidmet und der Teufel gehört auch zu ihnen. Im vorislamischen Arabien glaubten Menschen an Naturgeister und Dämonen, die neben den Menschen lebten. So seien sie für Naturphänomene und Krankheiten, aber auch für den Schutz von Menschen verantwortlich.
Eine Volksgruppe im Hohen Atlas in Marokko glaubt, dass sich das Leben auf Erden under der Erde parallel abspielt. Jeder Mensch, jedes Tier, jedes Lebewesen hat unter der Erde einen Doppelgänger, einen Dschinn. Dieser macht und tut genau das gleiche, wie der Mensch über der Erde. Doch kann der Dschinn dem Menschen Streiche spielen. Dies aus Langeweile, aus Trotz, als Mahnung. Seinem eigenen Dschinn soll man Gutes tun. Sollte sich der Dschinn in seiner Gestalt unwohl fühlen wirkt sich dies umgehend auf den entsprechenden Menschen aus, er wird krank, stirbt. Aehnliches findet sich auch in der jüdischen Kabbala, alles was in Gott ist, findet sich auch im Menschen: wie oben, so unten.

Die jüdische Mythologie umfasst die Gesamtheit der Sagen, Mythen und Märchen des jüdischen Volkes. Die Charaktere der jüdischen Mythologie findet sich bereits im Tanach. Um viele hat sich eine über den biblischen Text hinausgehende Geschichtenwelt gebildet. In seinem Roman erwähnt Federspiel so um die zwanzig Engel und gibt ihnen eine Bedeutung oder erklärt den Auftrag, der jeder von ihnen hat. Leider stimmen nicht immer alle Angaben genau. So erklärt er Elimiel zum Schutzengel, ist aber nach der jüdischen Kabbala der Engel des Mondes. Elimiel ist somit der Mondgott und wird als die geistige Intelligenz des Mondes bezeichnet. Shekinah repräsentiert die weiblichen Attribute Gottes, wie richtig im Roman zitiert. Im Judentum ist Gott männlich, der Herr und Gott hat einen weiblichen Aspekt, die Shekinah.
Erwähnen wir noch einen Engel aus dem Islam, der ebenfalls im Roman erwähnt wierd. Ruman ist der Engel der über die Taten von Menschen berichtet, während sie in der Hölle sind. Er ist der Engel, der vor Munkar und Nakir erscheint und er ist derjenige, der den Toten sagt, schreibe nieder, was du in deinem Leben an schlechten oder guten Taten getan hast. Ein Stück Leichentuch kann dabei als Papier dienen. Wenn der Verstorbene dann seine Taten aufgeschrieben hat, dann führt der Engel diesen Toten mit dem Aufgeschrieben weiter. So ist Ruman ein Engel des Gerichtes, ein Engel des Karma. Ein Engel der bestimmt, wo jemand hinkommt.

Hier findet der Interessierte eine Liste mit über 1500 Engelnamen von A bis Z: Liste der Engel!