Lviv - Lemberg

02.06.2022

Von Lviv im Westen der Ukraine, nicht einmal 80 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, habe ich das erste Mal auf Instagram gehört. Die Bilder der Stadt, vor allem die Aufnahmen im Winter, faszinierten mich. Ich konnte mir gut vorstellen, dort einer meiner letzten europäischen Winter zu verbringen. Ich liebe weiße Winter in einer geschichtsträchtigen Stadt. Ein kleines gemütliches Zimmer auf den verschneiten Innenhof, wo mein Peugeot J9 Camper auf den Frühling wartet und auf die Weiterreise durch das faszinierende Ukraine bis ans Schwarze Meer.

Mit dem Krieg wurden meine Träume zu Staub. Die Hoffnung stirbt aber nicht, reden wir doch vom Winter 2024/25. Gelernt habe ich, dass träumen weiterhin erlaubt ist, nicht aber Pläne schmieden auf so viele Jahre hinaus.

Die Altstadt Lembergs gehört seit 1998 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Bauwerke der Renaissance, des Barocks, Klassizismus und Jugendstil beherrschen das Strassen- und Gassenbild. Ihr mediterranes Flair, im Schnee, diente als Kulisse sowjetischer Filmemacher, die lieber in Venedig oder Rom gedreht hätten. Die dem Löwen gehörende Stadt weist eine vielseitige Geschichte auf und gilt entdeckt zu werden.

Bis es soweit ist, vergnügt sich der Leser an Andrej Kurkows Roman, Jimi Hendrix live in Lemburg. Mit unterschiedlichen Romanfiguren streift der Leser durch die Gassen der Altstadt, fährt nachts mit dem Nierenstein-Arzt über holprige Strassen der Stadt und blickt mit ins Alter gekommenem Rocker und KGB Agent zurück in die Vergangenheit. Durch knarrende Treppenstufen finden Nachbarn zusammen, Wodka öffnet Münder unterschiedlichster Gestalten, aus deren Geschichten sich die Altstadt ein Meer erwünscht, aber sicherlich froh ist, wenn der Matrose ohne Schiff mit der Eisenbahn nach Odessa zurück kehrt und die Stadt von Möwen, Krebsen, Magnetfeldern und Algengeruch befreit.

Liviv, ich werde kommen, lass Dich vom Krieg nicht versauern, behalte Deine Stärke, bis bald, im Winter 2023/24!