Ostküste

20.01.2025

Das Wetter hat in den letzten Tagen nicht so mitgespielt, wie wir es uns gewünscht hätten, aber es ist Januar und die Natur und die Menschen sind dankbar für die Regentage der letzten Tage. Unser Plan, an dem einen oder anderen Ort etwas länger zu verweilen, fällt buchstäblich ins Wasser und so sind wir unserem Zeitplan um einige Tage voraus. Nach der verkürzten Besichtigung von Tiddis suchen wir die Hauptstrasse nach Skikda. Weiter geht es durch grüne Landschaften, vorbei an kleinen Dörfern. Anfangs wenig Verkehr, je näher wir Skikda kommen, desto mehr chinesische Lastwagen und Lieferwagen. Wir meiden die mautfreie Autobahn und bleiben auf der Nationalstrasse.

Das ehemalige Philippeville hat durch die Industrie und den künstlichen Hafen einen enormen Aufschwung erlebt. Wichtigster Arbeitgeber ist die Gasverflüssigungs-anlage, die neben Arzew bei Oran die Verschiffung des wichtigsten algerischen Exportartikels, des Erdgases, ermöglicht. Im März 1958 legte hier der erste Tanker mit 15.000 Tonnen Erdöl aus der Sahara nach Marseille ab.
Entlang der Bucht erstrecken sich in nordwestlicher Richtung schöne 3. An der Plage Militaire gibt es Fischrestaurants. Und genau das suchen wir. In den letzten Wochen gab es im Landesinneren keinen Fisch zu kaufen, oder wir waren vor Ort, wenn es auf dem Markt keinen frischen Fisch gab. Vor dem Restaurant La Sirene standen mehrere Luxusautos mit einheimischen Kennzeichen. Wir konnten mit unserem 35 Jahre alten Peugeot J9 gut dazwischen parken. Zwei Geschäftsleute, die das Restaurant verliessen, bestätigten uns, dass es hier sehr guten Fisch gäbe. So liessen wir uns neben dem Salat zunächst einen grossen Teller Garnelen schmecken, dann verschiedene Fischsorten, darunter auch einen Wolfsbarsch. Es schmeckte köstlich und die Rechnung von 5000 Dinar war für die gebotene Qualität und unseren Hunger nicht teuer.

Für die Nacht suchten wir uns einen Platz auf der anderen Seite bei den Marmorsteinbrüchen von Filfila. Im Badeort Larbi Ben M'hidi fanden wir einen schönen Platz direkt über dem Meer. Da im Januar natürlich nichts los ist, verbrachten wir die Nacht ohne externen Strom. Zum Einkaufen musste ich den Berg hinauf in eine Neubausiedlung, wo es auch kleine Supermärkte gab. Geschlafen haben wir mit Meeresrauschen im Hintergrund.

Am nächsten Tag fuhren wir früh entlang der Küstenstrasse zu unserer letzten Stadt, Annaba. Bône war für die Franzosen die Coquette, eine hübsche und damals moderne Stadt zwischen dem Mittelmeer und den bewaldeten Hügeln des Edough-Gebirges. Von 1832, als Bône von französischen Militäringenieuren eingenommen wurde, bis 1846, als die ersten Pläne für einen Hafen erstellt wurden, setzten die Ingenieure eher auf den Schutz als auf die Öffnung der Stadt zum Meer. Die Seefront, die als beunruhigende Grenze empfunden wurde, die Invasionen und das Eindringen von Fremden begünstigte, hatte immer mit den Nachteilen ihrer Grenzlage zu kämpfen. Die Ufer von Bônois blieben in den ersten zwei Jahrzehnten unverändert, mit Forts und Lazaretten, die der Stadt das Gesicht des französischen Archetyps einer militärischen und historischen Hafenstadt verliehen. Geblieben sind bis heute der Bahnhof, der direkt angrenzende modernisierte Hafen und dahinter der Boulevard mit seinen Cafés, Verwaltungsgebäuden, Banken, Hotels und Restaurants. Auf der linken Seite sind die Marktstrassen auch heute noch lebendig, auf der rechten Seite ist das Wohnviertel zum Teil stark verfallen. Die Altstadt erinnert an ihre glorreiche Zeit, aber der Besucher braucht viel Phantasie, um sich hier den alten Glanz Frankreichs vorzustellen. Die alten Kneipen sind alle geschlossen, hier und da erinnert eine Bierreklame an ihre Existenz. Die Gebäude rund um den Hauptplatz sind heruntergekommen, unter den Arkaden wird Müll verbrannt, um sich zu wärmen. Der Aufstieg in die etwas höher gelegene Altstadt führt an ärmlichen Wohnhäusern vorbei. Leere Baugrundstücke werden als Parkplätze genutzt. Es gibt zwar einen Verein zur Erhaltung der Altstadt, aber auch hier scheint die Regierung keine renovierte Altstadt zu wollen. Dahinter steht die moderne Fassade des Sheraton Hotels im krassen Gegensatz.

Auf einem Hügel, etwa vier Kilometer von der Altstadt entfernt, thront die 1890 erbaute Basilika St. Augustin über der Neustadt und einem alten französischen Industriegebiet. Von der Terrasse der Kirche hat man einen guten Blick auf die Ruinen von Hippo Regius