Ouled Nail
Der Sahara Atlas ist eine zum Atlasgebirge in Nordafrika gehörende Gebirgskette von knapp 1000 Kilometern Länge und befindet sich in Marokko und Algerien. Die Gebirgskette bildet die natürliche Nordgrenze der Sahara. Nördlich liegt das Hochland der Schotts, während südlich von ihm nur Wüste zu finden ist. Östlich geht das Gebirge ins Aurès Gebirge über und westlich wird die Kette durch die marokkanischen Gebirgsketten Hoher Atlas und Djebel Sarhro begrenzt.
Aufgrund
der Nähe der Wüste ist das Gebiet nur da lebensfreundlich, wo es
Wasser gibt. Oasen
und
die nur manchmal wasserführenden Wüstenflüsse, die Wadis
bilden die Möglichkeit von Siedlungen.
Die Stadt El
Djelfa mit
rund einer viertel Million Einwohner liegt als einzige grössere
Stadt direkt im Gebirge auf über 1100 Metern Höhe. Sie bildet den
wichtiger Handelsknotenpunkt für die Nomaden
und
Halbnomaden
der
Sahara.
Einer
dieser halbnomadischen Stämme, welche im Sahara Atlas leben, sind
die Ouled
Nail. Ihre
Zelte sind rot und schwarz gestreift. Sie leben von der Viehzucht,
vor allem Schafe und im Winter von der Herstellung herrlicher
Teppiche. Ihre Geschichte ist eng mit der gebirgigen Wüstenregion
verbunden und sie würden direkt vom Propheten Muhammed
abstammen.
Berühmt sind die Ouled Nail aber durch ihre jungen
Frauen, welche beruflich tanzen. Eine Tänzerin gilt als angesehener
Beruf, welche die jungen Mädchen ohne Behinderung ausüben können.
Meist verlassen sie auch für ein paar Jahre ihre Familie und leben
in den grösseren Städten im Norden des Landes, wo sie als
Tänzerinnen auftreten und sich mit Prostitution Geld verdienen.
Ihren Verdienst legen sie in Halsketten und Geschmeiden an und kaufen
sich eine Aussteuer, welche ihnen, wieder zu Hause, erlaubt, zu
heiraten.
Die Frauen tanzen paarweise. Typisch sind dabei ihre flatternden Hand- und Fingerbewegungen, kleine Schleifschritte zur Seite und nach vorne. Dazu das Gleiten mit dem Kopf.
Das
Auftreten der selbstbewussten und reich geschmückten
Ouled Nail Mädchen faszinierte bereits die Reisenden im frühen 20.
Jahrhundert. So schrieb Edward Johnsen im national Geographic:
"Die
Frauen der Ouled Nail, mit ihren goldbestickten Gewändern aus
leuchtendem Purpur, ihren weichen Seidenschalen aus dem zartesten
Blau, ihre breiten goldenen Gürtel mit unzähligen Ketten und
Gehängen, der Halskette aus Münzen, den Armreifen aus Silber und
Gold und dem schmuck bekrönten Haar ist die Verkörperung des
traumhaften Orients."
Während
der französischen Besatzung hatten die Tänzerinnen viele Freunde
unter den französischen Militärs. Nach der Kolonialzeit waren ihnen
aber nur noch Aufritte auf Stammesfesten im lokalen Rahmen erlaubt.
Aber noch heute gehen Mädchen der Ouled Nail der Tätigkeit als
Tänzerin in den Grossstädten nach. Die bekanntesten Tänzerinnen
und Sängerinnen leben in Bou Saada. Ihre Aufführungen beginnen mit
einer von Musikern angeführten Prozession. Auf der Bühne sitzen
Musiker und Tänzerinnen gemeinsam auf einer Plattform, während
Solisten und Tanzgruppen einzeln vortreten. Auch die Männer tanzen.
Sie führen einen Tanz mit Gewehren auf und verhüllen dabei ihre
untere Gesichtshälfte mit ihrer Kopfbedeckung.
Das
wichtigste Treffen der Ouled Nail Stämme ist der Teppich Markt in
Chellala. Einmal im Jahr treffen sich die Verkäufer und Käufer, um
die während den Wintermonaten angefertigten Teppiche zu handeln.
Dabei dürfen natürlich die Musik und die Tänzerinnen nicht fehlen.