Ouled Nail

03.04.2023

Der Sahara Atlas ist eine zum Atlasgebirge in Nordafrika gehörende Gebirgskette von knapp 1000 Kilometern Länge und befindet sich in Marokko und Algerien. Die Gebirgskette bildet die natürliche Nordgrenze der Sahara. Nördlich liegt das Hochland der Schotts, während südlich von ihm nur Wüste zu finden ist. Östlich geht das Gebirge ins Aurès Gebirge über und westlich wird die Kette durch die marokkanischen Gebirgsketten Hoher Atlas und Djebel Sarhro begrenzt.

Aufgrund der Nähe der Wüste ist das Gebiet nur da lebensfreundlich, wo es Wasser gibt. Oasen und die nur manchmal wasserführenden Wüstenflüsse, die Wadis bilden die Möglichkeit von Siedlungen. Die Stadt El Djelfa mit rund einer viertel Million Einwohner liegt als einzige grössere Stadt direkt im Gebirge auf über 1100 Metern Höhe. Sie bildet den wichtiger Handelsknotenpunkt für die Nomaden und Halbnomaden der Sahara.
Einer dieser halbnomadischen Stämme, welche im Sahara Atlas leben, sind die Ouled Nail. Ihre Zelte sind rot und schwarz gestreift. Sie leben von der Viehzucht, vor allem Schafe und im Winter von der Herstellung herrlicher Teppiche. Ihre Geschichte ist eng mit der gebirgigen Wüstenregion verbunden und sie würden direkt vom Propheten Muhammed abstammen.
Berühmt sind die Ouled Nail aber durch ihre jungen Frauen, welche beruflich tanzen. Eine Tänzerin gilt als angesehener Beruf, welche die jungen Mädchen ohne Behinderung ausüben können. Meist verlassen sie auch für ein paar Jahre ihre Familie und leben in den grösseren Städten im Norden des Landes, wo sie als Tänzerinnen auftreten und sich mit Prostitution Geld verdienen. Ihren Verdienst legen sie in Halsketten und Geschmeiden an und kaufen sich eine Aussteuer, welche ihnen, wieder zu Hause, erlaubt, zu heiraten.

Die Frauen tanzen paarweise. Typisch sind dabei ihre flatternden Hand- und Fingerbewegungen, kleine Schleifschritte zur Seite und nach vorne. Dazu das Gleiten mit dem Kopf.

Das Auftreten der selbstbewussten und reich geschmückten Ouled Nail Mädchen faszinierte bereits die Reisenden im frühen 20. Jahrhundert. So schrieb Edward Johnsen im national Geographic:
"Die Frauen der Ouled Nail, mit ihren goldbestickten Gewändern aus leuchtendem Purpur, ihren weichen Seidenschalen aus dem zartesten Blau, ihre breiten goldenen Gürtel mit unzähligen Ketten und Gehängen, der Halskette aus Münzen, den Armreifen aus Silber und Gold und dem schmuck bekrönten Haar ist die Verkörperung des traumhaften Orients."

Während der französischen Besatzung hatten die Tänzerinnen viele Freunde unter den französischen Militärs. Nach der Kolonialzeit waren ihnen aber nur noch Aufritte auf Stammesfesten im lokalen Rahmen erlaubt. Aber noch heute gehen Mädchen der Ouled Nail der Tätigkeit als Tänzerin in den Grossstädten nach. Die bekanntesten Tänzerinnen und Sängerinnen leben in Bou Saada. Ihre Aufführungen beginnen mit einer von Musikern angeführten Prozession. Auf der Bühne sitzen Musiker und Tänzerinnen gemeinsam auf einer Plattform, während Solisten und Tanzgruppen einzeln vortreten. Auch die Männer tanzen. Sie führen einen Tanz mit Gewehren auf und verhüllen dabei ihre untere Gesichtshälfte mit ihrer Kopfbedeckung.
Das wichtigste Treffen der Ouled Nail Stämme ist der Teppich Markt in Chellala. Einmal im Jahr treffen sich die Verkäufer und Käufer, um die während den Wintermonaten angefertigten Teppiche zu handeln. Dabei dürfen natürlich die Musik und die Tänzerinnen nicht fehlen.